Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1221 - Der Oxtorner und der Admiral

Titel: 1221 - Der Oxtorner und der Admiral
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Härtestufe 15 in die Verbindungsröhre zur nächsten Protomaterieblase zu fliehen. Doch er gab sich nicht der Illusion hin, sie hätten eine gute Chance, lebend davonzukommen. Wenn die feindlichen Kampfgleiter von hochwertigen Positroniken gesteuert wurden, würden sie ihre Ziele in spätestens fünf Sekunden treffen und vernichten.
    Schon feuerten sie die zweite Salve ab - und die Computersysteme der beiden SERUNS rissen die Männer aus dem Kurs, daß es Stalion flau im Magen wurde. Er konnte sich denken, daß einem Terraner wie Einstein bei dieser Belastung Hören und Sehen verging.
    Wahrscheinlich verlor er das Bewußtsein.
    Sein Kombistrahler schien drei Doppelzentner zu wiegen, als er ihn hoch riß und auf die vier Kampfraketen schoß, die noch rechtzeitig auf die Kursänderung ihrer Ziele reagiert hatten. Viermal kurz nacheinander blähten sich die künstlichen Sonnen thermonuklearer Explosionen auf. Die letzte schmetterte mit lichtschneller Energiefaust gegen Stalions Paratronschirm und fegte ihn einfach weg. Die Hitzewelle ging nur eine Zehntausendstelsekunde über den Oxtorner hinweg, doch das reichte aus, um seinen SERUN zu Asche zu verbrennen. Stalion Dove wäre zumindest gesotten worden, wäre er ein gewöhnlicher Mensch gewesen. Seine oxtornische Konstitution verhinderte das Schlimmste. Dennoch verlor er für Sekunden das Bewußtsein.
    Splitternackt trudelte er in die Mündung der nächsten Verbindungsröhre.
    Allein wäre er völlig hilflos gewesen. Doch Albert Einstein erkannte die verzweifelte Lage des Gefährten sofort und schaltete geistig um. Er übernahm das Flugaggregat seines SERUNS in Manuellsteuerung, desaktivierte seinen Paratronschirm, bugsierte sich an Stalion heran, schlang die Beine um seine Taille und befahl seinem Computersystem, die Servos seines SERUNS zu veranlassen, die Anzugbeine in der jetzigen Stellung zu arretieren. Danach schaltete er seinen Paratronschirm wieder ein - und atmete auf, als die Kontrollen anzeigten, daß der Oxtorner sich mit im Schutzbereich befand.
    Anschließend faßte er einen verzweifelten Entschluß.
    „Alle Energien aktivieren und in den Paratronschirm und den Antrieb schicken!" befahl er der Positronik seines SERUNS. „Danach mit voller Beschleunigung auf die Wandung der Verbindungsröhre - und hindurch!"
    „Der letzte Befehl ist problematisch"; erwiderte die Positronik.
    „Er ist absolut bindend!" schnappte Einstein. „Sofortige Ausführung!"
    Die Positronik gehorchte.
    Albert Einstein sah die halbtransparente Wandung auf sich zukommen - und dahinter die Wahnsinn erregenden Gedankensymbole des unruhig schlafenden und träumenden Raumriesen, in dessen Bewußtsein VERSTÄRKER existierte.
    Der Aufprall auf die Wandung war physisch nicht zu spüren. Die Wirkung war rein psychischer Natur. Einstein hörte unzählige Stimmen raunen und sah fratzenschneidende Gesichter um sich herum, die auftauchten und verschwanden wie Holoprojektionen, die in schnellem Wechsel ein- und ausgeschaltet werden.
    Das war nicht das, was der Synthomensch erwartet hatte. Er hatte gehofft, die Wandung durchstoßen zu können und ins Bewußtsein beziehungsweise in die ÜBSEF-Konstante des Raumriesen zu kommen. Doch anscheinend hatte die Wandung nur elastisch nachgegeben. Wenn sie in die alte Form zurückschnellte, würden er und der Oxtorner den Verfolgern genau vor die Energiekanonen und Raklafetten katapultiert werden.
    Es ist einfach ungerecht, daß mein Genius keinen Ausweg weiß! dachte er mit einem Schuß Selbstironie und wappnete sich für den Moment des Sterbens.
    Da tauchte mitten zwischen den zahllosen menschenähnlichen Fratzen die Tierfratze eines Okrills auf. Seine pupillenlosen blauen Augen waren starr auf Stalion Dove und Albert Einstein gerichtet - und von ihnen ging eine Art hypnotischer Einfluß aus.
    Einstein glaubte plötzlich, nur noch einen unergründlichen tiefblauen See zu sehen, und er kippte vornüber, fiel hinein und versank darin...
     
    *
     
    Einstein hielt die Luft an.
    Er sank tiefer und tiefer, und der Impuls, Luft zu holen, wurde immer stärker, bis er schließlich übermächtig war. Einstein riß den Mund auf und war darauf gefaßt, an dem Wasser zu ersticken, das er einatmen würde.
    Statt dessen stand er plötzlich auf einer schneebedeckten, welligen Ebene, und die Außenmikrophone seines SERUNS übermittelten ihm das Heulen eines Sturmes, der staubfeine Schneekristalle mit sich trug. Die Sieht betrug bei diesem Wetter höchstens fünf Meter.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher