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1206 - Das Blut der schönen Frauen

1206 - Das Blut der schönen Frauen

Titel: 1206 - Das Blut der schönen Frauen
Autoren: Jason Dark
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Ich kannte mich mit diesen Wesen aus. Wer so schaute, der hatte lange kein Blut mehr getrunken und dürstete mit jeder Faser seines Körpers danach.
    Dass ich eine Waffe in der Hand hielt, irritierte sie nicht.
    Woher sollte sie auch wissen, dass sie mit geweihten Silberkugeln geladen war.
    An der Wand blieb sie für einen Moment liegen. Aber sie ließ mich auch jetzt nicht aus dem Blick. Ich sah, dass ihre Zunge aus dem Lippenspalt fuhr und sie die Umgebung des Mundes ableckte. Dann stemmte sie sich in die Höhe.
    Es kam mir vor wie ein Spiel, das sie inszeniert hatte. Den Kopf hielt sie dabei zur Seite gelegt. Sie war viel kleiner als ich und noch so verdammt jung.
    Aber sie wollte mein Blut. Es gab nichts anderes für sie.
    »Wer bist du?«
    Diesmal erhielt ich eine Antwort. »Jenny Holm…«
    »Und wo steckt Kalina?«
    »Sie holt sich neues Blut!«
    Ich musste an das Bild denken, das wir gesehen hatten. Wir hatten sie in der Luft gesehen, zusammen mit ihrer Beute, und diese Beute war ein Mensch gewesen. Ich bezweifelte, dass wir es noch schaffen konnten, ihn zu retten.
    »Willst du nicht kommen, Jenny?«
    »Nein, nein!« Heftig schüttelte sie den Kopf. Sie sah sogar aus, als wollte sie sich zurückziehen, und ich konnte mir den Grund denken. Sie musste die Magie meines Kreuzes spüren.
    Was für mich und andere normale Menschen etwas Wunderbares und auch Vertrauen erweckendes war, das war für eine Untote tödlich.
    Ihre Lippen zuckten. Die Zähne warteten darauf, zubeißen zu können.
    Sie war so gierig, aber sie hatte auch Angst. Deshalb wich sie wieder zurück.
    Ich hätte sie gern laufen gelassen, wenn sie ein normaler Mensch gewesen wäre. Aber sie war es nicht. Durch die Bisse war sie vollends zu einem weiblichen Vampir geworden. Bei diesem jungen Ding reichte auch kein Blutaustausch mehr.
    »Es tut mir Leid für dich, Jenny, aber es gibt leider keine andere Möglichkeit.«
    Sie war zwar ein Vampir, aber sie hatte begriffen. Für Jenny war klar, dass sie ihr Leben aushauchen sollte. Ihre Angst war wie ein geistiges Gefängnis, und sie sah auch, wie ich meine Waffe so richtete, dass die Mündung auf ihre linke Brustseite wies.
    Sie war so jung.
    Erst Achtzehn, bestimmt nicht älter.
    Und ich schoss trotzdem! Der Knall des Abschusses peitschte überlaut in meinen Ohren. Der Gang schien zu explodieren, aber nur Jennys Haltung veränderte sich. Das geweihte Silbergeschoss traf sie aus kurzer Entfernung genau ins Herz. Sie schrie nicht einmal, sie wurde nur für einen Moment sehr hart gegen die Wand gepresst, als sollte sie in den nächsten Sekunden von ihr verschlungen werden.
    Dann gaben die Beine nach. Mit dem Rücken noch die Wand berührend, sackte sie in die Knie. Ihren Mund hatte sie weit aufgerissen, doch kein Laut drang heraus. Jenny starb lautlos, obwohl das Sterben in diesem Fall einer Erlösung glich.
    Ich ging zu ihr, als sie zusammengesackt war und sich nicht mehr bewegte. Der Kopf war nach vorn gekippt, aber das Kinn berührte noch nicht die Brust.
    Mit dem Waffenlauf, der unter dem Kinn lag, hob ich den Kopf leicht an.
    Es war vorbei. Ich hatte sie durch die Kugel erlöst. Auch der wilde Ausdruck in ihrem Gesicht war verschwunden. Vor mir saß eine junge Frau, die die Schwelle zum Erwachsensein soeben überschritten hatte.
    Ich wollte mir keine Vorwürfe machen, aber sie kamen automatisch.
    Und trotzdem hatte es keine andere Möglichkeit gegeben, Jenny Holm aus dieser Hölle hervorzuholen.
    Sie hatte ihren Frieden, aber damit waren unsere Probleme noch nicht gelöst.
    Ich drehte mich um, weil ich den Raum betreten wollte, in dem sich Suko mit der anderen Holm-Schwester befand.
    Bevor ich die Tür öffnen konnte, hörte ich einen leisen Schrei, dann einen Fall, wieder einen Schrei, der in ein schreckliches Jammern überging, und bevor ich die Hand noch auf die Klinke gelegt hatte, drückte Suko die Tür bereits auf.
    Er sah mich und machte mir Platz.
    Maja Holm war den gleichen Weg gegangen wie ihre Schwester Jenny. Sie lag neben dem Bett auf dem Boden und sah aus wie eine verletzte Puppe. Suko hatte nicht geschossen, sondern seine Dämonenpeitsche eingesetzt. Das Gesicht der Blutsaugerin war getroffen worden. Tiefe rote Streifen zeichneten die Haut.
    Er nickte mir zu. »Du weißt selbst, dass es keine andere Möglichkeit gab.«
    »Wem sagst du das?« Ich ging tiefer in das Zimmer hinein. Das Fenster stand noch immer offen. Die kalte Luft wehte herein, doch das interessierte mich nur am Rande,
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