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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter
Autoren: Oliver Fröhlich
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McDevonshire vereinbart hatte.
    Wegen des Nebels dauerte die Fahrt lange. Und während der ganzen Zeit bekam er die Bilder nicht mehr aus dem Kopf, die er bei der Berührung der Kiste zu sehen geglaubt hatte. Vage Eindrücke nur. Und dennoch sehr eindringlich.
    Bilder von Feuer und Lava.
    ***
    Der Mann in Weiß drückte die Finger gegen die Wand seiner Zelle. Noch immer konnte er das harte Material nicht durchdringen. Aber er musste entkommen, um die Maschine zu retten!
    Er hatte die gewaltigen Energiemengen an einem Kreuzungspunkt aller Kraftlinien unterschätzt. Selbst sein Herr hatte das von Menschen verursachte Phänomen nur bemerkt, es aber nicht als kritisch, sondern im Gegenteil als hilfreich eingestuft, um die vergeudete Zeit auszugleichen. Ein Irrtum! Wenn es ihm nicht gelang, die Maschine rechtzeitig abzuschalten und zu bergen, würde sie überladen!
    Die Folgen wagte er sich nicht auszumalen. Das Gold konnte schmelzen, der Kristall bersten. Und was mit dem Himmelsstein geschah …
    Die Bildsignale, die die Maschine aussandte, um das, was die Menschen für einen Kometen hielten, zur Erde zu locken, würden erlöschen. Seine Mission wäre gescheitert.
    Der Ruf, der ihn erreichte, wurde immer drängender. Er hatte ihn schon gehört, als sie noch im unterirdischen Gang von CERN eingesperrt waren, aber nicht erkannt, was er bedeutete. Sonst hätte er ganz anders reagiert …
    Er erstarrte.
    Hatte die Materialisierung seine Programmierung durcheinandergebracht? Warum erkannte er diese Möglichkeit erst jetzt? Aber noch war nichts verloren!
    Der Mann in Weiß ging zur Zellentür und schlug dagegen. »Wärter!«, brüllte er. »Ich habe eine wichtige Information!«
    Die Indios in seiner Zelle sahen ihn aus ängstlichen Augen an. Dämmerte ihnen allmählich, dass seine angebliche Göttlichkeit nur eine Täuschung war? So wie das Versprechen ewiger Glückseligkeit nach ihrem Tod.
    Hätte er noch in ihre Gehirne fassen können, hätte er sie wieder auf Kurs gebracht wie dressierte Pferde. Aber wozu? Nun, da er selbst eine feste Gestalt angenommen hätte, brauchte er sie nicht mehr.
    Der Mann in Weiß achtete nicht länger auf ihre Blicke. Stattdessen schlug er erneut gegen die Tür. Und diesmal erhörte ihn einer der Polizisten.
    Ein müdes, unrasiertes Gesicht tauchte vor der vergitterten Luke auf. »Was willst du?«, fragte der Beamte.
    Der Mann in Weiß wollte gerade antworten – da verstummte der Hilferuf der Maschine, von einem Moment auf den nächsten.
    War sie … vernichtet?
    Nein, erkannte er im nächsten Augenblick. Aber die Gefahr war vorüber, warum auch immer. Eine Welle der Erleichterung durchspülte den Mann ich Weiß.
    Erleichterung? Eine Emotion ? Mit seiner Programmierung stimmte in der Tat etwas nicht.
    »Ich habe dich gefragt, was du willst!«, polterte der Beamte.
    Der Mann in Weiß trat zurück. »Es ist nichts. Hat sich erledigt.«
    »Was ist eigentlich los mit euch Terroristenschweinen?«, stieß der Polizist hervor. »Was geht in euren kranken Köpfen vor, dass ihr ein Attentat auf eine wissenschaftliche Einrichtung plant, wenn die Welt in ein paar Wochen doch ohnehin untergeht? Was hat es da für einen Sinn, eine Bombe ins CERN zu schmuggeln?«
    Voltan sprang hinter dem Mann in Weiß von seiner Pritsche auf. »Was soll das heißen?«
    Der Polizist lächelte boshaft. »Tja, man hat eure Bombe gefunden! Ein Räumkommando ist schon dabei, sie zu entschärfen.«
    Der hämische Gesichtsausdruck gefror dem Beamten, als der Mann in Weiß plötzlich herzhaft zu lachen begann. Ein weiterer Gefühlsausbruch. Zeichen eines Programmfehlers. Doch er konnte nicht an sich halten.
    Die Maschine lief noch, das vermochte er deutlich zu spüren. Aber sie überlud sich nicht länger. Diese dummen Menschen hatten sie in dem Bemühen, Schaden abzuwenden, aus dem Einflussbereich der gebündelten Erdfeldlinien entfernt – und damit ihr eigenes Ende besiegelt.
    Alles war gut. Der Mann in Weiß war wieder zufrieden.
    ***
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als Tom Ericson das Hotelzimmer in Lyon öffnete.
    Sie hatten einen Überfall auf Genfer Polizeibeamte hinter sich, den Diebstahl einer weltvernichtenden Maschine, eine Fahrt durch Nebel und, kaum dass dieser sich aufgelöst hatte, dichte Schneefälle, die die Straßen in Rutschbahnen verwandelten. Das Wetter spielte mehr und mehr verrückt. Mehreren Verkehrsunfällen und einer Schlägerei unter Plünderern in dem Laden, in dem Tom eine neue Umhängetasche
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