Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1206 - Das Blut der schönen Frauen

1206 - Das Blut der schönen Frauen

Titel: 1206 - Das Blut der schönen Frauen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Fratze sehen zu können und wünschte sie mir förmlich herbei. Ich ging zudem davon aus, dass es sich nicht nur allein, um eine Fratze handelte. Sie musste einen Körper besitzen, aber den hatte die Finsternis verschluckt.
    Plötzlich war sie da! Es war so, als wäre blitzschnell aus dem Dunkel der Unendlichkeit ein neuer Stern entstanden. Da die Luft klar war und kein Nebel herrschte, hatten wir einen wunderbaren Blick gegen den dunklen Himmel, und die scheußliche Vampirfratze stand dort wie für uns gemalt. Suko brauchte ich nicht darauf aufmerksam zu machen, denn er hatte sie ebenfalls gesehen.
    Automatisch fuhr er langsamer, ließ den Wagen dann ganz ausrollen, sodass wir standen.
    Die Fratze blieb dort wie ein Zeichen stehen. Sie bewegte sich nicht, sie tauchte nicht weg. Sie blieb einfach leicht schräg stehen, und ihr Blick war gegen den Boden gerichtet, als würde sie dort etwas suchen.
    Ich widerstand dem Versuch auszusteigen. Zudem waren wir noch zu weit entfernt. Ohne Ferngläser ließen sich Einzelheiten nicht erkennen, aber es gab sie. Und sie stand am Himmel wie ein verfluchter Wächter, der auf etwas niederschaute, das uns verborgen blieb.
    Es war zu dunkel, um erkennen zu können, ob dort, wo sich die Fratze am Himmel zeigte, auch das Haus dieser Frau lag.
    Die Richtung stimmte schon. Ich merkte, wie ich beim Anblick des grünen Dings allmählich nervös wurde. Es kribbelte in mir, und dieses Kribbeln erreichte auch meine Fingerspitzen.
    Suko wollte die Erscheinung nicht allein treffen und fragte mich:
    »Fahren wir weiter?«
    Von mir hörte er eine Gegenfrage. »Hat sie uns gesehen?«
    »Kann schon sein. Das Licht zumindest.«
    »Lösch es.«
    »Wenn du meinst.«
    In der folgenden Sekunde schwappte die Dunkelheit über uns zusammen. Wir blieben stumm im Wagen sitzen und richteten unsere Blicke auf das in der Luft schwebende Objekt, das sich noch immer nicht bewegte.
    »Warum?«, fragte Suko.
    »Er beobachtet etwas.«
    »Das Haus?«
    »Zumindest dessen Nähe.«
    »Kannst du einen Körper erkennen?«
    Ich hatte mich schon der Frontscheibe entgegengebeugt und musste jetzt den Kopf schütteln. Nein, ein Körper war nicht zu erkennen. Dieses Gebilde schwebte einfach nur in der Luft und schien an irgendwelchen, vom Himmel kommenden Drähten zu hängen.
    Und dann bewegte es sich! Es ging so schnell, dass wir mit den Blicken kaum folgen konnten. Ein kurzes Zucken nur, dann raste es in die Tiefe und es sah für uns aus, als hätte es der Boden verschluckt.
    Nichts mehr malte sich in der Dunkelheit ab. Alles war wieder normal geworden.
    Suko und ich tauschten einen Blick. »Wie ein Raubvogel«, sagte ich, »der lange genug gewartet hat und plötzlich auf seine Beute zuschießt. Oder siehst du das anders?«
    »Nein, und ich frage mich, wer die Beute ist.«
    »Fahr weiter!«
    Ich hatte es eilig, an das Ziel zu gelangen. Die Entfernung war zwar in der Dunkelheit schlecht zu schätzen, aber ich ging davon aus, dass dieses Wesen sich nicht zu weit von uns entfernt befunden hatte.
    Suko startete den Wagen wieder. Er schaltete erneut das Fernlicht an.
    Der Weg zwang uns, recht langsam zu fahren. Er war einfach zu uneben.
    Der Lichtschein schob sich vor uns her wie eine helle Insel und gab der Umgebung weiterhin einen fremdartigen Anstrich.
    Aber er traf noch nicht das eigentliche Ziel. Leider blieb das Haus weiterhin in der Dunkelheit versteckt.
    Nicht aber die Bestie! Auf einmal war sie wieder da. Wir hatten beide nicht mit diesem Auftauchen gerechnet. Sie jagte vom Boden her in die Höhe. Unter ihr sahen wir einen ziemlich großen Schatten, der sich bewegte. Er war so groß wie ein Mensch.
    »Verdammt, der hat eine Beute!«, zischte ich.
    Mehr konnten wir damit nicht anfangen. Die Bestie setzte sich in eine bestimmte Richtung ab. Sie flog einfach von uns weg, tauchte dann nieder und war verschwunden.
    »Gelandet«, sagte ich voller Sarkasmus.
    »Aber wo?«
    »Gib Gas.«
    Suko lachte nur. Auch wenn er es versuchte, wir hatten mit dem holprigen Boden unsere Probleme. Er war jetzt auch feuchter geworden.
    An einigen Stellen gerieten wir aus der Spur und rutschten mal nach rechts, dann wieder nach links weg. Im hellen Licht sah ich, dass wir durch ein Feuchtgebiet fuhren. Ich hoffte nur, dass es sich nicht zu einem Sumpf entwickelte.
    Wir hatten Glück. Schon bald wurde der Untergrund wieder trockener und auch härter. Das Fernlicht riss eine andere Umgebung aus der Dunkelheit. Jetzt sahen wir Bäume und Sträucher.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher