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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter
Autoren: Oliver Fröhlich
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entspricht der Wahrheit.«
    »Letzteres«, hauchte Maria Luisa. »Leider.«
    Der Scheich schaufelte sich einen Löffel Kaviar in den Mund und tupfte die Lippen behutsam mit einer Serviette ab. »Ich glaube Ihnen«, sagte er nach einigen Sekunden. »Ich weiß selbst nicht, warum, aber ich glaube Ihnen.«
    Tom versuchte gar nicht erst, seine Erleichterung zu verbergen.
    »Und jetzt wollen Sie also mit dieser Maschine hoch zum TriCore in der Hoffnung, sie so zu zerstören«, fuhr Hariri fort.
    »Richtig.«
    »Kann der Reaktor dabei ebenfalls vernichtet werden?«
    »Ich weiß es nicht. Ich halte es für denkbar.«
    »Und Sie erwarten von mir, dass ich eine Zwei-Millionen-Dollar-Anschaffung diesem Risiko aussetze?«
    »Ich erwarte von Ihnen, dass Sie das Geld als Investition in die Rettung der Menschheit betrachten. Kein schlechter Preis, wenn Sie mich fragen.«
    Hariri lachte. »Gutes Argument! Sie gefallen mir!«
    »Wohin müssen wir?«
    »In den hundertachtzigsten Stock.«
    Tom bat Maria Luisa inständig, im At.Mosphere auf ihn zu warten. Doch sie bestand darauf, ihn zu begleiten. »Ich habe es dir gesagt: Ich bleibe bei dir, bis du die Welt gerettet hast! Und wenn du mich noch willst, gerne auch danach.«
    Er drückte ihre Hand und lächelte sie an. »Natürlich will ich.«
    Sie standen auf und Hariri wandte sich den Aufzügen zu.
    »Ich würde lieber zu Fuß gehen«, sagte Tom. »Wenn die Maschine auf den TriCore reagiert, stecke ich nur ungern im Fahrstuhl.«
    »Wie Sie meinen.«
    Vor Jahren hatte Tom einen Bericht über das Empire State Building Run-up gesehen, einen Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer die Stufen des altehrwürdigen Gebäudes so schnell wie möglich erklommen. Er war sich nicht sicher, aber er glaubte, die besten Läufer schafften es in zehn Minuten. Dabei lag das Ziel auf ungefähr dreihundert Metern Höhe. Eine vergleichbare Strecke.
    Doch bereits nach dreißig Stockwerken wusste Tom, was diese Sportler zu leisten imstande waren.
    Als sie in der hundertsechzigsten Etage ankamen, endete das Treppenhaus.
    »Ab hier geht es in der zentralen Achse weiter«, erklärte Hariri. »Leider werden die Stufen nun etwas steiler.«
    Der Araber führte sie durch eine Tür in ein stilvolles Foyer mit weißem Boden und ockerfarbenen Wänden voller Ornamente. Palmen in Pflanzkübeln säumten den Gang. Einen großen Teil der Außenwand nahm ein gigantisches Panoramafenster ein.
    Tom blickte in einen wolkenverhangenen Himmel, in dem Blitze zuckten. Eine einschüchternde Kulisse.
    Die Maschine in der Tasche summte inzwischen nicht mehr nur, sondern puckerte ohne Unterlass. Sie näherten sich dem Ziel.
    Was alleine die Lavavisionen deutlich zeigten! Jedes Mal, wenn Tom nur blinzelte, glaubte er sich in eine Welt versetzt, in der nichts anderes existierte als er, die Maschine und flüssiges Gestein um ihn herum.
    Wie sollte er das nur aushalten? Wie sollte er die Kugel zu dem Reaktor bringen, ohne sich in der Feuerwelt zu verlaufen oder den Verstand zu verlieren?
    Er würde einen Weg finden. Was blieb ihm auch anderes übrig?
    »Hallo, Thomas Ericson«, erklang da eine Stimme hinter ihnen. »Wohin so eilig?«
    Tom fuhr herum.
    Der Mann in Weiß lächelte ihn an.
    Ohne zu zögern, riss Tom die Pistole des Ex-Commissioners aus dem Hosenbund und feuerte fünf Schüsse in schneller Folge auf den Gegner ab. Sie durchdrangen die Erscheinung, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Stattdessen hackten sie in das Panoramafenster und produzierten ein beachtliches Netz aus Sprüngen. Aber das Glas hielt.
    Chalid Hariri wollte vorstürmen, doch Tom packte ihn am Arm und zog ihn zurück. »Nicht!« Er stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor Maria Luisa und den Scheich. Als könne er sie auf diese Weise vor dem Kerl schützen! Was für ein lächerlicher Gedanke.
    »Komm zu mir«, forderte der Mann in Weiß. »Ich verspreche dir, dass du nicht leiden wirst.«
    Der Archäologe machte einen Schritt auf den Gegner zu.
    »Tom, was tust du?«, rief Maria Luisa.
    »Haut ab«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
    »Aber …«
    »Verschwindet!«, brüllte Tom. »Ich bin es, den er will! Also weg mit euch!«
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie Hariri die Spanierin an der Hand nahm und wegführte. »Kommen Sie!«
    »Glaubst du, sie so vor mir retten zu können?«, fragte der Mann in Weiß. »Wie reizend.« Er klang amüsiert.
    »Was willst du?«
    »Das weißt du genau. Die Maschine. Und deinen Tod. Nicht zwangsläufig in dieser
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