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1297 - Das Blutsee-Quartett

1297 - Das Blutsee-Quartett

Titel: 1297 - Das Blutsee-Quartett
Autoren: Jason Dark
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»Das riecht nach Ärger, das ist gar nicht gut!«
    Paolo Cotta sprach mit sich selbst. Etwas anderes war auch nicht möglich, denn er saß allein im Hubschrauber und fungierte als Pilot. Offiziell sollten die Flüge durch einen Co-Piloten abgesichert werden, aber sein Kollege aus dem Norden hatte Durchfall bekommen und war krank geschrieben. Er schob es auf das verdammte kalabrische Essen, das Magen und Galle bei ihm immer wieder durcheinander brachte.
    So war Cotta allein losgeflogen. Direkt in die kalabrischen Berge, um Messdaten zu erfassen. Der Hubschrauber war mit entsprechenden Instrumenten ausgerüstet. Er nahm Messungen aus der Luft vor, die in dieser Zeit ungemein wichtig waren. Die Region im südlichen Italien zitterte. Die Menschen fürchteten sich vor Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Der Ätna hatte mal wieder bewiesen, wie klein Menschen werden konnten, wenn die Mächte der Natur sich befreiten.
    Es gab die Vulkanforschung, aber hundertprozentig sicher war sie nicht. Die Menschen arbeiteten daran, nur schafften sie keine ganz genauen Voraussagen, auch wenn modernste Messmethoden bemüht wurden wie eben die Technik, mit der diese Flugmaschine ausgerüstet war.
    Cotta flog in die Berge. Das tat er nicht freiwillig. Seine Route war genau festgelegt. Er musste die Stellen überfliegen, die als besonders gefährdet galten. Die hochempfindlichen Kameras machten Aufnahmen vom Boden, sie kontrollierten alles, sie registrierten jede Veränderung. Andere Geräte zeichneten Schallwellen auf, die sich unterhalb des Erdbodens ausbreiteten. Wieder andere maßen die Temperaturen, was ebenfalls sehr wichtig war, und alle Daten wurden abgespeichert.
    Paolo Cotta war ein guter Pilot. Er war 40 und gehörte zu den Routiniers im Team. Einer wie er ließ sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen, und er war davon überzeugt, die Flüge auch allein durchziehen zu können.
    Der Ärger, den er befürchtete, war noch nicht eingetreten. Es gab offen auch keinen Grund, denn wenn er nach unten schaute, sah er nichts, was auf eine Veränderung hingewiesen hätte.
    Unter ihm lag die karge und bergige Landschaft Kalabriens mit ihren wenigen Städten und Ortschaften. Das untere Ende des Stiefels wurde oft genug als das vergessene Land bezeichnet. Ob das so stimmte, konnte er nicht bestätigen, denn er stammte aus dieser Gegend und fand sie gut. Es war auch jetzt für ihn noch immer ein Genuss, über die Landschaft zu fliegen, die im Frühling so herrlich grün sein konnte. Monate später leider auch total verbrannt von der sengenden Sonne. Und jetzt - im Dezember - hatte der Winter Einzug gehalten. Da waren die Temperaturen gefallen, allerdings noch immer sehr warm, wenn man sie mit denen im Norden des Landes verglich, wo die Alpen eine große Mauer bildeten.
    Der farbige Hubschrauber fiel unterhalb des grauen Himmels durchaus auf. Er sah aus wie ein riesiges schillerndes Insekt, das durch die Luft schwebte und dessen. Rotorenblätter hin und wieder aufblitzten, wenn sie von einem fahlen Sonnenstrahl getroffen wurden.
    Es schien, als hätte sich die Sonne versteckt, um nicht in die öden Täler und karstigen Berge hineinleuchten zu müssen. Wenn er Orte überflog, dann waren sie nie groß. Man konnte sie als Kaffs oder Dörfer bezeichnen. Viele wirkten wie verlassen. Sie schmiegten sich zumeist in die Mulden hinein, breiteten sich manchmal auch auf irgendwelchen Plateaus aus.
    Wenn eben möglich, behielt der Pilot eine bestimmte Höhe bei. Seine Geräte waren eingestellt. Sie arbeiteten automatisch. Es gab keine Fallwinde oder böse Schläge an den Seiten. Cotta erlebte das, was man einen ruhigen Flug nannte.
    Dennoch wollte das Gefühl nicht weichen.
    Er ärgerte sich darüber und war nicht in der Lage, es zu unterdrücken. So flog er weiter über die einsame Landschaft hinweg in Richtung Osten. Wenn er die Küste erreicht hatte, würde er drehen und zurückfliegen. Sizilien war nicht sein Ziel. Für die Insel waren andere Stellen zuständig, aber bei diesem Wetter würde er die Insel sehen können und auch die Rauchwolke, die noch immer über dem Ätna stand und die Menschen davor warnte, dass der Vulkan jeden Tag wieder ausbrechen konnte.
    Manche Berge sahen so schroff aus, als wollten sie alles, was sich auf ihren Graten bewegte, aufschlitzen. Andere wiederum zeigten weiche Buckel und liefen an ihren Seiten lang aus. Zumeist waren die Flächen mit Geröll bedeckt, auch Vulkangestein, das vor langer Zeit mal aus der Tiefe der Erde
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