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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter
Autoren: Oliver Fröhlich
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Tom zu.
    Der nächste Schuss traf sein verdrehtes Knie und nahm so viel Substanz mit, dass er einknickte und nur mit Mühe das Gleichgewicht halten konnte. Wo der Ex-Polizist die Waffe auch her hatte, sie musste ein mörderisches Kaliber besitzen.
    Tom ahnte, dass der Beschuss den Mann in Weiß nicht würde stoppen können. Aber er konnte ihn aufhalten! Auf dem Boden kniend holte er aus – und schleuderte die Tasche in den Raum hinein. Sie prallte auf, die Maschine rollte daraus hervor und kam dicht vor dem Reaktor zu liegen.
    Der Mann in Weiß schrie wütend auf. Sein Knie reparierte sich selbst, er machte den nächsten Schritt, hatte Tom jetzt fast erreicht. Ein weiterer Schusskanal entstand in seinem Hals, zeigte aber kaum Wirkung.
    Halte ihn auf!, schrie es in Tom. Verschaff der Nadel der Götter die Zeit, die sie noch braucht!
    Er warf sich nach vorn, dem Weißen entgegen, und umklammerte dessen Knöchel. Wütend versuchte der Mann in Weiß, ihn abzuschütteln, doch Tom ignorierte allen Schmerz und ließ nicht los. Im nächsten Moment spürte er, wie sich eiskalte Hände um seinen Hals legten und zudrückten.
    Tom konnte förmlich fühlen, wie das Leben aus ihm wich. Schwärze wirbelte um ihn her, drohte ihn zu verschlingen. War das der nahende Tod – oder das Dunkelfeld der Maschine? Tom sah zu dem Reaktor hinüber, versuchte die Kugel auszumachen.
    Plötzlich verstummte das Jaulen der Weltuntergangsmaschine. Das Gold schmolz. Die Kristalle splitterten. Die Jade zerbrach. Und aus den Ritzen des Teufelsapparats kroch das Dunkelfeld des Himmelssteins. Es pulsierte, zog sich zurück, kam wieder hervor, zog sich erneut zurück -
    - und breitete sich explosionsartig und völlig lautlos im gesamten Raum aus.
    Die Druckwelle erfasste die Flammen, riss sie mit sich und erstickte sie. Sie packte die Kämpfenden, fuhr in die skurrile Erscheinung des Mannes in Weiß und ließ ihn verwehen.
    Dann war es vorüber.
    Keine Hitze mehr, kein Feuer, keine Lava. Und von Toms Verbrennungen abgesehen keine Spuren, dass sie jemals existiert hätten. Die Weltuntergangsmaschine war nur noch ein geschmolzener Klumpen. Und der Mann in Weiß …
    Da spürte Tom erneut dessen Hände um seinen Hals! Er wollte um sich schlagen, sie abwehren, als er im letzten Augenblick bemerkte, dass diese Hände warm waren und ihn nicht würgten, sondern umarmten. Jemand schluchzte dicht neben seinem Ohr.
    »Maria!«, brachte Tom hervor. »Ich … ich hab dir doch gesagt, du sollst unten warten …«
    Sie sah ihm in die Augen. »Weil ich dich liebe, habe ich genau das nicht getan. Und wenn du mich liebst, verlangst du so etwas nie wieder von mir.«
    ***
    8. Februar 2012
    Tom Ericson und Maria Luisa Suárez schauten von der Aussichtsetage At the Top im hundertvierundzwanzigsten Stock des Burj Khalifa über Dubai. Toms Verbrennungen waren größtenteils abgeheilt, nur die Stelle, wo ihn der eingebildete schmelzende Kunststoff im Nacken getroffen hatte, machte ihm noch zu schaffen.
    Ähnlich wie ihm ging es der Stadt. Die gröbsten Schäden, die der Sandsturm angerichtet hatte, waren beseitigt. Aber es würde noch einige Zeit vergehen, bis Normalität einkehrte.
    Das Gleiche galt auch für den Rest der Welt.
    An diesem achten Februar beherrschte nur ein Thema die Nachrichten: »Christopher-Floyd« war an der Erde vorbeigezogen! Seit die Kurskorrekturen vor ein paar Wochen ausgesetzt hatten, war die Kometenbahn mehr und mehr von der der Erde abgewichen, bis die Gefahr einer Kollision nicht mehr bestand.
    Niemand, nicht einmal Professor Dr. Smythe, konnte sich das erklären – und Tom würde den Teufel tun, es jemandem zu verraten.
    Spencer McDevonshire war nach London zurückgereist. Seine Suspendierung hatte man aufgehoben, trotzdem hatte er sich geweigert, noch einen Fall vor dem Ruhestand zu übernehmen. »Ich glaube, ich muss da noch ein paar Akten entstauben. Außerdem tut mir mein Bein fürchterlich weh! Ich sitze meine letzten paar Wochen noch ab und dann ziehe ich mich aufs Altenteil zurück.«
    Tom bezweifelte, dass McDevonshire das wirklich konnte. Bestimmt trieb es ihn nach einer Phase der Ruhe wieder hinaus.
    Die größte Überraschung hatte ihnen Chalid Hariri bereitet. Zuerst hatte er ihnen ein paar Tage der Erholung im Armani-Hotel spendiert. Und dann stand der Scheich plötzlich mit einem Schlüssel vor Tom. »Der passt an die Eingangstür eines Apartments in der neunundfünfzigsten Etage. Das möchte ich Ihnen schenken, sodass Sie
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