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1203 - Die Höllenfratze

1203 - Die Höllenfratze

Titel: 1203 - Die Höllenfratze
Autoren: Jason Dark
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zurannte, reagierte automatisch.
    Sie schob dem Mann ihren leeren Einkaufswagen entgegen.
    Das Metallgefährt schlitterte über den Steinbelag hinweg. Es war nicht besonders schnell, aber es reichte aus, um den Flüchtling zu stoppen.
    Der Mann lief direkt in den Wagen hinein. Die schmale Seite erwischte seinen Leib. Er kippte nach vorn und dabei über den Wagen hinweg.
    Schon war ich bei ihm.
    Als er sich wieder aufrichtete, hielt ich ihn schon am Kragen seiner Winterjacke gepackt, bedankte mich bei meiner Helferin, die selbst nicht fassen konnte, was sie da geschafft hatte, und zog den Mann zur Seite. Dorthin, wo sich die mit Plakaten vollgeklebten Schaufensterscheiben des Ladens befanden. Hier hatten wir einigermaßen Ruhe. Es kümmerte sich auch niemand um uns, und ich war überrascht, dass mir Chuck Harris keinen Widerstand entgegensetzte.
    Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Scheibe, drehte den Kopf von mir weg und flüsterte: »Warum, zum Teufel, lassen Sie mich nicht in Ruhe? Ich habe Ihnen nichts getan…«
    »Das weiß ich.«
    »Dann…«
    »Aber ich weiß auch, dass Sie Hilfe brauchen, Mr. Harris. Sie haben etwas getan, über das Sie selbst völlig überrascht waren, das konnte ich die ganze Zeit über beobachten.«
    »Und? Was geht Sie das an?« Er hatte den Kopf noch immer von mir weggedreht.
    »Weil ich Ihnen helfen will.«
    Ein krächzendes Lachen drang aus seinem Mund. »Warum wollen Sie mir helfen? Wie kommen Sie überhaupt dazu?«
    »Weil ich sah, dass Sie in Schwierigkeiten steckten.«
    »Das ist meine Sache.«
    »Ab jetzt auch meine!«
    Die Worte sorgten dafür, dass sich das Verhalten des Mannes änderte. Er schaute mich jetzt an. Ich sah keine Angst mehr in seinem Gesicht. So etwas wie Interesse stahl sich in seine Züge.
    »Das geht doch nicht«, sagte er leise. »Sie können nicht nein, Sie wissen gar nicht… Sie… sind fremd und…«
    »Polizist.«
    »Wie bitte?«
    »Scotland Yard«, erklärte ich lächelnd.
    Er glaubte mir, denn einen Ausweis verlangte er nicht. »Dann habe ich ja Glück gehabt, nicht?«
    »Wie man's nimmt. Sollen wir wieder zurückgehen und in Ruhe weitersprechen.«
    »Nein, Sir, ich will nicht mehr zurück.«
    »Ich heiße John Sinclair.«
    »Ja, gut.-«
    »Und Sie wollen wirklich nicht mehr zu Ihrer Frau, Freundin oder Begleiterin zurück?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Da ist etwas in mir. Oder es war in mir. So genau kann ich das nicht sagen.« Er senkte den Blick. »Ich habe so was noch nie zuvor erlebt. Es breitete sich wie Strom in meinem Kopf aus. Ich konnte es nicht sehen, aber es war trotzdem da, und ich wusste auch, wie es aussah. Ob Sie es glauben oder nicht, Mr. Sinclair.«
    »Doch, das glaube ich Ihnen. Ich war schließlich Zeuge, als sie es gezeichnet haben.«
    »Ja.« Sein Blick veränderte sich. »Es ist das gewesen, das sich in meinem Kopf befand. Es war das Bild. Ich habe nie zeichnen können, plötzlich konnte ich es. Ich finde keine Erklärung dafür…«
    »Hängt es mit Roberta zusammen?«
    Die Frage hatte ihn schon hart getroffen, denn er schluchzte auf. »Verdammt, das will ich nicht glauben, obwohl es durch sie gekommen sein muss.«
    »Wieso?«
    Er überlegte und fuhr mit seinen Handflächen an der Jacke entlang. »So genau kann ich das nicht erklären. Aber ich schaute sie an, und da ist es passiert. Ich hatte plötzlich etwas in meinem Kopf, als hätte sich dieses Etwas von Roberta gelöst, um allein zu mir zu kommen.«
    »Die Fratze also?«
    »Ja, Mr. Sinclair, die Fratze. Sie können sich vorstellen, dass ich durcheinander war. Zuerst dachte ich, dass es irgendein Bild ist, das ich aus der Erinnerung geholt habe. Ich hoffte auch, es schnell wieder vertreiben zu können. Jeder Mensch hat ja Bilder im Kopf, aber es verschwand nicht. Es blieb bestehen und entfaltete dabei sogar eine gewisse Kraft, gegen die ich nicht mehr ankam. Ich habe wahnsinnig gelitten. Es war grauenhaft. Ich war nicht mehr ich selbst. Ich wollte es loswerden, und plötzlich überkam mich der Drang, es einfach mit einer Zeichnung zu versuchen. Und das habe ich getan. Sie konnten es ja sehen.«
    »In der Tat, Mr. Harris. Was ist jetzt mit Ihnen? Ist das Bild wieder verschwunden?«
    »Zum Glück.«
    Der Mann fand sich wieder besser zurecht. Auch sein Blick war normal geworden und er fragte mich: »Sagen Sie, Mr. Sinclair, spinne ich? Bin ich nicht mehr ganz richtig im Kopf? Oder was ist mit mir los?«
    »Ich denke nicht, dass Sie spinnen. Manchmal gibt
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