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1299 - Zeit der Bestie

1299 - Zeit der Bestie

Titel: 1299 - Zeit der Bestie
Autoren: Jason Dark
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vergessen. Oder ich zumindest.«
    »Ihr Mann nicht?«
    »Nein, Mr. Sinclair, mein Mann nicht. Das habe ich später erfahren, als er zurückkehrte. Er war wieder in London, und er kam direkt zu uns. Es gab für ihn ja keine andere Anlaufstelle. Er ist sofort gekommen, stand vor unserer Tür und…« Sie sprach nicht mehr weiter.
    »Was passierte dann?«, fragte Suko.
    »Ich weiß es noch ganz genau«, flüsterte Fiona. »Ich habe ihm geöffnet, und er erklärte mir, dass er wieder zurück wäre. Er… er… hatte sich völlig verändert. Ich habe Angst vor ihm bekommen. Zwar sah er aus wie mein Mann, aber er wirkte anders. Er strahlte etwas aus, das mir nicht gefallen konnte. Es war Kälte. Sogar Brutalität. Ich hatte den Eindruck, in ihm einen Menschenfeind vor mir zu sehen. Ja, anders kann ich es nicht sagen. Er war ein Menschenfeind. So etwas spürt man, wenn man sensibel ist. Da brauchte ich nur einen Blick in seine Augen zu werfen.«
    »Was taten Sie?«, fragte Suko.
    Mrs. Harris schaute Suko an. »Ich… ich konnte nichts tun, wirklich nicht. Aber ich habe mich daran erinnert, dass er mein Schwager ist und bat ihn ins Haus. Mein Mann hatte Dienst. Ich rief Donald an, der leider nicht sofort kommen konnte. Er war natürlich überrascht. Erst einige Stunden später traf er ein. So lange war ich mit Alec allein. Es war eine schlimme Zeit, Mr. Sinclair. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es gab kein Gesprächsthema zwischen uns. Da hatte sich schlichtweg eine unsichtbare Mauer aufgebaut. Er saß auf Ihrem Platz, Mr. Sinclair. Er hat Wasser getrunken, geschwiegen und sich so gut wie nicht bewegt. Höchstens mal seine Augen, das war alles. Wenn ich ihn anschaute, bekam ich Angst. Er strahlte auch weiterhin diese Bedrohung aus. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als endlich mein Mann zurückkehrte.«
    »Das glaube ich Ihnen gern«, sagte ich, »aber was passierte danach? Wie verhielten sich die beiden Brüder?«
    »Sehr seltsam.«
    »Wieso?«
    »Sie hatten sich erst nichts zu sagen. Oder sprachen nur wenig. Ich erfuhr noch, dass Alec eine Bleibe suchte und warnte meinen Mann davor, ihn hier bei uns wohnen zu lassen.«
    »Wie reagierte er?«
    Fiona Harris hob die Augenbrauen an. »Wie soll ich das sagen?«, murmelte sie. »Ich war später nicht mehr dabei und habe die Brüder allein gelassen, was ihnen auch recht war. Sie unterhielten sich stundenlang miteinander. Erst tief in der Nacht ging Alec wieder.«
    »Da waren Sie froh - oder?«
    Sie winkte mit einer müden Handbewegung ab. »Er ging nicht wirklich, Mr. Sinclair. Nicht so wie ich es mir vorstellte. Mein Mann hat seinen Bruder nicht auf die Straße geschickt. Er gab ihm eine Bleibe hier bei uns.«
    »Im Haus?«
    »Nein, das nicht. Hier auf dem Grundstück steht ein Geräteschuppen. Dort konnte sich Alec einquartieren.«
    »Waren Sie damit einverstanden?«
    »Nicht wirklich. Was blieb mir anderes übrig? Ich konnte mich nicht querlegen. Es ist schließlich der Bruder meines Mannes. Ich konnte ihn nicht einfach fortschicken. Mein Mann hätte mir schon etwas anderes gesagt.«
    »Hatten Sie denn später Kontakt zu Ihrem Schwager?«, erkundigte ich mich.
    »Nein, den hatte ich so gut wie nicht. Oder nur auf ein Minimum begrenzt.«
    »Ja, das verstehe ich. Was tat Alec denn? Hat er sich auffällig benommen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich war ja nicht bei ihm. Aber es gab schon jemand, der sich auffällig benahm oder sich verändert hatte. Das ist mein Mann gewesen, Mr. Sinclair. Er erlebte dann eine Veränderung, und damit hatte ich meine Probleme. Er wurde stiller, verbissener. Er ging öfter zu seinem Bruder und war nie besonders glücklich, wenn er von ihm zurückkehrte.«
    »Haben Sie Fragen gestellt?«
    »Ja, Mr. Sinclair. Ich bekam keine oder nur ausweichende Antworten. Da wurde nichts gesagt, was mich weitergebracht hätte. Mein Mann erzählte mir nichts, aber ich merkte sehr schnell, dass ihm der Umgang mit seinem Bruder nicht gut tat. Donald veränderte sich. Er wurde verschlossener. Er grübelte viel. Er träumte schlecht. Ich wusste, dass er große Probleme hatte. Ich wollte ihm auch helfen, doch er lehnte jede Hilfe ab. Es hing aber mit seinem Bruder zusammen. Nur einmal kam er etwas aus sich raus. Da hatte er zu viel getrunken und sprach davon, dass Alec ein grausames Schicksal hinter sich hatte. Er hatte sich in der Welt herumgetrieben und dabei einen Menschen getroffen, der anders war.«
    »Wie meinte er das?«
    »Nicht nur als Mensch. Einer mit
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