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1203 - Die Höllenfratze

1203 - Die Höllenfratze

Titel: 1203 - Die Höllenfratze
Autoren: Jason Dark
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ihm zusammen zu ziehen. Er liebte sie. Er war so nett. Er war immer besorgt, und er wollte so etwas wie ein Heim haben, denn durch seinen Beruf war er oft unterwegs.
    Harris arbeitete als Lokführer und saß auch oft genug in der Nacht auf der Lok. Da brauchte er einen »Stall«, wie er immer sagte, in dem er sich wohl fühlen konnte.
    Roberta Carlini hatte sich immer dagegen gewehrt, weil sie ihre Eigenständigkeit bewahren wollte. In diesen Augenblicken wünschte sie sich Chuck in ihrer Nähe. Sie wusste nicht einmal, ob er Dienst hatte oder zu Hause war. Sie hätte ihn anrufen können, zumindest einen Versuch starten, aber auch das wollte sie nicht. Chuck hätte sie bestimmt ausgelacht. Er war immer so schrecklich vernünftig.
    Aber sprechen wollte sie mit ihm über die Sache. Gleich morgen. Sie konnten sich bei ihrem Italiener treffen und in Ruhe über das Erlebnis diskutieren. Chucks Meinung war ihr sehr wichtig. Er sah die Dinge des Lebens immer aus dem Blickwinkel des Realisten.
    Roberta trank noch einen Schluck. Aber keinen Gin, sondern klares Wasser. Sie wollte den Geschmack aus ihrem Mund loswerden. Erst als sie das Glas geleert hatte, traute sie sich wieder zurück in ihr kleines Schlafzimmer.
    Dort verteilte sich das weiche Licht. Nichts hatte sich verändert. Es gab keine Fratze mehr. Ihr Blick fiel auf das zerwühlte Bett. Dort hatte sie gelegen und auf den Teil des Baldachins geschaut, auf dem sich jetzt nichts mehr abmalte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin doch nicht verrückt«, flüsterte sie, »ich habe mir das alles nicht eingebildet. Das stimmt tatsächlich. Ich habe die Fratze gesehen.«
    Roberta sprach ins Leere. Es war niemand da, der ihr eine Antwort gegeben hätte, und so kam für sie eigentlich nur in Frage, sich wieder hinzulegen und die nächsten Stunden so gut wie möglich herum zu kriegen. Ob sie schlafen konnte, wusste sie nicht.
    Das Fenster war geschlossen. Roberta öffnete es. Die kalte Nachtluft wehte in ihr Gesicht. Am Himmel lag ein Gebilde aus Wolken. In diesem Viertel war es recht dunkel, aber in Richtung Süden, zur Themse hin, strahlten Lichter wie ferne Sterne.
    Unten auf der Straße hörte sie Stimmen. Ein Mann sprach, eine Frau kicherte, dann schimpfte ein dritter, und Roberta schloss das Fenster wieder.
    Nichts zu machen. Sie würde in dieser Nacht keine Antwort mehr auf die unheimlichen Vorgänge finden, die ausgerechnet sie in den Mittelpunkt gestellt hatten.
    Mit einer müden Drehung wandte sie sich wieder dem Bett zu. Es brachte nichts, wenn sie sich in die Küche setzte und ihren Gedanken nachhing. Da war es schon besser, sich hinzulegen und darauf zu hoffen, dass die Erscheinung nicht zurückkehrte.
    Wieder legte sich Roberta auf den Rücken. Die Hände lagen auf ihrer Brust zusammen wie bei einer betenden Person. Dabei war sie nicht besonders gläubig.
    Der Vorfall hatte sie aufgewühlt. Dagegen stand die Müdigkeit, die ihre Augendeckel immer schwerer werden ließ.
    Sie schlief ein. Aber kurz zuvor glaubte sie noch, eine ferne Stimme zu hören.
    »Denk immer daran. Ich bin bei dir…«
    ***
    »Ihr Cappuccino, Mister«, sagte die Kleine mit der drallen Figur und den pechschwarzen Haaren. Während sie mir das bestellte Getränk servierte lächelte sie mich an und stellte dabei noch eine weitere Frage.
    »Möchten Sie auch etwas essen?«
    »Vielleicht später. Ich warte noch auf jemanden.«
    »Danke.«
    Sie ging weg. Ich schaute ihr nach und musste lächeln. Die Kleine war niedlich. Bei jedem Schritt hüpfte nicht nur ihr strammer Po, der sich unter dem schwarzen Rock abmalte, sondern auch der kleine Zopf im Nacken. Aus der Tasse stieg mir der Dampf entgegen. Die geschäumte Milch hatte einen Teppich auf der dunklen Brühe hinterlassen. In der Nähe stand eine Zuckerdose. Ich nahm zwei kleine Löffel Zucker, denn ohne war mir der Cappuccino zu bitter.
    Nach dem Umrühren nahm ich die ersten beiden Schlucke.
    Das Zeug schmeckte wirklich gut. Auch meine Umgebung gefiel mir. Ich saß in einer der wie Pilze aus dem Boden geschossenen Kaffee-Bars, die besonders bei der jüngeren Generation so cool waren. Hier hatte der Besitzer das Angenehme mit dem Praktischen oder Nützlichen verbunden, denn er hatte die Kaffee-Bar seinem eigentlichen Lokal angegliedert? Dort vorn wurde gegessen und auch für die Gäste sichtbar gekocht, während man hier sitzen und nur trinken konnte, wobei auch das Essen an die kleinen, runden Tische gebracht wurde, wenn man es wünschte.
    Ich
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