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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter
Autoren: Oliver Fröhlich
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besorgt hatte, waren sie nur um Haaresbreite entronnen.
    Und doch hatte ihn zu keiner Sekunde die Aufregung so sehr erfasst wie in dem Augenblick, als die Tür des Hotelzimmers nach innen aufschwang. Was würde ihn erwarten? Ein leerer Raum? Oder einer, in dem Maria Luisa auf ihn wartete?
    »Jetzt mach schon, Tom«, forderte Spencer McDevonshire ihn auf. Nach dem gemeinsamen Beutezug hatten sie während der Rückfahrt beschlossen, auf die formelle Anrede zu verzichten.
    Der Ex-Commissioner schob ihn ins Zimmer. Und da saß sie, an dem kleinen Tisch unter dem Fenster. Maria Luisa Suárez. Sie blickte ihn aus feucht schimmernden Augen an.
    »Hallo«, sagte sie.
    Tom setzte die Tasche mit der Weltuntergangsmaschine ab und umarmte sie. Mit Freude bemerkte er, dass sie sich ihm nicht entzog. »Hallo«, antwortete er. »Wir haben es geschafft.«
    »Ich weiß.« Sie löste sich von ihm und deutete zu dem kleinen Fernsehgerät auf der Anrichte, das mit stummgestelltem Ton lief. »Eine Version für die Öffentlichkeit kam in den Nachrichten.«
    »Was haben sie berichtet?«
    »Von einem Brand in CERN. Vorsorglich wurde evakuiert. Natürlich gibt es keinen Grund zur Beunruhigung.«
    »Natürlich nicht. Wann hätte es den jemals gegeben?«
    »Wie soll es jetzt weitergehen?«, fragte Spencer McDevonshire.
    Tom holte die Umhängetasche und stellte sie auf den Tisch. Im Inneren brummte, summte und ratterte es. »Meine ursprüngliche Hoffnung, die Maschine würde die Arbeit wieder einstellen, wenn sie keine Energie mehr bekommt, hat sich nicht erfüllt, wie wir alle hören können. Vielleicht verfügt sie über eine Art … Akku, der sich nun aufgeladen hat.«
    »Wir brauchen also eine dieser prophezeiten Waffen«, sagte Maria Luisa.
    Tom lächelte ihr zu. Bildete er es sich nur ein oder hatte sie das Wörtchen wir tatsächlich besonders betont? »Allerdings bleibt das Problem bestehen, dass wir nicht wissen, worum es sich dabei handelt. Dieser ›Feuerkranz‹ oder die ›Nadel der Götter‹ können sich überall auf der Welt befinden.«
    »Oder zwischen den Welten«, spielte Maria Luisa auf Toms Theorie an, die Waffen könnten im zeitlosen Raum lagern. Dieser allerdings war ihnen versperrt, solange der Armreif – Richtungsweiser und Schlüssel zu der geheimnisvollen Kammer zugleich – um das Handgelenk eines der Indios lag.
    »Machen Sie das bitte mal lauter«, bat Spencer McDevonshire Maria Luisa, mit Blick auf den Fernseher. Zuerst verstand Tom den Grund nicht, doch dann sah er es auch: die Grafik hinter dem Nachrichtensprecher. Sie zeigte eine Satellitenaufnahme, wie man sie von Google Earth kannte. Ein eingeblendeter Kreis umspannte einen Teil des Geländes, und darin zu lesen stand das Wort CERN.
    Maria Luisa drückte auf die Fernbedienung. »… sorgte eine kritische Situation am späten Nachmittag für Aufregung«, erklang die Stimme des Sprechers. »Nach offiziellen Angaben brach ein Feuer in der kranzförmigen Beschleunigeranlage aus, was eine kurzfristige Evakuierung nach sich zog.«
    Die Wahl der Worte schien in Toms Bewusstsein einen Schalter umzulegen.
    Feuer! Kranzförmige Anlage!
    Den Rest der Nachricht bekam er nur noch unterbewusst mit. Tom fühlte, wie ihm das Blut aus dem Kopf sackte. Er musste sich an einer Stuhllehne festhalten.
    »Der Feuerkranz!«, ächzte Spencer McDevonshire und bewies, dass er dieselbe Assoziation gehabt hatte.
    »Das darf nicht wahr sein!«, stöhnte Maria Luisa auf. »Das CERN ist eine der prophezeiten Waffen gegen die Weltuntergangsmaschine?«
    » War «, brachte Tom hervor. »Oder besser: Sie wäre es gewesen , wenn wir die Kugel nicht herausgeholt hätten.«
    »Und wenn wir sie zurückbringen?«
    Tom schüttelte den Kopf. »Du hast es doch gehört: Sie haben CERN jetzt heruntergefahren. Außerdem glaube ich nicht, dass wir noch einmal so nahe heran kämen.«
    Spencer McDevonshire war der Erste, der die Fassung zurückgewann. »Sehen wir es positiv. Bisher hatten wir keine Ahnung, was wir uns unter dem ›Feuerkranz‹ vorzustellen hatten. Womöglich hilft es uns, Rückschlüsse auf die zweite Waffe zu ziehen, die ›Nadel der Götter‹.«
    Tom Ericson nickte. »Die Prophezeiung stammt von einem Mann aus dem 16. Jahrhundert. Eine Anlage wie das CERN ging weit über seinen technischen Verstand hinaus, also kleidete er das, was er gesehen hatte, in Worte, die seinem Wissens- oder Glaubensstand entsprachen. Es ist also denkbar, dass es sich bei der Nadel der Götter ebenfalls um
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