Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1203 - Die Höllenfratze

1203 - Die Höllenfratze

Titel: 1203 - Die Höllenfratze
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Toten, kein Blut. Es gab nur einen Mann und eine Frau, die neben ihren Staffe leien standen wie bestellt und nicht abgeholt. Sie wirkten verstört und blickten auch stets auf ihre Zeichnungen.
    Jane Collins entdeckte ich nicht. Darüber machte ich mir zunächst keine Gedanken. Dafür interessierte ich mich für das, was auf den Malblättern zu sehen war.
    Es existierte immer nur das gleiche Motiv. Die Höllenfratze.
    Mit einem Kohlestift gemalt, und keine Zeichnung wich von der anderen ab. Sie glichen sich tatsächlich aufs Haar. Eine Staffelei war nicht besetzt, aber dort hatte jemand die gleiche Fratze gemalt. Ich konnte mir vorstellen, dass es Jane Collins gewesen war.
    Chuck Harris war neben dem männlichen Schüler stehen geblieben. »Wo ist sie?«, flüsterte er mit rauer Stimme.
    »Verdammt noch mal, wo steckt Roberta?«
    »Ich… ich…«
    Harris packte ihn und schüttelte ihn durch. »Sag endlich was, du Idiot!«
    »Bitte, Chuck.« Ich griff ein. »Lassen Sie den Mann in Ruhe.«
    »Aber ich will wissen…«
    Ich drückte Harris zur Seite und wies an der Staffelei vorbei auf die offene Tür in der Wand. Zu sagen brauchte ich nichts mehr. Sie wurde von innen her weit aufgedrückt, und einen Moment später erschien Jane Collins. Hinter ihr stand Roberta Carlini. Sie schaute dabei über Janes Schulter hinweg.
    Ich sah sofort, dass etwas passiert war. Da brauchte Jane mir nicht mal zuzunicken. In Robertas Gesicht überwog der Ausdruck der Angst. Ich sah auch, wie sie zitterte.
    »Was ist passiert, Jane?«
    »Schau es dir selbst an.«
    Das wollte auch Chuck Harris. Er überholte mich sogar, doch Jane war schneller. Sie stieß ihn zurück.
    »Nein, Mr. Harris, der Raum ist für Sie tabu.«
    »Aber warum? Ich…«
    »Bleiben Sie zurück!«
    Er duckte sich unter Janes hartem Blick zusammen und begehrte nicht mehr auf.
    Roberta traute sich nicht vor. Sie blieb hinter Jane, die mir Platz schuf. »Es hat eine Tote gegeben, John. Die Lehrerin Lia Stone.«
    Ich blieb stehen, auch weil ich das Blut an Robertas Händen gesehen hatte. »War sie die Täterin?«
    »Nein, das sagte sie jedenfalls.«
    Roberta hatte uns gehört. »Ich war es nicht, verdammt! Ihr müsst mir glauben. Es war die Fratze. Sie kam, und dann ging alles so verdammt schnell.«
    Die Erinnerung übermannte sie, und sie schlug ihre Hände vors Gesicht.
    »Wie siehst du es?«, fragte ich Jane.
    »Ich glaube ihr.«
    Für mich war es endgültig Zeit, den anderen Raum zu betreten. Aber zuvor musste ich noch eine Frage loswerden. »Du hast auch an der Staffelei gestanden und gemalt?«
    »Klar.«
    »Wolltest du die Fratze zeichnen?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Alles klar.«
    Nach dieser Antwort durfte ich unseren Feind auf keinen Fall unterschätzen. Er war jemand, der sich auf zwei verschiedenen Ebenen bewegen und problemlos Grenzen überschreiten konnte, die uns verschlossen blieben.
    Es war hell genug, um das Schreckliche schon beim ersten Blick erkennen zu können.
    Ich hatte die Frau nie gesehen. Sie lag auf dem Boden. Das Blut hatte sich wie eine Halskrause um sie herum ausgebreitet.
    Ich nahm auch den Geruch war, und mir war klar, dass menschliche Hände derartige Wunden nicht zufügen konnten.
    Langsam drehte ich mich wieder um. Jane kam mir entgegen, blieb aber stehen.
    »Was machen wir jetzt?«
    »Wir müssten die Mordkommission alarmieren.«
    »Ja, John - müssten. Aber wie ich dich kenne, wirst du das jetzt noch nicht machen.«
    »Richtig. Die Fratze ist wichtiger.«
    »Sie hat sich nur zurückgezogen«, sagte Jane Collins leise.
    »Das weiß ich genau. Sie befindet sich irgendwo in einer für uns nicht sichtbaren Ebene und belauscht uns. Irgendwann schlägt sie dann wieder zu. Ich habe sie ja auch erlebt.«
    »Ja, ja…«, dehnte ich. »Da kannst du Recht haben. Aber ich erkenne kein Motiv.«
    »Ich schon«, erklärte Jane.
    Ihre Antwort überraschte mich. Sie sah es meinem Gesicht an und musste lachen. »Roberta hatte ja einen intensiveren Kontakt mit ihm oder mit ihr. Wie man es nimmt. Sie sagte, dass sich die Höllenfratze nicht mehr wohl fühlt. Sie will ihre Existenz abgeben, was immer das auch bedeuten mag. Es ist so. Damit müssen wir uns abfinden. Ich denke mir, dass sie nicht mehr so sein will wie sie jetzt ist. Deshalb sucht sie einen Ausweg bei den Menschen.«
    »Ausgerechnet.«
    »Ja, da kann man nichts machen, John.«
    Ich hatte zwar nicht viel gehört, doch das wenige musste reichen. »Okay, Jane, wir werden Roberta von nun an nicht mehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher