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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter
Autoren: Oliver Fröhlich
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überfordert.« Guignard zog einen Computerausdruck zu sich heran und studierte ihn. »Gute Nachrichten!«, sagte er dann. »Einer der Häftlinge trägt einen auffälligen Armreif. Die Kollegen wollten ihn abnehmen, es gelang ihnen aber nicht, den Reif zu öffnen.«
    »Das ist er!« stellte Tom fest. »Er fällt erst beim Tod von seinem Träger ab.«
    »Ach!« Guignard hob eine Augenbraue. »Ich kann Ihnen zwar helfen, an den Indio heranzukommen, aber wie wollen Sie dann an das Armband gelangen?«
    Tom biss die Zähne zusammen. Er musste sich eingestehen, dass er dieses Problem bisher verdrängt hatte. »Wenn es nicht anders geht, müssen wir ihn …«
    »Das kann ich nicht zulassen!«, sagte Maria Luisa. So viel zu Auge um Auge, Zahn um Zahn. » Wir sind keine Barbaren! Es muss eine andere Möglichkeit geben.«
    »Ich glaube, ich habe eine Idee«, ließ sich in diesem Augenblick McDevonshire vernehmen. »Hat einer von euch den Film Flatliners gesehen?«
    ***
    So also fühlte sich Unsichtbarkeit an.
    Oder doch nicht. Denn einen Unsichtbaren hätten alle nur ignoriert. Dr. Daniel Lescroart jedoch straften sie mit Missachtung, ließen es sich aber nicht nehmen, ihn mit angewiderten Blicken zu bedenken.
    Als könne er etwas dafür, dass Otto Bevers’ ach so wertvoller ATLAS-Detektor nicht mehr funktionierte und ein paar Magnete ausgebrannt waren.
    In den ersten Stunden nach dem Polizeieinsatz hatte er versucht, den Beschäftigten von CERN begreiflich zu machen, dass sie sich den falschen Sündenbock ausgesucht hatten. Nicht der Trilithiumreaktor TriCore II, den er in der Anlage einem letzten großen Test unterzogen hatte, war schuld an dem energetischen Chaos, sondern diese merkwürdige Kugel, die das angebliche Filmteam eingeschmuggelt hatte.
    Niemand wollte ihm glauben. Vielleicht bis auf Bevers, der die Kugel berührt und ihre Macht gespürt hatte, aber der hielt sich natürlich zurück. Aus Angst, man könne ihn, den anerkannten Wissenschaftler, für verrückt halten. Oder weil er damit Lescroart eins auswischen konnte?
    Gleichgültig. Es machte ohnehin keinen Unterschied. Also sparte sich der stellvertretende Chefentwickler von Trilithium Inc. den Atem und machte sich an den Abbau des TriCore. Zwei Tage lang pendelte er ständig zwischen seinem Transporter und dem Gangkomplex hin und her, in dem der Reaktor stand.
    Teil für Teil schaffte er nach draußen, verlud es, katalogisierte es. Jedes Mal, wenn er das nächste Bauteil brachte, kontrollierte er die vorherigen auf Vollständigkeit, denn von der Unversehrtheit des TriCore hing sein Überleben ab!
    Mit jedem Mal kehrte er widerwilliger in die Anlage zurück, denn noch immer lag der Geruch des verbrannten Polizisten in der Luft. Spontane Selbstentzündung, sagte man. Klar, irgendwie mochte das sogar stimmen, aber letztlich war es dieses Kugelding, das den armen Kerl das Leben gekostet hatte.
    Bei seiner Befragung hatte Lescroart sich unwissend gegeben, aber als er später das Labor ausräumte, machte er stets einen großen Bogen um den ölig rußigen Fleck auf dem Boden.
    Der Wissenschaftler verlud das letzte Teil und schloss den Transporter. Endlich geschafft! Noch einmal ließ er den Blick über das campusähnliche Gelände von CERN streichen. Vor zwei Tagen hatte hier alles im dichten Nebel gelegen, heute verwandelte eine dicke Schneeschicht das Areal in eine friedliche Winterlandschaft. Für einen Augenblick konnte man fast vergessen, dass die Welt aus den Fugen geriet.
    Lescroart überlegte, ob er sich wenigstens vom Institutsleiter Dr. Germaine verabschieden sollte, aber selbst der sah ihn inzwischen an, als sei er hinten aus einem Hund gefallen.
    Er stieg ein, startete den Motor und machte sich auf den Weg zum Flughafen von Genf. Keine allzu weite Strecke. Die überraschend einsetzenden Schneefälle und das fast völlige Fehlen eines Winterdienstes ließen sie dennoch zu einer echten Herausforderung werden. Mehrfach rutschte er beinahe in den Straßengraben. Das hätte ihm noch gefehlt, dass er den Reaktor auf diese Art eigenhändig ruinierte! Es reichte schon, dass mit dieser Kugel aus Gold, Kristall und Jade ein Instrument existierte, das eine verheerende Wirkung auf den TriCore besaß, denn es schien die Energie aus dem Trilithium förmlich herauszusaugen!
    Schlimm genug, dass es ein solches Gerät überhaupt gab. Noch mehr beunruhigte ihn allerdings, dass es diesen verbrecherischen Mistkerlen gelungen war, es sich zurückzuholen – vor den Augen des
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