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1201 - Die Windjäger

1201 - Die Windjäger

Titel: 1201 - Die Windjäger
Autoren: Jason Dark
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waren im Moment die Mitglieder der Suchmannschaft. Acht Männer oder Soldaten durchkämmten den Wald, um Carlotta zu finden.
    Sie waren gut getarnt. Obwohl wir langsam über die kahlen Kronen der Bäume hinwegsegelten, hatten wir von ihnen noch keine Spur gesehen. Nichts bewegte sich zwischen den Bäumen.
    Aber auch wir waren nicht entdeckt worden. Auf Umwegen näherten wir uns dem Ziel. Wir flogen langsam. Wir sanken mal nach unten, fanden wieder Deckung, segelten dann daraus hervor und flogen über den Baumkronen weiter. Manche Zweige und Äste sahen aus, als wollten sie mit gestreckten Armen nach uns greifen. Ab und zu wurden wir auch berührt.
    Es war allerdings mehr ein Streicheln als ein Festhalten.
    Unter mir bewegte Carlotta ruhig ihre Flügel. Mein Gewicht störte sie überhaupt nicht. Sie war ungemein kraftvoll, was sie schon bewiesen hatte.
    Der Mann war urplötzlich zu sehen. Wir hätten ihn eigentlich vorher erkennen müssen. Dass wir ihn nicht entdeckt hatten, lag daran, dass er sich in einem Baum aufhielt. Er hockte dort wie ein zusammengeducktes Tier, und die Farben seiner Tarnkleidung ließen ihn fast mit dem Geäst verschmelzen.
    Auch er war bewaffnet.
    Er hatte sein Gewehr bereits angelegt und zielte genau.
    »Runter!«, rief ich.
    Mehr konnte ich nicht tun und nur hoffen, das Carlotta perfekt reagierte, was sie auch tat.
    Dabei stand uns das Glück zur Seite, denn wir konnten in eine Lücke zwischen den Bäumen hineingleiten. Ich hörte Carlotta leise schimpfen, und auch mir ging es nicht mehr so gut, denn jetzt waren wir nicht in der Lage, dem Astwerk auszuweichen.
    Wir bekamen die Schläge der Laub- und Nadelbäume mit, als sollten wir ausgepeitscht werden. So rutschten wir dem Boden entgegen. Ich hörte auch keinen Schuss und dachte noch darüber nach, als wir auch schon landeten.
    Diesmal recht unsanft, denn wir hatten uns die Stelle nicht aussuchen können. Unter uns brachen einige Zweige zusammen. Ich rollte von Carlottas Rücken herab und überschlug mich dabei, weil der Boden noch abwärts führte.
    Nach drei Umdrehungen lag ich wieder ruhig, hob den Kopf an und sah mir an, was die Bruchlandung gebracht hatte.
    Es war nichts zu sehen, was auf eine Gefahr hingedeutet hätte. Dafür zu hören, denn über uns - ungefähr an der Stelle, an der es uns erwischt hatte - hörte ich einen schrillen Pfiff, der ein Signal sein musste.
    Es war bestimmt der Mann mit dem Gewehr gewesen. Er gab den anderen Bescheid, dass man uns entdeckt hatte. Ab jetzt wurde es verdammt kritisch.
    Ich rappelte mich auf und schaute mich nach Carlotta um.
    Auch sie hatte die Bruchlandung überstanden. Ich wollte schon aufatmen, als ich sah, wie sie sich zur Seite bewegte und dabei mit dem linken Bein hinkte.
    »Verletzt?«
    Sie nickte.
    »Ja, mein Knöchel. Ich bin unglücklich aufgekommen, verdammt.«
    Ich kletterte den kleinen Hang hoch und war mit wenigen Schritten bei ihr. Sie wollte sich nichts anmerken lassen, und ihr Lächeln wirkte verzerrt.
    Ich reichte ihr die Hand, doch sie schüttelte den Kopf. »Nein, John, du brauchst mich nicht zu stützen. Im Notfall kann ich fliegen.«
    »Wie gefährlich das ist, hast du ja gesehen.«
    Sie nickte nur.
    Ich überlegte, ob die Stelle, an der wir uns aufhielten, günstig war. Der Typ oben im Baum hatte eigentlich den perfekten Platz. Er konnte nicht nur den Himmel beobachten, sondern auch den Waldboden. Die Entfernung war nicht besonders groß. Er konnte uns immer mit einer gezielt geschossenen Kugel treffen.
    Mein Rundblick war leider etwas enttäuschend. Ich sah keine weiteren Verfolger, aber ich hörte wieder den schrillen Pfiff von oben. Auch wenn ich schräg in die Höhe schaute, der Typ war einfach nicht zu sehen. Das Astwerk bot einen zu guten Schutz. Oder er hatte den Baum gewechselt.
    Dann sah ich ihn. Er war tatsächlich dabei, einen anderen Platz einzunehmen. Er kletterte geschickt zu einem anderen Baum hin, bekam dort die starken Äste zu fassen und schwang sich hinüber. Sekundenlang war er noch zu sehen, dann zog er sich in seine Deckung zurück.
    Ich dachte an Rückzug. Das war keine Feigheit, sondern Vorsicht, denn ich wollte in diesem Wald nicht mein Leben verlieren.
    Als meine neue Freundin hastig den Kopf mehrmals bewegte, wurde ich aufmerksam. Carlottas Gesicht zeigte einen gespannten Ausdruck, aber noch keinen Anflug von Panik.
    Allerdings flüsterte sie: »John, sie kommen.«
    Ich verließ mich auf ihr Gehör. Es musste eine blitzschnelle Entscheidung
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