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1203 - Die Höllenfratze

1203 - Die Höllenfratze

Titel: 1203 - Die Höllenfratze
Autoren: Jason Dark
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ist in einem alten Bau. Ich habe mal versucht reinzuschauen, ging aber nicht, denn sie haben immer die Vorhänge zugezogen, wenn sie arbeiten.«
    »Danke.«
    Reinschauen wollte ich nicht, sondern reingehen. Viel los war bei diesem kühlen, windigen Wetter in Soho nicht. Viele Geschäftsleute hatten ihre Läden schon geschlossen, denn hierher verirrte sich auch kein Tour ist.
    Ich ließ erst einige Fahrzeuge vorbei, bevor ich die Straße überquerte. Die Bäckerei war nicht zu übersehen, da in den beiden Schaufenstern noch Licht brannte.
    Als ich um die Ecke bog und aus dem Lichtschein heraustrat, sah ich neben mir eine Gestalt. Sie hatte sich aus dem Schatten einer Nische gelöst.
    »Hallo, Sinclair.«
    Ich blieb stehen. »Ach, Mr. Harris, hatte ich es mir doch gedacht. Waren Sie schon bei Ihrer Freundin?«
    »Nein.« In der Dunkelheit wurde er fast unsichtbar. Nur das Weiße in seinen Augen leuchtete.
    »Warum nicht?«
    »Ich habe mich nicht getraut. Noch nicht. So ein komisches Gefühl, wissen Sie!«
    »Klar, verstehe. Und was ist mit der Frau, die bei mir am Tisch im Café gesessen hat? Haben sie die gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich nicht. Das muss auch nichts zu sagen haben. Ich stehe nämlich noch nicht lange hier.«
    Ich deutete zu Boden. »Sie haben sich also hier aufgehalten?«
    »Klar.«
    »Und sind nicht um das Haus gegangen?«
    »Nein, wie kommen Sie denn darauf?«
    »War nur eine Annahme. Auf wen oder was warten Sie denn, Mr. Harris?«
    Er stülpte die Unterlippe vor, die für mich aussah wie ein glänzender Wurm. »Ich könnte ja sagen, dass ich auf Sie gewartet habe, doch das würde mir keiner glauben.« Er lachte und hustete zugleich. »Ob Sie es mir abnehmen oder nicht, Mr. Sinclair, ich habe mich nicht getraut, die komische Schule zu betreten.«
    »Warum nicht?«
    Er legte seine Stirn in Falten. »Mich hat das Verhalten meiner Freundin gestört. Können Sie sich das vorstellen? Ich bin damit nicht zurecht gekommen.«
    »Ja, kann ich. Wenn meine Freundin sich verändern würde, dann hätte ich auch Probleme.«
    Er beugte sich dichter zu mir, als hätte er Angst davor, dass andere Menschen sein Flüstern hörten. »Das Schlimme an der Sache ist ja, dass Roberta daran geglaubt hat. Das genau ist mein Problem. Sie hat an das geglaubt, was sie gesehen hat. An die Fratze.«
    »Die Sie dann gezeichnet haben.«
    »Genau. Und das will mir nicht in den Kopf. Obwohl sie in meinem Kopf drin war.« Er grinste etwas verbissen. »Sonst hätte ich sie ja nicht malen oder kritzeln können.« Einmal ins Reden gekommen, sprach er schnell weiter. »Ich bin zudem davon überzeugt, dass mir Roberta dieses Bild geschickt hat. Verstehen Sie. Es muss in ihrem Kopf gewesen sein. Von dort aus ist es dann zu mir gelangt. Erklären kann ich das nicht. Aber ich kann auch nicht darüber lachen. Dazu ist mir die Sache viel zu ernst.«
    »Da liegen Sie leider richtig.«
    »Eben. Und was werden Sie jetzt unternehmen?«
    »Die Schüler besuchen.«
    »Gut.«
    »Wollen Sie hier draußen bleiben oder…«
    »Nein, nein, Mr. Sinclair, ich gehe mit. Kommen Sie, ich kann Sie sogar führen.«
    Ich hatte nichts dagegen.
    Unser Weg führte auf eine geschlossene Tür zu. Ich sah Fenster, aber es war mir nicht möglich, durch die Scheiben zu schauen, weil man sie von innen verhängt hatte.
    Das berühmte Soho hatte sich schlafen gelegt. Ein paar Wochen später würde das anders aussehen, aber Anfang März konnte man noch von Ruhe sprechen.
    In der Schule selbst wurde - wenn überhaupt - leise gearbeitet, denn kein einziger Laut drang nach draußen. Ich hätte im Prinzip beruhigt sein müssen, war es seltsamerweise jedoch nicht.
    Chuck Harris, der vorgegangen war, blieb an der Tür stehen.
    Es gab keine Klinke, sondern einen Knauf, und den drehte er herum. Ich hörte ein leises Schnacken, dann war die Tür offen, und wir konnten das Haus betreten.
    Wir gingen nicht in einen dunklen Eingang hinein, denn es gab genügend Licht, damit sich auch ein Fremder orientieren konnte. Da sich Chuck hier auskannte, ließ ich ihn weiterhin vorgehen.
    Vor einer Tür an der rechten Querwand blieb er stehen. »Hier müssen wir rein.« Er trat zurück.
    »Ab jetzt möchte ich bitten, dass Sie vorgehen, Mr. Sinclair.«
    »Warum?«
    »Sie sind der Chef.«
    Ich lächelte, obwohl mir nicht danach zumute war.
    Dann öffnete ich die Tür und betrat als Erster die seltsame Malschule…
    ***
    Jane war überrascht, aber auch gefasst. Sie war immer
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