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1206 - Das Blut der schönen Frauen

1206 - Das Blut der schönen Frauen

Titel: 1206 - Das Blut der schönen Frauen
Autoren: Jason Dark
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hatte seine Lampe nicht eingeschaltet, hielt sie jedoch in der Hand. Er deutete damit nach vorn. Wenn ich mich anstrengte, sah ich den Beginn einer Treppe.
    »Wir sind nicht allein…«
    »Hast du was gesehen?«
    »Nein, aber gehört.«
    Unser kurzer Dialog hatte sich im Flüsterton abgespielt. Ich spitzte meine Ohren, nahm jedoch nichts wahr.
    »Was hast du denn gehört?«
    Er blies leise die Luft aus. »Wenn mich nicht alles täuscht, hat dort jemand gesprochen. Ich denke auch, dass wir bereits gesehen worden sind. Wir sollten es wagen.«
    »Okay.«
    Diesmal bemühten wir uns nicht, besonders leise zu sein. Wir gingen normal, wir hörten auch unser Auftreten, und ich merkte sehr bald, dass sich der Geruch in der Luft verändert hatte. Es roch jetzt muffiger, und dieser Gestank schien sich in den Wänden eingenistet zu haben.
    Der Flur nahm an Breite zu. Nicht weit von uns entfernt sahen wir auf die Innenseite der normalen Eingangstür. Auch sie war geschlossen.
    Ich wartete eigentlich darauf, dass sich mein Kreuz meldete.
    Es zeigte eine Reaktion, wenn sich ein schwarzmagisches Wesen in der Nähe aufhielt. Diesmal tat sich nichts. Möglicherweise war das Wesen nicht stark genug, um das Kreuz zu einer Reaktion zu zwingen.
    Die Treppe sahen wir zwar, aber nicht ihr Ende. Schon vor der Mitte verschwanden die Stufen in der Dunkelheit.
    Dann hörte ich es auch.
    Ein Knarzen. Holz, das sich bewegte, weil es Druck bekommen hatte.
    Allerdings außerhalb der Treppe. Weiter oben, wo die Dunkelheit noch dichter war.
    Suko wollte nicht länger warten. Er schaltete seine schmale Leuchte ein und schickte den Strahl über die Stufen hinweg in die Höhe. Das Licht erreichte das Ende der Treppe und überraschte damit eine Person, die sich dort aufgehalten hatte.
    Bevor sie in das Dunkel des Flurs tauchte, sahen wir noch, dass es sich um eine Frau handelte. Wir hörten einen wütenden Schrei, aber da waren wir schon auf dem Weg nach oben.
    Ich dachte daran, dass es drei vermisste Personen gegeben hatte.
    Einmal Gitty Truman, die wir aus dem Hafen gefischt hatten, zum anderen noch die Schwestern Holm.
    War das eine von ihnen gewesen? Mit einem Sprung überwand Suko die letzten Stufen. Der Flur hier oben war nicht völlig dunkel, weil aus einer Zimmertür schwacher Lichtschein fiel. Trotzdem steckte Suko seine Lampe nicht weg und leuchtete den Gang so gut wie möglich aus.
    Es roch muffig. Die Wände waren feucht. An einigen Stellen hatten sich auch die Tapeten gelöst. Wie ein sich blitzschnell bewegender und ständig die Richtung ändernder Geist huschte der gelbe Strahl durch den Flur, ohne allerdings ein Ziel zu treffen, das uns wirklich interessiert hätte.
    »Zumindest eine ist hier oben, John!«
    »Nimm du das Zimmer, aus dem das Licht scheint.«
    »Was machst du?«
    »Es gibt noch andere Türen.«
    Suko schlich auf das Zimmer zu. Ich ging weiter, denn ich konnte mir vorstellen, dass sich die Untote dort aufhielt, weil es dort dunkler war.
    Ich dachte an ihren Anblick. Sie war so plötzlich im Licht der Lampe aufgetaucht. Trotz der kurzen Zeitspanne glaubte ich, in ihr eine Wiedergängerin erkannt zu haben. Der offene Mund, der Ausdruck der Augen und…
    Etwas lenkte mich ab.
    Es war ein knarrendes Geräusch. Vor mir wurde eine Tür geöffnet. Sie war die letzte im Flur. Sicherlich hatte dahinter schon mancher Pensionsgast gewohnt.
    Ich blieb stehen. Ein Ziel hatte ich ja. Hinter mir war Suko in einem Raum verschwunden. Aus ihm hörte ich Geräusche, doch sie waren für mich nicht zu identifizieren.
    Ich konzentrierte mich auf mein Ziel und musste dann zweimal hinschauen, um zu sehen, was da ablief. Die Tür war aufgestoßen worden, und durch die Öffnung schob sich eine weibliche Gestalt. Nur stand sie nicht auf ihren Beinen. Sie kroch wie ein Wurm über den Boden, und ich hörte ihr scharfes Keuchen.
    Auch ich hatte meine Leuchte längst eingeschaltet. Ich senkte sie und strahlte dabei in ein Gesicht, dessen Mund weit offen stand, sodass mir die verfluchten Vampirzähne neben den normalen regelrecht präsentiert wurden.
    Die Untote war normal bekleidet. Pullover und Hose. Sie hatte struppiges Haar, das in die Stirn fiel und dort an den Enden wie abgenagt wirkte.
    »Jenny?«, flüsterte ich.
    Mich erreichte ein scharfes Lachen.
    »Maja?«
    Diesmal sagte sie nichts. Sie hob den Kopf nur etwas höher an und kroch dabei auf mich zu.
    Da der Lichtkegel ihr Gesicht nicht verlassen hatte, sah ich deutlich die Gier in ihren Augen.
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