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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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zugestoßen sein musste. Sein Handy läutete. Er nahm es aus dem Gürtel und blickte durch das vom Seewind beschlagene Fenster auf die Dünen.
    »Krüger«, vernahm er die aufgeregte Stimme der Anruferin.
    »Ich befinde mich in der Wohnung«, sagte er. »Alles spricht dafür, dass Frau Nasshofen das Apartment vor etlicher Zeit verlassen und nicht zurückgefunden hat.«
    »Mein Gott!«, stöhnte die Anruferin auf. »Was schlagen Sie vor?«
    »Ich habe nicht das Recht, mich hier nach Erklärungen umzusehen. Schalten Sie die Polizei ein. Machen Sie eine Vermisstenanzeige. Wenden Sie sich an Kommissar Meyers, Fredo Meyers. Sagen Sie ihm, dass ich in der Wohnung war. Sie erreichen ihn . . . «, Edo Betke blickte auf sein Handy, er hatte die Nummer gespeichert, »unter 04932/92980.«
    »Danke«, vernahm er.
    Der Hausmeister steckte das Handy in seinen Gürtel, studierte noch einmal zur Sicherheit die Türschlösser und verließ nachdenklich das Apartment.
     
    Am Dienstag, dem 4. September 2001, trieb der Nordwestwind mit Stärke 4 bis 5 tief hängende Seenebelschwaden über die Insel. Es war frisch an diesem Morgen. Im Revier auf der Knyphauser Straße griff Meyers zum Telefon und wählte die Nummer der Staatsanwaltschaftin Aurich. Eine Angestellte verband ihn mit dem Staatsanwalt.
    »Rehfeld«, vernahm er die Stimme des ihm unbekannten Juristen.
    »Meyers, Revier Norderney. Auf meinem Schreibtisch liegt die telefonisch durchgegebene Vermisstenanzeige einer Frau Elisabeth Krüger, Gattin eines Anwalts aus Düsseldorf. Sie sucht voller Sorgen nach dem Verbleib ihrer Freundin Hannelore Nasshofen, wohnhaft auf der Emsstraße, Eigentümerin des Apartments 24 im Haus Dünenblick.«
    »Herr Meyers, einen Moment bitte!«, antwortete der Staatsanwalt. Aus dem Hörer drang ein Rascheln und eine ferne Stimme.
    Sekunden später meldete sich der Staatsanwalt zurück. »Herr Meyers, gut, dass Sie anrufen. Frau Hannelore Nasshofen ist die Eigentümerin eines Mietshauses in Jever, das von zwei üblen Gesellen abgefackelt wurde. Bei einem der beiden soll es sich um ihren Hausverwalter gehandelt haben. Mein Kollege in Wilhelmshaven machte uns eine entsprechende Mitteilung. Er geht davon aus, dass sich die besagte Dame irgendwo im Süden Europas aufhält.«
    »Teilen Sie ihm mit, dass Frau Nasshofen ab heute als vermisst, vielleicht sogar als verschollen gilt. Ich werde mich in Begleitung des Hausmeisters in der Wohnung umsehen und anschließend zurückrufen«, sagte Fredo Meyers.
    »All up Stee«, antwortete der Staatsanwalt und legte auf.
    Der Kommissar trat an die Garderobe, zog die Wetterjacke über, stieg über die Treppe nach unten, meldete sich bei seinem Kollegen am Tresen ab, verließ dasGebäude, holte aus dem Ständer sein Hollandrad und radelte über die Tannenstraße zur Weserstraße. Fredo Meyers war schlank und hoch gewachsen. Er war Norderneyer, wie auch der Hausmeister.
    Edo Betke war von kleinem Wuchs. Er galt als ausgezeichneter Segler und Bootskenner und war ihr Berater, wenn es um Schiffe ging.
    Edo Betke trug den Blaumann. Auf seinem Kopf saß die Elbseglermütze. Er kniete auf der Auffahrt und verlegte herausgenommene Betonsteine. In einem Sandhaufen steckte ein Spaten. Von den Dünen drang das Rauschen der sich nähernden Flut.
    Fredo Meyers stieg vom Fahrrad. »He«, grüßte er und stellte das Rad ab.
    Betke erwiderte den unter Insulanern üblichen Gruß, erhob sich und strich mit den Händen den Sand von seiner Montur.
    »Gehen wir gleich los«, sagte er und begleitete den Kommissar zum Aufzug. Sie stiegen ein. »Vierte Etage«, sagte er und drückte den Knopf.
    »Wann hast du die Lady zuletzt gesehen?«, fragte Meyers.
    »Schwer zu sagen. Anfang März habe ich ihr Bügeleisen repariert«, antwortete er.
    Sie verließen den Aufzug. Betke entnahm der Tasche des Arbeitsanzuges das Schlüsselbund und öffnete die Tür.
    »Ich habe mich hier kurz umgesehen, als die Dame aus Düsseldorf anrief«, sagte er.
    Sie betraten den fensterlosen Korridor. Betke drückte den Lichtschalter. Meyers schaute sich um.
    »Vom Feinsten«, sagte er und schob die Wohnungstür auf.
    »Im Kühlschrank liegt vergammelter Proviant«, warf Betke ein und blieb im Türrahmen stehen.
    Da gab es nichts zu deuteln. Die alte Dame war weder in den Süden gereist, wie der gefüllte Kleiderschrank und die abgestellten Koffer und die Reisetasche vermuten ließen, noch hatte sie in ihre Wohnung zurückgefunden.
    Meyers trat an den Schreibtisch und
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