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1297 - Das Blutsee-Quartett

1297 - Das Blutsee-Quartett

Titel: 1297 - Das Blutsee-Quartett
Autoren: Jason Dark
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nicht für normal halten.
    Die Gegend hier kannte er ausschließlich von oben. Er war nie hier gelandet, um sie anzuschauen. Er kannte auch den Namen des Sees nicht, der offiziell auch keinen besaß, denn er war namentlich nicht auf der Karte eingezeichnet.
    In die Dörfer war er auch nicht gekommen, um nach dem Gewässer zu fragen. Die Menschen, die hier lebten, blieben für ihn einfach nur Fremde. Er tat seinen Job und war froh, wenn er in Reggio landen konnte.
    Man hatte ihm nicht geglaubt. Jetzt wünschte er sich den Chef an diesen Platz. Der hätte bestimmt große Augen bekommen, so wie Paolo Cotta.
    Noch war nichts zu sehen. Die dicke Flüssigkeit hielt alles versteckt, aber das Schwappen der Wellen nahm zu. Die Kreise auf dem Gewässer breiteten sich aus. Der Druck aus der Tiefe verstärkte sich, und ohne dass er es wollte, ging Cotta einen Schritt auf das Ufer zu, um besser sehen zu können.
    Er näherte sich dem Ziel nicht weiter. Aber er musste einfach genauer hinschauen. Etwas durchbrach die Oberfläche!
    Cotta hätte beinahe einen Schrei ausgestoßen. Im letzten Augenblick hielt er sich zurück. Er wollte sich nicht verraten. Er hatte sich auch keine Gedanken darüber gemacht, was aus der Tiefe hochsteigen würde. In einer Masse wie dieser schwammen bestimmt keine Fische. Da konnten überhaupt keine Lebewesen existieren, aber was war es dann, was sich dort unten bewegte?
    Es war da. Ein Bild, das Cotta nie vergessen würde. Die Oberfläche bäumte sich auf. Aus der Tiefe schien ein Korken zu steigen, der noch für einen Moment eine blutrote Farbe zeigte, die dann aber an diesem Gegenstand herab nach unten rann.
    Es war ein Kopf mit einem Gesicht!
    Ein Mensch!, schrie es in Cotta. Verdammt noch mal, das ist ein Mensch. Ein Mann. Doch wie, zum Teufel, war es möglich, dass er in dieser Masse überlebte? Er hätte längst ertrunken oder erstickt sein müssen, doch er lebte, und er schüttelte sogar den Kopf, um sich von den Blutstropfen zu befreien.
    Der Kopf blieb. Nicht mehr. Nur er ragte wie ein Korken aus dem Wasser. Haare wuchsen nicht darauf. Eine Glatze wurde dem Beobachter präsentiert. Das Gesicht wirkte künstlich, und genau dieser Gedanke hakte sich bei Cotta fest.
    Das war möglicherweise kein Mensch, sondern ein künstliches Geschöpf. Vielleicht auch eine Schaufensterpuppe, die durch irgendwelche Umstände an die Oberfläche getrieben worden war. Jedenfalls sah er die Gestalt als nicht menschlich an, trotz ihres Aussehens.
    Sein Herz schlug so schnell wie damals bei seinen ersten Flugstunden.
    Er sah nur den Kopf. Keine Schulter, keinen Körper, keinen Hals. Er lag auf der Oberfläche, doch er war nicht der einzige, der sich in dieser Masse befinden musste.
    Es gab weitere Bewegungen. Kreise, Wellen, jetzt sogar stärker als zuvor. Da versuchten sie, sich gegenseitig einzuholen. Sie überlappten, sie schwappten vor und zurück, und der nächste Schrei blieb ihm ebenfalls im Hals stecken, denn dicht vor dem ersten Kopf schoss der zweite in die Höhe.
    Beide glichen sich. Auch dieser Schädel besaß keine Haare. Der gleiche Ausdruck im Gesicht, diese komische Glätte, an der jetzt das Blut herablief, als bestünde die Haut aus Marmor.
    Bei der zweiten Gestalt sah Cotta einen Teil des Halses, weil der Mann seinen Kopf nach hinten gedrückt hatte. Und er hatte seinen Mund weit aufgerissen, die Zunge vorgestreckt, als wollte er irgendetwas auffangen.
    Im Mund, am Ohr und auf dem Kopf glänzte etwas. Genau zu erkennen war es nicht. Es konnte sich um Ringe handeln, die in das Fleisch gedrückt worden waren. Ein gepiercter Typ, der ein Zwilling des anderen hätte sein können.
    Beide blieben in ihren Positionen. Niemand kümmerte sich um den heimlichen Beobachter am Ufer.
    Die beiden taten nichts und hatten trotzdem genug mit sich selbst zu tun.
    Cotta war längst der Gedanke gekommen, dass die Männer auf etwas warteten, denn die Flüssigkeit war noch immer nicht zur Ruhe gekommen.
    Da gab es noch weitere Personen im See. Davon war Paolo Cotta inzwischen überzeugt.
    Eine neue Welle entstand. Zwischen den beiden männlichen Gestalten wallte die Masse in die Höhe, und dann schoss der nächste Kopf aus der Masse.
    Diesmal war es eine Frau!
    Lange dunkle Haare, die wie Teersträhnen an ihrem Kopf klebten, nach unten hingen und sich auf den beiden Schulterseiten ausbreiteten. Über das Frauengesicht rann das letzte Blut oder was immer es sein mochte nach unten. Der Mund war verzerrt, stand leicht offen,
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