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1297 - Das Blutsee-Quartett

1297 - Das Blutsee-Quartett

Titel: 1297 - Das Blutsee-Quartett
Autoren: Jason Dark
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rutschte allerdings daran ab und verschwand.
    Paolo dachte nicht mehr an seine Umgebung und auch nicht an das Grauen, das sich darin verbarg.
    Er wollte nur weg, und er riss die Maschine so hart hoch wie möglich. Es war für ihn wie eine Flucht aus einer verdammten Hölle, die sich mitten in der normalen Welt befand.
    Grau zeigte sich der winterliche Himmel. In dieses Grau hinein jagte der Heli wie ein Rieseninsekt aus Metall. Das Gesicht des Piloten war durch die erlittene Anstrengung noch immer verzerrt. Auch in den Augen malte sich die Furcht ab, doch er hatte das Schlimmste hinter sich und war dem Grauen entkommen. Noch bevor er die tief liegende Wolkenbank erreichte, fing er sich wieder und nahm sich vor, die Szene aus sicherer Entfernung zu beobachten.
    Cotta flog einen Kreis und ging dabei tiefer, weil er eine bessere Sicht bekommen wollte.
    Unter ihm war die Landschaft die gleiche geblieben. Er sah den dunklen See, die zahlreichen Steine in der Nähe, und er sah das mörderische Quartett aus dem Blutsee.
    Die Frauen und Männer standen noch dort zusammen, von wo aus der Helikopter gestartet war. Sie hatten die Köpfe zurückgelegt, um besser in die Höhe schauen zu können. Sie verfolgten seine Flucht, und Paolo schrie ihnen Worte entgegen, die sie nicht hörten, die er zudem selbst nicht richtig verstand.
    Aber er wollte es noch mal wissen. Zur Riege der Kunstflieger gehörte er zwar nicht, aber seinen Heli beherrschte er perfekt, und das wollte er ihnen beweisen.
    Er flog zwar den Kreis, doch er verlor zugleich an Höhe. Er wollte dicht über ihre Köpfe hinwegfliegen.
    Er musste ihnen beweisen, dass er noch Herr im Hause war.
    Er hatte das Gefühl, in einem Sturzkampfflugzeug zu sitzen, als er sich dem Boden näherte. Dabei flog er so dicht über den See hinweg, dass der Luftzug auf der Oberfläche Wellen hinterließ. Wieder entstanden Wellen, die auf das Ufer zuglitten. Die Mitte des Sees wurde aufgewühlt, dann die Flüssigkeit in der Nähe des Ufers, und Sekunden später raste er über die Köpfe hinweg.
    Cotta imitierte das Geräusch von Schusssalven. Er wünschte sich, dass die vier Körper von Garben durchlöchert wurden und wie Puppen zu Boden fielen, um sich nie mehr zu erheben.
    Der Gefallen wurde ihm leider nicht getan. Aber die Wesen schwankten schon unter den harten Luftstößen, die sie erreichten, nur passierte sonst nichts mit ihnen.
    Dicht vor einem Hügelhang riss der Pilot seinen Hubschrauber wieder in die Höhe. Und jetzt jubelte er auf. Die Erleichterung brach sich freie Bahn in einem Jubelschrei. Geschafft! Ich habe es geschafft!
    ***
    In der Station starrte man Paolo Cotta an wie einen Geist. Man schien mit seinem Erscheinen schon gar nicht mehr gerechnet zu haben, obwohl keine Vermisstenmeldung abgegeben worden war. Die meisten Mitarbeiter hatten sich entlang des Rollfelds versammelt, und als die Rotorenblätter allmählich ausliefen, löste sich der Einsatzleiter mit langen Schritten aus der Gruppe.
    Er hatte sich ausbedungen, Cotta allein zu sprechen. Er wollte ihm den Kopf waschen, hatte sogar schon an eine Entlassung gedacht und war unwahrscheinlich sauer.
    Der Mann hieß Emilio Ricone. Er war nicht besonders groß geraten, dafür untersetzt. Zudem fehlten ihm trotz seiner noch recht jungen Jahre ein Großteil der Haare.
    Ricone wusste, dass sich seine Mitarbeiter über ihn lustig machten. Jedoch nur hinter seinem Rücken, denn Emilio war für seine Tobsuchtsanfälle bekannt. Auch jetzt stand er wieder dicht davor, durchzudrehen. Wie er über den Beton stampfte, erinnerte er an ein wütendes Rumpelstilzchen.
    Er wollte den Einstieg in seiner großen Wut aufreißen, aber Cotta kam ihm zuvor.
    Ricone stoppte. Er war von der Aktion leicht überrascht worden und hatte vergessen, was er sagen wollte. Er schnappte ein paar Mal nach Luft. Er wollte schreien, doch Paolo Cotta kam ihm zuvor, in dem er sagte: »Ich lebe noch.«
    Ricone ließ Dampf ab. »Das sehe ich. Und ich habe auch mit nichts anderem gerechnet.« Die Wut rötete sein Gesicht. »Aber du wirst uns was zu erzählen haben, und nicht wieder so einen Mist wie vorhin.«
    Paolo blieb die Ruhe selbst. Er ließ sich nicht beirren und schnallte sich zunächst mal los. Dann räusperte er sich, und er nickte dem Einsatzleiter zu. »Es war kein Mist, Emilio.«
    Ricone schrie auf, obwohl es ein Lachen sein sollte. »Was sagst du da? Kein Mist? Das ist…«
    »Die Wahrheit gewesen.«
    Wieder lachte Ricone. »Ein Blutsee, wie? Aus dem
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