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121 - Das Scheusal aus dem Nichts

121 - Das Scheusal aus dem Nichts

Titel: 121 - Das Scheusal aus dem Nichts
Autoren: Larry Brent
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galoppierten
über die Koppel, ein Traktor stand im Hof. Das Anwesen selbst mußte erst noch
hergerichtet werden, wenn es eine gewisse Anziehungskraft auf Fremde ausüben
sollte. Im Moment sah es nicht sehr gepflegt aus.
    Liepert kam am späten Nachmittag zurück,
trank Kaffee auf dem Balkon bei den Freunden, deren Ehe bis jetzt kinderlos
geblieben war. und sah schon viel frischer und fröhlicher aus als bei seiner
Ankunft. Man scherzte und lachte viel, und die trüben Gedanken und die Dinge,
mit denen er sich während seines Klinikaufenthaltes beschäftigt hatte, wichen
immer weiter zurück.
    Hans Liepert dachte auch nicht mehr an Larry
Brent und maß der Nachricht, die er dem Amerikaner telefonisch hatte zukommen
lassen, keine besondere Bedeutung mehr bei. Vielleicht war es doch verfrüht
gewesen, sich zu diesem Schritt hinreißen zu lassen.
    Der Abend dämmerte. Liepert genoß die letzten
Sonnenstrahlen auf dem windgeschützten Balkon und hatte das Fernglas umgehängt,
um weit in die flache Landschaft sehen zu können. Er wurde auf einen einsamen
Spaziergänger oberhalb des Dammes aufmerksam. Unter einer uralten Eiche stand
eine verrottete Bank. Dorthin setzte der Mensch sich, schlug die Beine
übereinander und entfaltete eine Zeitung.
    Liepert hatte eine Frau vor sich und stellte
das Glas so scharf wie möglich ein.
    Er sah deutlich den Oberkörper und die
hochgesteckte Frisur. Nur das Gesicht konnte der Deutsche nicht erkennen, denn
es war ihm abgewendet.
    Doch in diesem Augenblick drehte die Frau den
Kopf und legte die Zeitung um Er sah die auf der Bank
Sitzende im Profil.
    Dieses Gesicht?!
    Lieperts Herzschlag stockte, sein Atem setzte
aus.
    Dieser strenge Mund, die scharfgeschnittene
Nase, der finstere Blick!
    Für einen Atemzug war es ihm, als ob die Frau
genau zu ihm herüberblicke, als ob sie wisse, daß er jetzt hier auf dem Balkon
saß und sie anstarrte.
    Seine Hand mit dem Fernglas sank
    herab. Er schluckte zweimal heftig und schloß
die Augen.
    Das konnte nicht sein, das gab es nicht! Er
litt schon unter Einbildungen . . .
    Die alte Angst und die Ratlosigkeit kehrten
wieder zurück.
    Hart riß Liepert das Fernglas an die Augen
    Die Bank drüben war leer, und die
geheimnisvolle Frau, deren Namen er nicht kannte, von der er nichts wußte, war
verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.
     
    *
     
    Er spitzte die Lippen und pfiff ein Lied vor
sich hin. das mehr laut klang als richtig.
    Steffanie Holten lehnte sich lachend in die
verschlissenen Polster des mausgrauen VW zurück, der
seine zwanzig Jahre auf dem Buckel hatte und über zweihundertdreißigtausend
Kilometer mit der ersten Maschine gefahren war. Der Fahrer. Bernhard Appelt,
mit dem sie eine herzliche Freundschaft verband, wollte dieses Ergebnis noch
übertreffen. Er hatte die Absicht, mit seinem uralten Auto, an dem er jeden
Rostfleck bekämpfte, eine halbe Million Kilometer zu fahren.
    Sie waren auf Helgoland und in Cuxhaven
gewesen und wollten nun noch ein wenig kreuz und quer durch das nördliche
Deutschland reisen, ehe es nach Berlin zurückging, wo beide studierten. Sie
Betriebswirtschaft. er Physik und Mathematik.
    Steffanie war ein zierliches knabenhaftes
Persönchen. Sie trug am liebsten Blue Jeans und Rollkragenpullis und gab sich
salopp und bewußt emanzipiert.
    Appelt war vierundzwanzig, zwei Jahre älter
als seine Begleiterin, ein sympathischer Kerl, der zu manchem Scherz aufgelegt
war und den Steffanie noch nie übelgelaunt erlebt hatte.
    „Wenn du mir jetzt noch verrätst, was du da
vor dich hinhältst wäre ich zufriedener“, meinte sie. eine Zigarettenschachtel
aus dem Handschuhfach kramend. „Auch eine?“
    „Ja.“
    Sie zündete ein Stäbchen an und steckte es
ihm dann zwischen die Lippen. Appelt trug einen schwarzen, schmalen Backenbart,
der ihn älter machte.
    „Ich werde aus dir nicht klug“, sagte der
Physikstudent zwischen zwei Zügen. „Entweder willst du mein Lied zerstören,
weil du mir das Stäbchen zwischen die Lippen knallst, oder du willst mich mit
Teer vollpumpen, damit ich rechtzeitig an Lungenkrebs krepiere und du
frühzeitig Witwenrente kassieren kannst. Der Statistik nach überleben
bekanntlich Frauen Männer um mindestens zehn bis zwölf Jahre. Da kommt schon
ein hübsches Sümmchen zusammen, die ihr für glitzernden Firlefanz und schöne,
fette Törtchen ausgeben könnt.“
    „Es ist manchmal erstaunlich, auf was du
alles kommst.“ Steffanie schüttelte den Kopf. „Ich frag’ dich nach dem
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