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1265 - Die heilende Gottin

Titel: 1265 - Die heilende Gottin
Autoren: Unbekannt
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knapp", keuchte er. Rasend schnell kam die Felsbarriere näher.
    In seiner Verzweiflung riß Ksoundoksä den Steuerknüppel zu sich heran. Die Maschine bäumte sich auf, gewann etwa zwei Meter an Höhe und glitt zwischen zwei eisbedeckten Felsspitzen hindurch über die Barriere hinweg. Dahinter weitete sich ein blühendes Tal mit zwei Flüssen, die sich wie zwei silberne Riesenschlangen durch grünende Wälder nach Westen hin schlängelten und sich irgendwo in der Ferne verloren. Ein warmer Aufwind erfaßte die Maschine und hob sie rasch einige hundert Meter höher. „Das war knapp, Kido", keuchte der Hohepriester. „Falls du mir eine Lehre erteilen wolltest - ich habe begriffen."
    Wieder drückte er den Anlasser. „Später, wenn du deine Macht weiter ausgedehnt hast, solltest du dich den Gläubigen zeigen", fuhr er fort. „Die Maghaler brauchen einen Gott zum Anfassen, glaube mir."
    Er drückte den Steuerknüppel nach vorn, und die Nase der Maschine kippte nach unten. Das Flugzeug stürzte in die Tiefe und gewann dabei immer mehr an Fahrt. Erneut betätigte Ksoundoksä den Anlasser, und endlich sprang der Motor wieder an. Ruhig zog der Hohepriester das Flugzeug hoch. „Aufregende Minuten, Kido", sagte der Kidowhtar-Darhan. „Zuweilen kann es ganz schön anstrengend sein, dich als Gott zu haben."
    Er kontrollierte die Instrumente, drehte den Kopf zur Seite und horchte. Der Motor lief rund und gleichmäßig. Die Störung war behoben, wodurch auch immer sie verursacht gewesen sein mochte. „Ich hoffe, du hast das Kind Ghrous nicht vergessen", sagte der Hohepriester. „Es ist wichtig, daß es gesund wird. Also nimm den Fluch von ihr. Ich weiß, daß du es kannst. Laß das Kind leben. Es wird ein großes Erbe antreten müssen und später einmal von großer Bedeutung für dich sein."
    Die Sonne kam hinter den Wolken hervor, und Ksoundoksä zog die milchige Schutzhaut über seine Augen, um nicht geblendet zu werden. „Wenn du willst, mache ich ein wichtiges Werkzeug für dich aus dem Kleinen."
    Das Flugzeug glitt über eine Siedlung hinweg, die aus Dutzenden von kastenförmigen Häusern bestand Einige der Häuser waren noch unter dem Schnee begraben, während andere bereits frei und den wärmenden Strahlen der Sonne ausgesetzt waren. Doch es war noch viel zu kalt vor den Häusern. Nirgendwo waren Anzeichen von Leben zu sehen.
    Die Bewohner lagen in den Häusern, erstarrt in der Kälte. Sie würden sich erst zu regen beginnen, wenn es noch wesentlich wärmer geworden war. „Irgend jemand hat die Kälte überlistet", sagte Ksoundoksä laut. „Er ist dir nahe gekommen. Zu nahe. Wir müssen etwas unternehmen."
    Die Maschine überwand eine zweite Bergkette und überflog dann flaches, dichtbewaldetes Land, das sich bis zum Horizont erstreckte. Auf zahllosen Seen glitzerte das Eis, das an vielen Stellen schon brüchig geworden war.
    Im Norden erhob sich ein gewaltiger Bergkegel aus der Ebene. Er wirkte wie ein Fremdkörper, da es sonst keine Berge in dieser Region gab. Der Kidowhtar-Darhan lenkte das Flugzeug darauf zu. Der Berg war etwa fünfhundert Meter hoch.
    Verwundert fragte Ksoundoksä sich, wer sich durch die Wälder und über die Seen bis in die Nähe dieses Berges vorgekämpft haben mochte. Diese Wildnis - so schien es ihm -konnte nur mit Hilfe der modernen Technik überwunden werden. Sollte also jemand ebenfalls ein Flugzeug haben, mit dem er so weit vorgedrungen war? Er konnte sich nicht vorstellen, daß irgend jemand die ungeheuerlichen Strapazen eines Fußmarsches auf sich genommen hatte. Dieses Land war wild und rauh. Echsenwesen gingen selbst im Hochsommer, wenn es sehr warm war, ein unwägbares Risiko ein, wenn sie sich hierher wagten. Und doch mußte jemand da sein. Kido hatte es ihm deutlich zu verstehen gegeben.
    Er schloß die Augen und versuchte, das Traumbild zurückzurufen, das ihn alarmiert hatte. Es gelang ihm nicht, und er erinnerte sich auch nicht mehr an Einzelheiten des Bildes. „Ich werde diese Frevler auch so finden", erklärte er. „Sie werden mir nicht entgehen."
    Wenige Minuten später entdeckte er den Schlitten, der von vierzig hundeähnlichen Pelztieren geschleppt wurde. Das Gefährt war etwa acht Meter lang und drei Meter breit. Es hatte einen kugelförmigen Aufbau, aus dem eine dünne Rauchfahne aufstieg. Sie verriet, daß es sich um eine heizbare Wärmekammer handelte, mit deren Hilfe sich die Frevler gegen die Kälte behaupten konnten.
    Zwei in dicke Pelze gehüllte Gestalten
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