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1297 - Das Blutsee-Quartett

1297 - Das Blutsee-Quartett

Titel: 1297 - Das Blutsee-Quartett
Autoren: Jason Dark
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in die Höhe geschleudert worden war.
    Cotta hätte auch als Fremdenführer fungieren können, so gut kannte er die Gegend. Was für andere Menschen ein Rätsel war, lag unter ihm wie ein offenes Buch, in das er immer wieder hineinschaute.
    Er kannte bestimmte markante Punkte, er wusste genau, wo er hinkam, wenn er in eine bestimmte Richtung flog und wartete schon darauf, den kleinen See zu sehen, der einsam zwischen den Bergen lag.
    Es war ein namenloses Gewässer. Auf keiner Landkarte war eine Bezeichnung zu finden. Es gab den See, der wie ein Fleck im hügeligen Teppich der Landschaft aussah, und damit hatte es sich.
    Er lag zudem sehr einsam. Der nächste Ort befand sich Kilometer entfernt, und ob in diesem Gewässer jemand badete, stand auch in den Sternen. Auf seiner Tour musste ihn Paolo immer wieder überfliegen. Er blickte auch jedes Mal nach unten, und wie immer spürte er es kalt den Rücken hinabrinnen, wenn er einen Blick auf die Oberfläche warf. Den Grund für dieses Gefühl kannte er nicht. Es gab ihn einfach, und er schien von diesem verdammten Gewässer auszugehen.
    Von allen Seiten war der See von Bergen umgeben. Nicht sehr hoch, auch mit weichen Flanken versehen, auf denen nicht zu viel Geröll lag. Und trotzdem war der Boden nicht glatt, sondern aufgerissen und spaltig. Auch diese Landschaft gehörte zum Vulkanwesen. Zudem war der See ebenfalls das Überbleibsel einer Eruption.
    Er rückte näher. Von der Westseite flog Cotta ihn an. Seine Unruhe steigerte sich. Noch immer sah er keinen Grund. Er wusste auch nicht, worauf er das alles schieben sollte. Der Blick in die Tiefe zeigte ihm an, dass alles normal war.
    Das große Metallinsekt huschte über die letzte Hügelkuppe hinweg, danach lag das Gewässer frei unter dem Hubschrauber.
    Cotta schaute in die Tiefe. Er tat es immer. Es reichte ein Blick, um zufrieden zu sein. Er konnte nicht behaupten, dass ihm das Gewässer gefiel, das Wasser schimmerte eigentlich stets dunkel, und er konnte sich auch vorstellen, dass sich jemand vor dem See fürchtete, doch was er jetzt zu Gesicht bekam, irritierte ihn schon.
    Die Oberfläche des Sees hatte sich verändert!
    Paolo schüttelte den Kopf. Er schaute noch einmal hin, um sich zu vergewissern, dass er sich nicht geirrt hatte.
    Nein, er war keinem Irrtum erlegen. Das Wasser hatte sich verändert, und zwar auf eine dramatische Art und Weise. Es war dunkler geworden, viel dunkler, als wäre es eingefärbt.
    Cotta musste schlucken. Plötzlich erinnerte er sich wieder an sein komisches Gefühl, aber er merkte auch, dass eine gewisse Neugierde in ihm hochstieg.
    Das Institut hatte ihn angehalten, Veränderungen auf den Grund zu gehen, wenn es möglich war. Und hier war es möglich. Er wollte sich das Wasser genauer anschauen.
    Er hatte die andere Seite des Sees schon fast erreicht, als er seine Maschine herumzog und das Ufer jetzt schräg an seiner rechten Seite sah. Ein zeitliches Limit für seine Flüge war ihm nicht gesetzt, und so flog er wieder zurück. Diesmal tiefer und auch langsamer.
    Er kannte die Oberfläche. Er wusste, dass bei dieser Höhe durch den Wind der Rotorblätter eigentlich viele Wellen hätten entstehen müssen, doch das war nicht der Fall. Es gab zwar Wellen, doch sie wirkten anders, weil sie sich langsamer bewegten, als wäre das Wasser kein Wasser mehr, sondern eine andere Flüssigkeit.
    Cotta lachte auf. »Das gibt es doch nicht!«, flüsterte er. »Das ist einfach unmöglich!«
    Er ging noch tiefer. Sehr langsam senkte er die Maschine der Oberfläche des Sees entgegen. Der Wind peitschte jetzt über das Wasser. Die Wellen hätten höher schlagen müssen, was sie jedoch nicht taten.
    Sie bewegten sich zwar, doch ihre Trägheit verschwand nicht, und ebenso träge schwappten sie auch den Uferstreifen entgegen, wo sie allmählich ausliefen.
    Paolo erinnerte sich daran, dass er sich schon beim ersten Überfliegen gewundert hatte. Das Gefühl verging allmählich und schuf einem anderen Platz. Er spürte ein leichtes Magendrücken. Irgendwas stimmte mit dem Gewässer nicht. Es hatte sich einfach zu stark verändert, und Cotta überlegte, was er tun sollte.
    Es gab gewisse Vorschriften, wie man sich in ungewöhnlichen Situationen verhielt. Die kannte er alle.
    Er hätte sich jetzt mit der Zentrale in Verbindung setzen können, um seine Entdeckung zu melden.
    Okay, das war die eine Seite.
    Die andere war ihm allerdings auch bekannt. Es konnte durchaus sein, dass man ihn in der Zentrale
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