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1203 - Die Höllenfratze

1203 - Die Höllenfratze

Titel: 1203 - Die Höllenfratze
Autoren: Jason Dark
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wir erwartet wurden, doch die Luft war rein.
    Das Modell wohnte normal. Im teuren London hatte jemand, der beim Einkommen in der Mitte lag, nicht viele Möglichkeiten. Nicht jeder lebte in Notting Hill oder anderen Stadtteilen, in denen die Grundstückspreise explodierten.
    Zwei Zimmer, ein winziges Bad. Das war es. Nicht schlecht für uns, denn so konnten wir leicht den Überblick behalten.
    Roberta hatte ihren Mantel ausgezogen. Etwas verlegen stand sie uns in der Wohnküche gegenüber. »Darf ich Ihnen einen Kaffee kochen? Oder einen Tee?«
    »Kaffee wäre nicht schlecht«, sagte Jane. »Was ist mit dir, John?«
    Ich nickte nur.
    »Ja, bitte, dann nehmen Sie doch Platz. Es ist zwar etwas eng hier, aber Sie kennen sicherlich die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Es dauert nicht lange. Wenn Sie etwas essen möchten, ich habe auch Gebäck…«
    »Machen Sie sich keine Mühe«, sagte Jane, die in einem schmalen Sessel saß.
    Ich machte mich auf den kurzen Weg zum Schlafraum, der kaum größer als eine Koje war. Auf der Fahrt hatte Roberta davon gesprochen, dass sie in der Nacht, als sie im Bett lag, die schreckliche Fratze zum ersten Mal gesehen und erlebt hatte.
    Es war wie so oft. In der Nacht griffen die anderen Geschöpfe gern die Menschen an, weil sie sich dann hilfloser fühlten.
    Das Zimmer war »sauber«. Bisher hatte ich nicht einmal das Kreuz eingesetzt. Jetzt allerdings holte ich es hervor und schaute nach einer Reaktion.
    Es blieb normal. Keine Erwärmung. Auch kein Licht, das seine Umrisse nachgezeichnet hätte. Das Grauen der anderen Seite ließ uns wirklich in Ruhe.
    Der Kaffeeduft wehte durch den Raum, der dadurch sofort eine andere Atmosphäre erhielt. Dennoch war ich von einem Wohlgefühl weit entfernt. Wir kamen uns vor wie Menschen, die auf der Lauer liegen. Es herrschte Spannung zwischen uns.
    Jeder Handgriff wurde genau beobachtet. Zumindest von mir, denn ich ließ Roberta nicht aus dem Auge.
    Der Kaffee war mittlerweile durchgelaufen. Aus einem Schrank hatte sie das helle Geschirr mit dem bunten Blumenmuster geholt und den Tisch gedeckt.
    Sie wollte auch einschenken, aber Jane sah, dass sie zitterte.
    Sie nahm ihr die Kanne ab. »Lassen Sie mich das machen.«
    »Danke.«
    Roberta hatte einen sehr starken Kaffee gekocht. Ich verdünnte ihn mit etwas Milch und nahm auch Zucker. Jane tat es mir nach, während Roberta ihren Kaffee pur trank.
    Wir saßen uns wie Schauspieler gegenüber, die darauf warteten, dass uns jemand Regieanweisungen gab. Keiner von uns fühlte sich wohl. Am allerwenigsten Roberta. Sie saß so, dass sie von uns beiden angeschaut werden konnte. Es war ihr anzusehen, dass sie etwas sagen wollte, doch sie fand nicht die richtigen Worte. Deshalb wusste sie nicht, wie sie beginnen sollte.
    Jane übernahm das Wort. Das Schweigen ging ihr auf die Nerven. »Sagen Sie, Roberta, wenn die Höllenfratze Ihnen erschien, kam sie immer zu einem gleichen Zeitpunkt?«
    »Nein, aber in der Nacht.« Sie zündete sich eine Zigarette an.
    »Es war nie gleich. Es fing sehr schwach an und wurde dann immer stärker. Ich habe auch versucht, mich dagegen zu wehren, aber das war nicht möglich. Sie hat mich übernommen. Ich… ich… spürte dann etwas Fremdes in meinem Kopf. Können Sie beide das verstehen?«
    »Können wir«, sagte ich. »Aber wir würden es gern genauer wissen, wenn möglich.«
    Roberta drückte ihre linke Hand gegen den Kopf. »Es war so, als wäre mir ein Teil des Willens genommen worden. Ich fühlte mich nicht mehr als normaler Mensch, sondern als manipulierter. Es war kaum zu fassen. Ich kann es auch heute noch nicht begreifen. Ich fühlte mich irgendwie ausgesaugt. Dann tat ich das, was die Fratze wollte, meine ich zumindest. Ich kann auch meine Angst nicht beschreiben. Später hörte ich, dass die Fratze sogar sprach. Sie findet keine Ruhe. Sie will wieder zurück in diese Welt, und sie sucht einen Körper, der ihr genehm ist. Ich glaube jetzt, dass sie den in mir gefunden hat.«
    »Haben Sie sich gewehrt?«
    »Wie denn, Mr. Sinclair?« Sie drückte ihre Zigarettenkippe in den Ascher. »Nein, das war nicht möglich.«
    »Und bei dir?«, wandte ich mich an Jane.
    »Ebenso. Ich musste malen. Ich konnte nicht anders. Aber ich konnte nicht das malen, was ich wollte. Roberta saß auf dem Podest, es war alles normal, und dann malte ich die verdammte Höllenfratze, obwohl ich es nicht wollte. Auch ich hatte in diesen Augenblicken keinen freien Willen mehr.«
    Ich glaubte beiden Frauen, denn
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