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1203 - Die Höllenfratze

1203 - Die Höllenfratze

Titel: 1203 - Die Höllenfratze
Autoren: Jason Dark
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knacken. Es war nicht nur eine Fratze gewesen, nicht nur eine Erscheinung. Wer immer diese Bestie war, sie hatte die Macht oder die Eigenschaft, sich in zwei Ebenen bewegen zu können. Zum einen in der sichtbaren, zum anderen in der unsichtbaren.
    Roberta hatte die Hand vor ihren Mund gedrückt. Sie trug auch jetzt nur ihre Schuhe an den Füßen, ansonsten war sie nackt.
    »Ziehen Sie sich was über - bitte!«
    »Ja, sofort.« Roberta war froh, etwas tun zu können. Sie zerrte den Schrank auf, in dem einige Kleidungsstücke hingen, und nahm ein graues und weit geschnittenes Kleid, das sie mit zittrigen Bewegungen über den Kopf streifte. Erst danach raffte sie es wieder hoch, um einen Slip anzuziehen.
    »Wie ist es passiert, Roberta?«
    »Ich weiß es nicht genau.«
    »Kommen Sie. Das ist…«
    »Nein, nein, nein!« Sie kreischte los. »Es ist plötzlich geschehen. Urplötzlich. Ich habe ja nichts sehen können. Auf einmal ist sie hier gewesen.«
    »Nicht nur die Fratze - oder?«
    »Nein, die Gestalt. Sie fiel Lia an. Sie kam aus dem Nebel. Sie huschte an mir vorbei. Lia hatte keine Chance. Sie wurde angesprungen, und dann habe ich nicht mehr hingeschaut.«
    »Okay, Roberta. Jetzt sagen Sie mir bitte noch, ob die Gestalt ein Mensch gewesen ist oder nicht.«
    »Ein Mensch?«, flüsterte das Modell. »Ich weiß es nicht. Ich glaube es nicht. Es war die Höllenfratze. Ja, das Gesicht war bleich, aber den Körper habe ich nicht richtig gesehen. Er war… er… er war so dunkel.«
    »Ein Tierkörper?«
    »Ja, das kann sein, Jane. Es ist alles möglich.«
    Das war Jane Collins zu wenig, und sie fragte: »Haben Sie die Hände gesehen?«
    Damit hatte sie genau den richtigen Punkt getroffen. »Hände?«, murmelte Roberta, »ich weiß nicht, ob das Hände gewesen sind, die getötet haben. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Das… das… waren keine Hände. Mit Händen kann man nicht so töten. Das müssen schon Krallen gewesen sein. Überhaupt war der Körper so dunkel, als wäre er mit einem Fell bedeckt oder mit dichten Haaren. Wie ich es schon auf der Zeichnung gesehen habe. Dann ist er mir auch in meiner Wohnung erschienen…«
    »Wo kann er jetzt sein?«
    Roberta Carlini zuckte mit den Schultern.
    Das war Jane als Antwort zu wenig. »Himmel, Sie müssen doch gesehen haben, wie er verschwand. Er ist jedenfalls nicht in das Atelier gelaufen, das steht fest.«
    »Gibt es hier einen zweiten Ausgang?«
    »Nein.«
    »Dann hat er sich praktisch in Luft aufgelöst.«
    Roberta hob nur die Schultern. Sie war zu keiner klaren Aussage mehr fähig, aber sie hatte Angst, das sah Jane ihr an.
    Die Höllenfratze konnte kommen und gehen, wann sie wollte.
    Und sie konnte sich wieder in ihre Welt zurückziehen. In ein Reich, in das Jane Collins leider keinen Einblick hatte, weil es jenseits des menschlichen Sichtvermögens existierte.
    »Hatten Sie mit dem Monstrum einen direkten Kontakt?«, erkundigte sich die Detektivin. »Ich meine, haben Sie beide miteinander gesprochen? Hörten Sie die Stimme?«
    »Ja«, gab Roberta tonlos zu. »Die… die… war einige Male in meinem Kopf.«
    »Gut. Was sagte die Stimme?«
    Das Modell drehte sich zur Seite. Es schaute auf seine noch immer blutigen Hände und flüsterte ihnen die Antwort zu. »Sie will nicht mehr existieren. Sie… sie… will ihre Existenz abgeben. Das Monster hat einen Körper gesucht. Es will zu mir. Das hat es mir gesagt. Deshalb ist es mir immer wieder erschienen. Es kann wohl in die Menschen hineingleiten, wenn es in seiner geisterhaften Gestalt ist. Es übernimmt sie. Es gibt ihnen Befehle, und die werden von den Menschen dann ausgeführt.«
    »Wissen Sie sonst noch etwas?«
    »Nein!«
    »Gut, dann müssen wir es dabei belassen. Ich denke, dass hier nicht mehr der richtige Ort für uns ist. Wir sollten keine anderen Menschen in Gefahr bringen, denn letztendlich sind Sie es ja, auf die es ankommt.«
    Roberta ahnte, dass sich etwas verändern sollte. Zufrieden konnte sie damit nicht sein, mehr ängstlich. »Und was haben Sie vor, Jane? Gibt es schon einen Plan?«
    »Keinen direkten, wir…«
    Sie hörte Stimmen aus dem Nebenraum. Männer waren gekommen und sprachen mit den Schülern.
    Beide kannte Jane. Zum einen war es Chuck Harris, zum anderen John Sinclair.
    Jetzt fühlte sie sich wohler…
    ***
    Ich fühlte mich erleichtert, als ich das Atelier betreten hatte.
    Schon auf den ersten Blick erkannte ich, dass meine Befürchtungen sich nicht bewahrheitet hatten. Es gab keine
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