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1234 - Piratensender Acheron

Titel: 1234 - Piratensender Acheron
Autoren: Unbekannt
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Wirrnisse vergangener Jahre Schaden genommen hatten ,etwa durch den Sturz in den Grauen Korridor, Vishnas 7 Plagen, die virotronische Vernetzung und so fort...
    Leonard Frood wollte aber viel mehr als nur solcherart entstandene Psychosen bekämpfen. Er wollte seinen Zöglingen zu einem neuen Bewußtsein verhelfen, sie zu kritischen Bürgern erziehen, die nach neuen Werten strebten und zur ursprünglichen Bedeutung des Begriffs „Leben" zurückfanden.
    „Leben heißt...", pflegte er zu sagen, und dann exerzierte er seinen Zöglingen vor, was er damit meinte. Der Orientierungsmarsch des heutigen Tages etwa war ein solches praktisches Beispiel gewesen.
    „Stellt euch vor, ihr seid auf einer unbesiedelten Sauerstoffwelt gestrandet und müßt euch gegen eine menschenfeindliche Natur behaupten", hatte er den neun Naseweisen vorgegeben, und sie waren voll eingestiegen und hatten sich gut gehalten.
    In dieser Beziehung war Leo ein ähnlicher Träumer wie Michael Treutlein, der Dichter, aber im Gegensatz zu diesem war Leo entschlossen, seine Vorstellungen zu verwirklichen.
    „Leos Kindergarten" sollte eine Schule fürs wahre Leben sein. Schon bald nach der Gründung dieser Heimstätte hatte Meysenhart eine Sendung mit dem Titel „Ein Tag in Leos Kindergarten" gebracht. Daher der etwas irreführende Name, der sich auf Anhieb eingebürgert hatte. Es war dann zum Streit zwischen Leo und dem Reporter gekommen, weil Leo ihn der Sensationshascherei beschuldigte. Aber Leo hatte sich inzwischen wieder mit Meysenhart versöhnt und war erneut zu seinem glühenden Anhänger geworden.
    Das hinderte ihn aber nicht daran, die Entgleisungen bei den ARMADASHOWS zu kritisieren, vor allem die Showeffekte.
    Ein Uhr morgens, und Anne war noch nicht da!
    Er überlegte, ob er sich schlafen legen oder die angekündigte Kultursendung aus der Eastside noch sehen sollte. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als Meysenharts Hofnarr, der Siganese Ravael Dong, in bekannter Manier androhte, den „gatasischen Picasso" Yalyi'it vorstellen zu wollen. Leo schaltete ab.
    Er hatte die Sendungen über die positiven Auswirkungen auf die Blues, die die Aktivierung des Chronofossils Gatas mit sich brachte, in letzter Zeit bis zum Überdruß konsumiert. Leo fand es auch sehr positiv, daß aus gefühlskalten Zweckhandlern wie den Blues Wesen mit Genieblitz und Kreativität geworden waren, die im Zuge einer neuentwickelten Ästhetik auch ihren Fortpflanzungstrieb besser zu kontrollieren gelernt hatten. Aber die geschmacklichen Entgleisungen eines „gatasischen Picasso" interessierten ihn nicht im geringsten.
    Es war ohnehin Zeit, ins Bett zu gehen.
    Da schlug das Bildsprechgerät an. Leo ignorierte es. Aber nach einer kurzen Pause wiederholte sich der Anruf über die Alarmleitung, und dann lächelte ihm Anne vom Bildschirm zu.
    „Interessiert es dich nicht, was in der City los war, Leo?" fragte sie.
    „Weißt du, was bei uns los war?" fragte er zurück.
    „Wieso, lief die Geburtstagsparty nicht ohne mich?" Sie lächelte ihm zu, ein wenig schuldbewußt, ein wenig kokett. Er kannte dieses Lächeln, es versprach mehr, als Anne zu halten vermochte. Sie fuhr fort: „Mach schon, Leo, ich muß das loswerden. Ich komme zu dir."
     
    *
     
    Als Anne die Zielstation in der City erreicht, ist es noch früh am Morgen. Aber auf dem großen Platz vor dem HQ-Hanse hat sich schon eine beachtliche Menschenmenge eingefunden. Es mögen an die tausend sein, darunter auch Vertreter verschiedener anderer Milchstraßenvölker, zweifellos aber alles Terra-Bürger. Es sind nicht genug, um den Platz zu füllen, aber für diese Zeit ungewöhnlich viele.
    Sie flanieren scheinbar ziellos herum, manche stehen in Gruppen zusammen, diskutieren. Als Anne an einer dieser Gruppen vorbeikommt, hört sie, daß die eine Familie die ganze Nacht hier ausgeharrt hat, in der Hoffnung, Zeuge eines historischen Moments zu werden. Man erwartet noch immer, daß Julian Tifflor erscheinen und in einer offiziellen LFT-Erklärung das Kommen der Endlosen Armada ankündigen werde.
    „Die Entscheidung ist sicher längst gefallen und muß jeden Augenblick bekanntgegeben werden."
    „Vielleicht will man die Ankunft der Endlosen Armada geheim halten. Immerhin, der Dekalog der Elemente ..."
    „Alles nur übertriebene Geheimnistuerei. Wenn es irgendwelche geheimen Beschlüsse gibt, hat der Dekalog sie längst ausspioniert."
    „Der Dekalog ist zerschlagen, die Eastside ist das Grab der Elemente. Dort sind sie
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