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1203 - Die Höllenfratze

1203 - Die Höllenfratze

Titel: 1203 - Die Höllenfratze
Autoren: Jason Dark
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sich nie zu beschweren brauchen, doch nun war sie nervös.
    Aufgeputscht. Müde und trotzdem hellwach. Der Spiegel gab ihr keine Antwort. Darin sah sich Roberta nur selbst. Er zeigte ausschließlich das Sichtbare und nicht, was sich hinter den Dingen verbarg.
    Mit metaphysischen Problemen hatte sich die junge Frau noch nie auseinandergesetzt. In der letzten Zeit musste sie etwas umdenken. Da war auch ihr Schlaf längst nicht mehr so ruhig gewesen. Sie war von den schrecklichen Träumen regelrecht verfolgt worden, und in diesen Träumen hatte sie stets im Mittelpunkt gestanden.
    Es war sogar so weit gekommen, dass sie sich davor fürchtete, ins Bett zu gehen.
    Sie tat es trotzdem. Mit routinierten Bewegungen streifte sie das helle Nachthemd über, das bis zu den Knöcheln sank, strich noch mal durch das Haar und legte sich hin.
    Das Licht hatte sie nicht ganz, ausgeschaltet, sondern nur gedimmt. Sie mochte die Dunkelheit plötzlich nicht mehr.
    Darin konnte sich zu leicht verstecken, was sie bedrohte.
    Über den letzten Ausdruck staunte sie selbst.
    Bedrohung? Musste sie ihr Dasein jetzt als Bedrohung empfinden? Passte der Begriff Unruhe nicht mehr? Musste sie sich jetzt als eine Verfolgte ansehen?
    Roberta wollte darüber lachen. Seltsamerweise schaffte sie das nicht. Für sie war das alles kein Spaß mehr. Es war von selbst gekommen, und wenn es nicht von allein verschwand, würde sie einen Fachmann konsultieren müssen.
    Sie lag im Bett. Sie konnte zum Fenster und auch zur Tür sehen, die in den Nebenraum führte. Die Tür stand offen, aber sie sah nicht, was sich dahinter befand. Die Einrichtungsgegenstände wurden von der Dunkelheit verschluckt. Sie malten sich nicht einmal als schattenhafte Umrisse ab.
    Roberta lebte nicht allein in dem vierstöckigen Haus mit den kleinen Wohnungen, aber von den übrigen Mietern hörte sie nichts. Im Haus war es ruhig. In der Nacht gab es keine Feten, kein Geschrei. Oder nur selten. Jetzt hätte sie sich schon ein paar Nebengeräusche gewünscht, aber die konnte sie nicht herbeizaubern. So lag sie in ihrem Bett, eingehüllt von der Stille, aber innerlich aufgedreht.
    Es tat ihr gut, dass das Licht brannte. Sie würde auch bei dieser Beleuchtung schlafen können. Sie war etwas anderes als das grelle Licht des Scheinwerfers, das sie sonst erwischte, wenn sie auf dem Podest saß und gemalt wurde.
    Die offene Tür gefiel ihr nicht. Dahinter war es zu dunkel. In ihrer Verfassung schossen ihr Dinge durch den Kopf, an die sie früher keinen Gedanken verschwendet hätte. Was würde geschehen, wenn sich in der Dunkelheit des anderen Raumes jemand verbarg, der in ihr Zimmer schlich, wenn sie eingeschlafen war? Dann sah sie nichts. Dann konnte jemand sich auf sie stürzen und sie umbringen.
    Roberta verkrampfte sich. Da ist nichts!, hämmerte sie sich ein. Da ist gar nichts! Ich glaube einfach nicht daran. Ich bin übernervös. Sie gab sich selbst den Befehl, aufzustehen und hinzugehen, im anderen Zimmer das Licht einzuschalten.
    Seltsamerweise schaffte sie das nicht. Sie lag in ihrem Bett und kam nicht hoch. Die Glieder waren schwer geworden. Sie fühlte sich abgespannt und trotzdem war sie nervös.
    Die Augen standen offen. Da sie auf dem Rücken lag, schaute sie nach oben auf den durchhängenden Baldachin. Er kam ihr vor wie ein herabgesunkener Bauch. Das wenige Licht breitete sich auch oberhalb des Baldachins aus und ließ den hellen Stoff etwas durchsichtig erscheinen. Das war wie bei einem Filter, der einen Teil der Realität aufsaugen sollte.
    In den folgenden Sekunden hatte sie das Gefühl, nicht mehr Herrin des eigenen Körpers zu sein. Es kam plötzlich über sie.
    Das Herz schlug schneller. Gleichzeitig begann sie zu schwitzen. Es war nicht wärmer im Zimmer geworden. Dennoch drang ihr der Schweiß aus allen Poren, und sie bemühte sich, die Ruhe zu bewahren.
    »Verdammt, was ist das? Was ist mit mir los…?«
    Es war niemand in der Nähe, der ihr eine Antwort gegeben hätte. Sie musste auch weiterhin mit sich allein zurechtkommen, und das gefiel ihr gar nicht, obwohl sie gern um Hilfe gebeten hätte.
    Über ihr lag der Himmel.
    Das Tuch mit dem Licht.
    Feinporig, deshalb auch so durchsichtig. Zumindest konnte sie die Decke ahnen, wo sich plötzlich etwas bewegte.
    Nein, das ist nicht wahr!
    Dieser Gedanke raste durch ihren Kopf. Hier bewegt sich nichts, abgesehen von mir. Das kann nicht sein. Es ist niemand in mein Zimmer eingedrungen. Ich bin völlig okay. Ich bilde mir das
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