Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1203 - Die Höllenfratze

1203 - Die Höllenfratze

Titel: 1203 - Die Höllenfratze
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
haben.«
    »Nein, im Auto.«
    Mit einer heftigen Bewegung riss sich der Mann von der Hand seiner Begleiterin los. »Nein, jetzt. Ich will es jetzt tun und nicht erst draußen. Es ist wichtig.« Seine Stimme hatte an Lautstärke zugenommen, so dass er auch anderen Gästen auffiel.
    Die Frau, die Roberta hieß, schaute sich leicht verzweifelt um. Sie fühlte sich von der Situation überfordert. Ich sah, dass sie nach Hilfe suchte, und auch mich schaute sie an.
    »Pardon, wenn ich mich einmische, aber ich würde an Ihrer Stelle Ihrem Begleiter das Papier besorgen.«
    »Aber das ist doch Unsinn.«
    »Für Sie vielleicht. Nicht für ihn.«
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Jane hatte mittlerweile ihre Handtasche geöffnet. Papier und etwas zu schreiben trug sie immer bei sich. Das gehörte einfach zu ihrem Job, auch wenn das Zeitalter noch so elektronisch war.
    Sie fand auch Papier, das eine DIN A4 Größe erhielt, wenn es auseinander gefaltet wurde, was Jane mit ruhigen Bewegungen tat und es zusammen mit einem Kugelschreiber zum Nebentisch hinreichte.
    »Bitte, Madam, nehmen Sie es.«
    Die Frau zögerte noch. Ich hatte mich mehr auf den Mann konzentriert, der auf seinem Stuhl leicht zusammengesunken und dabei auch zur Seite gesackt war. Er schaute ins Leere, aber sein Blick zeigte auch eine starke Furcht. Er sah sein Gegenüber an, als wäre Roberta für ihn eine völlig fremde Person. Auf mich machte er sogar den Eindruck, als wollte er im nächsten Moment weglaufen.
    Dann sah er das Papier und den Schreiber. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Er starrte die beiden Dinge an, leckte nervös über die Lippen hinweg, schnaufte, bevor er mit einer klauenhaften Bewegung zum Kugelschreiber griff. Er warf sich fast über den Tisch, um zeichnen zu können.
    Wir am Nebentisch hielten uns zurück, und die Frau mit den braunen Haaren sagte ebenfalls nichts. Sie wusste nicht, wohin sie schauen sollte. Mal sah sie uns an, dann wieder ihren Begleiter, der sich allerdings nicht stören ließ und mit zuckenden Handbewegungen das zeichnete, was er angeblich zu sehen glaubte oder tatsächlich sah.
    Jane und ich saßen zu weit entfernt, um erkennen zu können, was er malte. Uns fiel nur auf, dass er seine Hand hektisch bewegte, und so etwas tat kein normaler Zeichner. Mir kam es vor, als würde er fremdbestimmt.
    »In mir«, flüsterte er plötzlich und malte trotzdem weiter.
    »Sie ist in mir.«
    »Wer?«, kam mir Jane mit ihrer Frage zuvor.
    »Das… das…«
    Er malte weiter. Er schwitzte dabei. Er keuchte seinen Atem hervor. Die Augen hatten sich bei ihm verdreht, er wirkte völlig fahrig und von der Rolle.
    Die Frau, die Roberta hieß, saß ihm starr gegenüber. Sie tat wirklich nichts, das wiederum fiel mir auf, denn sie hätte eigentlich eingreifen müssen. Zumindest versuchen müssen, ihn zu beruhigen. Genau das tat sie nicht und schaute nur zu und auf ihrem Gesicht erschien allmählich ein anderer Ausdruck.
    Sie bekam es mit der Angst zu tun. Ich kannte diese Gesichtausdrücke. Aber ich sah auch, dass in ihren Augen etwas wie Wissen stand. So völlig fremd schien ihr das Verhalten des Mannes doch nicht zu sein. Mir fiel zudem auf, dass sie hin und wieder auf die Zeichnung des Mannes schielte, der noch immer malte. Trotz der heftigen Bewegungen wurde es kein Gekritzel, das konnte ich von meinem Platz aus sehr gut erkennen. Es war ein Bild, was da entstand, und er zuckte plötzlich zurück, als er fertig war. Den Kuli warf er weg wie einen heiß gewordenen Gegenstand, blickte noch einmal auf seine Partnerin, wobei sich der Ausdruck der Furcht auch in seine Augen stahl. Dann fiel er nach vorn, senkte den Kopf und vergrub ihn in seinen Händen.
    Es war still geworden in unserer Nähe. Auch die anderen Gäste schauten hin. Selbst die Kellnerin arbeitete nicht mehr weiter und beobachtete uns aus sicherer Entfernung.
    Da niemand Anstalten traf, nach der Zeichnung zu greifen, fasste ich mir ein Herz und holte sie vom Nebentisch weg, um einen genauen Blick darauf zu werfen.
    Einer reichte aus.
    Was der Mann gemalt hatte, war eine wahre Höllenfratze!
    ***
    Mit diesem Kunstwerk hatte ich nicht gerechnet. Aus Strichen war es geschaffen worden, aber ich sah nichts Abstraktes vor mir, sondern tatsächlich ein schrecklich verzerrtes und auch irgendwie bösartiges Gesicht mit einem weit geöffneten Mund, der wie der Eingang zu einem Schlund wirkte. Die Fratze schien alles Böse dieser Welt hinausschreien zu wollen, um es den Menschen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher