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1297 - Das Blutsee-Quartett

1297 - Das Blutsee-Quartett

Titel: 1297 - Das Blutsee-Quartett
Autoren: Jason Dark
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erreichen.
    Zwei Finger tunkte er hinein. Sekundenlang ließ er sie in der Flüssigkeit. Er wollte spüren, ob sich etwas veränderte. Wasser war es nicht, mehr Öl, aber das traf ebenfalls nicht zu, das sah er, als er seine Finger wieder aus der trägen Flüssigkeit zog.
    Sie waren rot!
    Nicht so, als hätte man sie mit einer Farbe beschmiert. Was da an seiner Haut klebte, konnte er gut und gern als schlierenhaft und auch flüssig bezeichnen. Es rann an der Haut nach unten, und diese Flüssigkeit war so dick wie Blut.
    Paolo Cotta hob die beiden Finger bis dicht vor seine Nase. Er wusste nicht genau, wie Blut roch, er kannte nur den Geschmack. In diesem Fall traute er sich nicht, an der Flüssigkeit zu lecken, er musste sich mit dem Geruch abfinden.
    Mein Gott!
    Es war ein Ausruf, der nur in seinen Gedanken stattfand, aber Cotta kannte jetzt die Wahrheit. Im See schwappte kein Wasser mehr. Es hatte sich in Blut verwandelt…
    ***
    Der Pilot saß starr auf der Stelle, bis er merkte, dass ihm diese Haltung nicht gut tat und er sich langsam erhob, wobei er das Ziehen in seinen Knochen spürte.
    Welche Gedanken da durch seinen Kopf wirbelten, konnte er nicht sagen. Er war völlig durcheinander, ihm war heiß und kalt zugleich.
    Sein Blick klärte sich wieder, und so schaute er nach vorn über den Blutsee hinweg.
    Es gab keine Wellen. Das Gewässer lag völlig glatt vor ihm. Nicht der leichteste Windhauch fuhr über die Oberfläche hinweg. Wie rot angestrichener Beton lag das Wasser vor ihm.
    Es dauerte wirklich seine Zeit, bis es dem Mann wieder gelang, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Das kalte Gefühl schüttelte ihn durch. Er zitterte.
    Mit einem Mal kam ihm die Umgebung des Sees auch nicht mehr so normal vor. Etwas war anders geworden. Viel fremder und auch unheimlicher. Die Hügel am Ufer warfen Schatten, die sich auf der Oberfläche wiederfanden. Das Gestein kam ihm kalt vor. Es wuchs keine Pflanze in der Nähe. Er sah kein Gras, keinen Baum.
    Es gab nur den See, die Berge und somit eine fürchterlich kahle Landschaft, die eher auf einen fremden Planeten gepasst hätte.
    Jetzt merkte er auch, dass von der Oberfläche des Sees der Geruch von Blut aufstieg.
    Cotta drehte sich um. Er wollte nicht länger auf den See schauen. Er wollte auch nicht darüber nachdenken, was sich möglicherweise darin verbergen konnte. Er war einem Phänomen begegnet, für das er keine Erklärung fand.
    Cotta überlegte, wie oft er schon über den See hinweggeflogen war. Er kannte die Strecke ja wie im Schlaf, nur konnte er sich nicht an eine derartige Veränderung erinnern. Die musste erst vor kurzem eingetreten sein, denn diese Farbe hatte er beim Überfliegen nie zuvor gesehen.
    Da war etwas passiert. Aber was? Er grübelte über eine Erklärung nach. Zwar war er kein Vulkanologe, doch er konnte sich leicht vorstellen, dass diese Veränderung aus dem Innern der Erde an die Oberfläche gedrungen war. Das Blut musste sich dort in einem unterirdischen Becken gesammelt haben und dann durch eine Eruption an die Oberfläche gelangt sein.
    Eine andere Erklärung gab es für ihn nicht. Ob sie der Wahrheit entsprach, wusste er nicht, denn er war kein Fachmann.
    Als er den Hubschrauber erreichte, wischte er zunächst den Schweiß von seiner Stirn. Dann dachte er darüber nach, was er unternehmen sollte. Er hätte in seine Maschine steigen und wieder wegfliegen können. Das wollte er auch tun, aber zuvor musste er sich mit der Zentrale in Verbindung setzen, um seine Meldung durchzugeben. Dort würde man reagieren und einige Fachleute anfliegen lassen.
    Die Idee fand er am besten. Außerdem war Cotta verdammt neugierig und wollte bei den ersten Untersuchungen möglichst dabei sein.
    Er stieg wieder in seine Maschine und funkte die Zentrale an. Wie immer war die Verbindung nicht besonders gut, doch an die Rauschgeräusche hatte er sich schnell gewöhnt.
    »Ich bin es, Paolo.«
    »He, was ist los?«, hörte er die verwunderte Stimme des Einsatzleiters. »Du bist doch noch nicht zurück, denke ich.«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    »Gibt es ein Problem?«
    Paolo Cotta schaute durch die Scheibe auf den ruhig daliegenden See. Zur Mitte hin hatten sich jetzt dunkle Inseln gebildet, als wären sie aus schwarzer Farbe hinterlassen worden.
    »Ja, ich habe ein Problem.«
    »Mit der Maschine?«
    »Nein.«
    »Was ist es dann?«
    Paolo musste lachen, was er gar nicht wollte. Es fiel ihm schwer, seine Entdeckung in Worte zu fassen. Er versuchte es, fing aber
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