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1233 - Rückkehr in die Minuswelt

Titel: 1233 - Rückkehr in die Minuswelt
Autoren: Unbekannt
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ununterbrochen auf der Flucht.
    Aber das, so hatte Ernst Ellert vorgeschlagen, sollte jetzt ein Ende haben. Tormsen Vary war mit Begeisterung auf seinen Vorschlag eingegangen. Ellert hatte sich an einen Spruch erinnert, der ihm aus seiner weit über zweitausend Jahre zurückliegenden Schulzeit in Erinnerung geblieben war: Angriff ist die beste Verteidigung.
    Sie waren auf dem Weg hinauf zur Oberwelt. Die Maske würde sich wundern!
     
    *
     
    Es war eine Welt, geboren aus den Alpträumen eines manisch Depressiven. Finstere Hänge, pflanzenlos, von ewigem Reif überzogen, reckten sich dem grauen Himmel entgegen. Ein mattes, Ungewisses Licht lagerte über der Szene - die konzentrierte Strahlung ferner Sonnen, die Chorts Psychofrost irgendwie in seinen Bann gezogen hatte.
    Kantige, scharfgratige Felsen bildeten eine Barriere, hinter der sich Tormsen Vary mit seinen Truppen verschanzt hatte. Über die Mauer hinweg ging der Blick in einen schluchtartigen Hohlweg, der zwischen den Bergwänden entlangführte. An seinem Ende, zur linken Hand, waren die Umrisse einer jener Industriestätten zu erkennen, in denen früher Posbi-Roboter am Fließband hergestellt worden waren - in der fast schon vergessenen Vergangenheit, als Chort noch eine Stützpunktwelt des Zentralplasmas draußen in der Leere des intergalaktischen Raumes war. Zur Rechten dagegen beschrieb der Hohlweg eine scharfe Kurve, so daß nicht zu sehen war, was an seinem anderen Ausgang lag: Fort Nevis, die größte, bestgesicherte Festung des Planeten - Sitz des Elements der Maske, das vorgab, Tormsen Vary zu sein.
    Der Anblick, der sich Ernst Ellert bot, war gespenstisch. Die Gestalten, die neben ihm kauerten, waren von Kopf bis Fuß mit Raureif überzogen. Sie trugen Raumanzüge. Sie waren in Raumschiffen unterwegs gewesen, als das Element der Kälte sie angriff und in die Minuswelt schleuderte. Die meisten hatten die Helme offen. Es gab keine Atemluft auf Chort. Das wenige, was früher hier existiert hatte, war unter Temperaturen, die sich nur um wenige Zehntelgrad vom absoluten Nullpunkt unterschieden, auf den öden Felsen sublimiert. Eisige bedurften der Atmung nicht. Sie brauchten auch keine herkömmliche Nahrung. Ihr Metabolismus war auf die Verhältnisse der Minuswelt eingestellt, wo die Natur es so eingerichtet hatte, daß der absolute Nullpunkt bei minus 961° Celsius lag. Für die Eisigen war das, was die Terraner das Standarduniversum nannten, eine feurige Hölle. Auf Chort fühlten sie sich einigermaßen wohl, aber auch hier bezogen sie die Energie, die sie zum Leben benötigten, aus dem Temperaturunterschied zwischen der Umwelt und dem Inneren ihrer Körper.
    Trotz des eisigen Vakuums war akustische Verständigung möglich. Die Aura des Psychofrosts - dieselbe, die das Licht ferner Sterne sammelte und die Oberfläche von Chort mit matter Helligkeit versorgte - bewirkte, daß Schallwellen sich trotz des Mangels an Luft fortpflanzen konnten. Die Minuswelt besaß ihre eigenen Naturgesetze, und viele von diesen behielten ihre Gültigkeit, obwohl es Chort inzwischen ins Standarduniversum verschlagen hatte.
    Übrigens bildete Ernst Ellert, was das Äußere anging, keine Ausnahme. Der Virenkörper, den ihm die Männer des Virus-Ordens verschafft hatten, war ebenso mit Reif bedeckt wie die Gestalten seiner Weggenossen. Er empfand die Kälte, aber sie machte ihm nicht zu schaffen. Wie die Eisigen war auch er weder auf Nahrung noch auf Atemluft angewiesen.
    Er wandte sich an Tormsen Vary.
    „Ich mache mich am besten auf den Weg", sagte er.
    Der Ertruser nickte. Ernst Ellert hob den rechten Arm. Fünf Posbis stiegen von ihren Liegeplätzen auf und glitten über die Felsbarrikade hinab in den Hohlweg. Delaidot, Varys Vertrauter, erhob sich ebenfalls.
    „Ich komme mit dir", sagte er.
    Verwundert fragte sich Ellert, was den Tefroder zu diesem plötzlichen Entschluß veranlaßt haben mochte. Mißtraute er ihm etwa? Delaidot hatte während Tormsen Varys Abwesenheit das Kommando über Fort Cellar geführt. Viel hatte es dort allerdings nicht zu kommandieren gegeben: Die Besatzung des Forts bestand, außer ihm selbst, aus vier Posbis. Dennoch war das Element der Maske auf Fort Cellar aufmerksam geworden. Es hatte offenbar in Erfahrung gebracht, daß Tormsen Vary sich vorzugsweise in der kleinen Bergfestung aufhielt. Und da Anlaß bestand, mit der Rückkehr des Ertrusers zu rechnen, hatte es Fort Cellar unter seine Kontrolle gebracht: Delaidot eingesperrt und durch eine
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