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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter
Autoren: Oliver Fröhlich
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sie.«
    Buiel gehorchte. In der Zwischenzeit sah sich Czaschek im Raum um. Sein Blick blieb an dem Hochschrank hängen. Er öffnete ihn und ein Besen kippte ihm entgegen. »Perfekt! Treten Sie zur Seite!«
    Der Einsatzleiter schnappte sich den Stiel, trat an den Tisch, nahm Maß und schob mit dem Besen die Kugel mitsamt dem Sockel auf die Kante zu. Noch einmal kontrollierte er, ob die Kiste richtig stand, dann versetzte er dem Höllending einen letzten Stoß aus der Distanz.
    Eines der drei Sockelbeine geriet über die Tischkante, die Halterung kippte und die Kugel fiel. Für einen Moment hatte Buiel den Eindruck, ihren Sturz in Zeitlupe zu sehen – dann verschwand die Höllenmaschine in dem Spezialbehälter.
    Der Einsatzleiter sprang hin und schlug den Deckel zu. Genauso hastig zog er die Hand jedoch zurück und starrte seine Finger an, auf denen sich plötzlich Brandblasen zeigten. »Was zum …?«
    »Ist es heiß?«, fragte Buiel.
    »Ich … glaube nicht. Trotzdem hatte ich plötzlich die Vision, in kochende Lava zu fassen. Und offenbar hat mein Körper dementsprechend reagiert.«
    Buiel starrte seinen Vorgesetzten an. »Soll das heißen, Assolant ist nur verbrannt, weil er dachte zu verbrennen?«
    Czaschek zuckte mit den Schultern. »Lassen Sie uns lieber überlegen, wie wir den Sicherheitsbehälter rausschaffen können, ohne ihn zu berühren.«
    Buiel schaute zur offenen Tür des Hochschranks. »Da steht noch ein Besen. Wenn wir die Stiele durch die seitlichen Griffe der Kiste führen, können wir das Ding tragen wie eine Sänfte. Zumindest bis zum Fahrradanhänger draußen auf dem Gang.«
    »Gute Idee!«
    Bevor sie diesen Ort des Schreckens verließen, sah Buiel noch einmal zu Assolants Leiche. Er konnte nicht verhindern, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Keine Sorge, mein Freund, verabschiedete er sich im Geiste. Wir holen dich nach.
    Tatsächlich gelang es ihnen, den Behälter aus dem Labor zu transportieren, auch wenn dieser um neunzig Grad gekippt zwischen den Besenstielen hing. Buiel fürchtete die ganze Zeit, der Deckel könne aufspringen und die Kugel herausfallen. Als sie die Kiste endlich auf dem Anhänger abluden, atmete er so tief durch, dass das Kunststoffvisier seines Helms beschlug.
    Sie fuhren die Strecke zum Aufgang zurück und trafen dort auf Antoine Danzer und einen am Boden knienden, mit Handschellen gefesselten Dr. Lescroart.
    »Ich dachte, Sie wären längst oben«, fuhr Czaschek den Polizisten an.
    Dieser nahm den Helm ab, lächelte schief und präsentierte eine blutige Zahnlücke. »Er hat sich gewehrt.« Das Lächeln erlosch. »Wo ist Jean?«
    Czaschek schüttelte den Kopf. »Später!«
    »Ist da die Kugel drin?«, fragte Lescroart mit Blick auf die Kiste.
    »Dieses Ding hat einen meiner Männer das Leben gekostet!«, brach es aus dem Einsatzleiter hervor.
    »Ich habe doch gesagt, Sie sollen sie nicht anfassen! Warum hört denn niemand auf mich?«
    Czaschek vollführte eine wegwischende Handbewegung. »Schaffen Sie mir den Kerl aus den Augen!«
    Er und Buiel steckten wieder die Besenstiele durch die Kistengriffe und machten sich an den Aufstieg. Dabei achteten sie peinlich genau darauf, den Behälter nicht zu berühren. Vor allem auf den Treppen keine leichte Aufgabe. Wenn sie die Holzstäbe nicht waagrecht hielten, geriet die Kiste sofort ins Rutschen. Mehr als einmal konnten sie gerade noch ausgleichen, bevor es zum Schlimmsten kam.
    Sie erreichten den Aufzug und legten den Rest des Wegs an die Oberfläche schweigend zurück.
    Didier Buiel war froh, als sie das Zugangsgebäude verließen und er den wartenden Panzerwagen sah. Endlich wurde er diese Karikatur der Bundeslade los. Nur wenige Schritte hinter ihnen ging Danzer und schob diesen verrückten Wissenschaftler vor sich her.
    Jules Gaboriau, der mit Georges Lafayette im Fahrzeug geblieben war, kniete an der Hecktür des Wagens und streckte ihm die Arme entgegen.
    Dankbar stemmte Buiel die Besenstiele in die Höhe und übergab sie dem Kollegen. »Sei vorsichtig! Keinesfalls berühren!«
    Gaboriau sagte nichts. Nur ein angestrengtes Atmen drang unter dem beschlagenen Sichtvisier des Helms hervor, als er die Kiste in den Wagen hievte – und sie mit bloßer Hand ergriff, um sie ins Innere zu ziehen.
    »Nicht! Du verbr-«, setzte Buiel an, brach aber ab, als Gaboriau keinerlei Zeichen von Schmerz oder Erschrecken zeigte. Verlor die Kugel etwa ihre Wirkung?
    »Bleiben Sie stehen!«, erklang ein Ruf hinter ihm.
    Er zuckte herum
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