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1203 - Die Höllenfratze

1203 - Die Höllenfratze

Titel: 1203 - Die Höllenfratze
Autoren: Jason Dark
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sich etwas verändert. Allerdings mehr in den Augen. Dort lag der andere Ausdruck wie festgegossen.
    Für mich stand fest, dass er sich entschieden hatte. Es war für mich so etwas wie eine Wahrsagung, und er brauchte seinen kompakten Zustand, um es mir zu erklären.
    »Ich werde dich nehmen, hörst du? Nur dich! Du… du wirst mein Gastkörper sein, nur du!«
    Dann sprang er auf mich zu!
    ***
    Ich schoss. Ich war schnell gewesen. Ich hatte die Beretta hervorgezogen und mich zugleich nach rechts geworfen, um aus seiner Bahn zu gelangen.
    Es klappte. Zwei geweihte Silbergeschosse hieben in seinen Körper hinein, bevor sich dieser wieder auflösen konnte.
    Thiery hatte einen Fehler begangen. Er hätte seinen anderen Zustand abwarten sollen, doch jetzt war es zu spät. Da steckte das geweihte Silber bereits tief in seinem Körper und war dabei, seine Kräfte zu entfalten. Im Fall des Monsters hieß es, dass es ihm die Kraft nahm. Das Untier verging. Es versuchte zwar, sich auf den Beinen zu halten, doch das war nicht mehr möglich. Sie rutschten ihm einfach weg. Er fiel zu Boden, und er schlug dabei um sich.
    Und dann passierte genau das, was ich vorausgesehen hatte.
    Das geweihte Silber sorgte dafür, dass die Höllenfratze sich nicht mehr in den anderen Zustand zurückziehen konnte. Sie versuchte es, doch die andere Macht war stärker. Ich brauchte nicht mal mein Kreuz zu nehmen, um ihn endgültig auszuschalten.
    Thiery lag auf dem Rücken. Er lebte noch. Aus seinen blassen Augen glotzte er zu mir hoch. Sein Mund bewegte sich. Sein Gebiss mit den scharfen Zähnen schabte übereinander, das als Knirschen an meine Ohren drang.
    Wie von Geisterhand berührt verschwand plötzlich das Fell von seinem Körper. Er würde nicht mehr lange nur halb Mensch und halb Werwolf bleiben, sondern wieder in seinen ersten Zustand zurückgelangen.
    Aber er besaß noch seine Pranken.
    Ich glaubte auch, das Blut der Lehrerin daran kleben zu sehen, und jetzt sah ich, dass die Kuppen schon Reißnägeln glichen.
    Er stemmte sich noch mal hoch. Er wollte mich packen, aber ich drosch seine Pranken einfach zur Seite.
    Er blieb wieder liegen.
    Immer mehr vom Fell löste sich zu einem grauen Puder auf, so dass der echte Mensch zum Vorschein kam.
    Ein nackter Mann mit einem menschlichen Gesicht, das jetzt besser zu sehen war, weil auch hier das Fell langsam verschwand. Der Mund blieb weiterhin offen. Die Lippen glänzten nass. Sie zitterten auch. An Stelle des Pelzes war jetzt die bleiche, mit einem bläulichen Schimmer versehene Haut eines Toten zu betrachten.
    Ich sah auch, wo ihn meine beiden geweihten Silberkugeln getroffen hatten. Beide steckten hoch in seinem Körper, und zwar in der Brust. Die Einschusslöcher waren deutlich zu sehen.
    »Alles regelt sich«, sagte ich, in der Hoffnung, auch gehört zu werden. »Auch für dich, Thiery.«
    »Ja, es regelt sich. So habe ich es nicht gewollt. Ich hätte es mir aussuchen können. Ich war in ihnen, in allen. Sie haben das gemalt, was ich ihnen vorgab. Sie malten mich. Nur eine wollte es nicht tun. Da musste ich sie töten.« Er lachte, und es hörte sich mehr wie ein Husten an. »Sie betete. Das hat mich gestört.«
    »Von jetzt an wird dich niemand mehr stören«, sagte ich.
    Er verdrehte die Augen so, damit er mich noch besser anschauen konnte. »Wer bist du?«
    »Ich heiße John Sinclair.«
    »Kenne ich nicht.« Die nächsten Worte brachte er nur mühsam über die Lippen. »Du musst schon etwas Besonderes sein, dass du mich geschafft hast.«
    »Ach«, sagte ich, »vergiss es!«
    »Soll ich dir was sagen, Sinclair?«
    »Wenn es dich beruhigt, bitte.«
    »Du… du… bist ein Bastard!«
    Genau das hatte er noch loswerden wollen. Danach war es mit ihm vorbei. Durch seinen Körper rann ein Zucken. Er warf sich noch mal in die Höhe, und sein Gesicht verzerrte sich zum letzten Mal zu einer wahren Höllenfratze. Dann war es vorbei.
    Keine Bewegung mehr, kein einziges Wort. Vor mir lag eine Männerleiche.
    ***
    Einige Minuten später hatte ich Jane Collins auf die Beine geholfen. Sie schaute sich um, sah den Toten und schüttelte den Kopf, bevor sie fragte: »Wer ist das?«
    »Thiery.«
    »Bitte?«
    »Die Höllenfratze.«
    Sie wollte es mir nicht glauben. Sie wusste zudem nicht, was vor ihrer Bewusstlosigkeit genau geschehen war und drängte mich, es ihr zu erzählen.
    Ich behielt die Wahrheit für mich und sagte nur: »Du bist eben umgekippt.«
    Sie fasste mich an der rechten Schulter
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