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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter
Autoren: Oliver Fröhlich
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Einzelteile sich verschoben, drehten, ins Innere absanken und dafür anderen Teilen Platz machten. Das sollte die Bombe sein?
    »Wir müssen Sie bitten, den Raum zu verlassen«, sagte Dennis Czaschek zu dem Wissenschaftler.
    Der Satz riss Lescroart aus seiner Lethargie. »Was? Nein! Ich kann nicht weg. Ich muss herausfinden, warum dieses Ding den TriCore …« Er unterbrach sich, als habe er etwas gesagt, was er nicht sagen dürfte. »Aber ich komme nicht ran. Ich …«
    »Hören Sie«, begann Czaschek. Die Geduld in seiner Stimme wies merkliche Risse auf. Auch ihm sah man die Müdigkeit und die Anstrengungen der letzten Tage an. Er deutete auf einen Mann aus dem Team. »Monsieur Danzer wird Sie nach oben begleiten. Wenn wir uns um die Bombe kümmern, können wir Sie hier nicht gebrauchen. Und wenn Sie nicht freiwillig gehen, dann …«
    »Aber das ist keine Bo-«
    »… schaffen wir Sie eben mit Gewalt raus!«, beendete Czaschek den Satz. Er gab Antoine Danzer einen Wink, den dieser sofort verstand. Ehe der Wissenschaftler sich versah, stand der Polizist bei ihm, zog ihn vom Hochschrank weg und nahm ihn in den Polizeigriff.
    Lescroart schrie, doch der Großteil seiner Worte ging in einem unverständlichen Mischmasch aus Englisch, Französisch und Fachchinesisch unter. Didier Buiel schnappte lediglich ein paar Fetzen von »keine Bombe«, »nicht anfassen« und »im Dienste der Wissenschaft« auf, dann führte Danzer den Mann aus dem Labor.
    Jean Assolant, der Techniker im Team, trat an den Tisch mit der merkwürdigen Kugel heran und ging so weit in die Knie, dass sich seine Augen auf gleicher Höhe mit dem Gegenstand befanden. Eine Minute lang beobachtete er die Bewegungen der Einzelteile. Dann stellte er sich aufrecht hin und schüttelte den Kopf.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich habe versucht, durch die Lücken ins Innere dieses Dings zu blicken, es aber nicht geschafft. Ich entdecke keine Drähte, Zünder oder Sprengmittel.«
    »Das bedeutet?«, fragte Czaschek.
    »Ich denke, dieser Wissenschaftlerkerl hatte recht. Das ist keine Bombe. Auf mich wirkt dieser Ball eher wie ein mechanisches Schmuckstück. Diese grünen Elemente sehen aus wie Stein. Jade vielleicht.«
    »Vorschlag?«
    Assolant zuckte mit den Schultern. »Ich sehe nichts, was ich entschärfen könnte. Und falls doch, wüsste ich nicht, wie.«
    »Aber es muss eine Energiequelle besitzen«, wandte Didier Buiel ein. »Wie sollten sich sonst die Einzelteile bewegen? Und hört ihr nicht dieses Brummen?«
    »Doch, natürlich«, antwortete Assolant. »Dennoch bin ich im Augenblick ratlos. Ich schlage vor, wir nehmen die Kugel mit.«
    Czaschek dachte einen Moment nach. »Okay.«
    Für Didier Buiel war dieses Wort gleichbedeutend mit der Aufforderung, die Kiste zum Tisch zu bringen. In der Zwischenzeit zog sich Assolant dicke Sicherheitshandschuhe an, die bis zum Ellenbogen reichten. Vorsichtig griff er mit beiden Händen nach der Kugel – und erstarrte. Seine Augen weiteten sich. Erst zeigte seine Miene Überraschung, dann Entsetzen und Schmerz.
    »Was …?«, entfuhr es ihm. Ein sichtbares Zittern durchlief seinen gesamten Körper.
    »Was ist los?«, fragte Czaschek.
    »Wo kommt das Feuer her? Die Lava … und … und … ich kann nicht mehr … so heiß … so unglaublich heiß …«
    »Lassen Sie das Ding los!«, befahl der Einsatzleiter.
    Assolant gehorchte nicht. Stattdessen ertönte plötzlich ein Knistern. Rauchwölkchen quollen unter dem Helmrand hervor. Der Geruch nach versengten Haaren nahm zu.
    Buiel machte einen Schritt auf den Kollegen zu. Wollte ihn von der Kugel wegreißen. Er kam nicht weit. Czaschek packte ihn am Oberarm und hielt ihn zurück.
    »Vorsicht!«, brüllte der Einsatzleiter.
    Im nächsten Augenblick ertönte ein dumpfes Puffen wie bei einer Gasexplosion und Assolant stand in Flammen. Und noch immer ließ er die Kugel nicht los.
    Instinktiv wusste Buiel, dass Czaschek ihm das Leben gerettet hatte. Sie konnten nichts mehr für den Kollegen tun.
    Nur wenige Sekunden später fand die Tragödie ein Ende. Genauso unvermittelt, wie die Flammen aufgelodert waren, erloschen sie wieder. Assolants Griff um die Kugel lockerte sich und sein verkohlter Körper kippte stocksteif nach hinten um.
    Fassungslos starrte Buiel auf den Leichnam. Er wollte sich nach ihm bücken, doch erneut hielt Czaschek ihn zurück. »Nein! Wir müssen erst dieses … Ding hinausschaffen. Stellen Sie die Kiste vor den Tisch und öffnen Sie
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