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1198 - Varunas Hexenreich

1198 - Varunas Hexenreich

Titel: 1198 - Varunas Hexenreich
Autoren: Jason Dark
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überhaupt, wie sie ums Leben gekommen ist?«
    Über Varunas Gesicht huschte ein Schatten. Sie wirkte auf mich etwas traurig. »Ich weiß es nicht genau. Nicht in allen Einzelheiten, aber es ist kein normaler Tod gewesen. Das habe ich gespürt. Sie starb auf eine schlimme Art und Weise.«
    »Man brachte sie um.«
    Varuna nickte. »Ich habe es gemerkt. Ich habe gelitten. Ich spürte, dass wir unsere Pläne nicht mehr in die Tat umsetzen konnten. Sie wollte mit mir gehen und sich von mir belehren lassen. Ich hätte ihr vieles zeigen und ihr einen neuen Weg ebnen können, doch dazu ist es jetzt zu spät.«
    »Dafür haben Sie die Tote gestohlen!«, sagte Suko trocken. »Oder etwa nicht?«
    Varuna schrak leicht zusammen. Sie drehte ihren Kopf und blickte Suko an. In ihren Augen lag ein strenger Vorwurf, und sie zog die Brauen zusammen.
    »Hast du sie gestohlen?«? fragte ich.
    »Nein. Wie kommt ihr darauf?«
    »Weil sie weg ist«, erwiderte Suko trocken und schüttelte den Kopf. »Es gibt sie nicht mehr. Irgendjemand hat Interesse daran, eine Leiche zu stehlen. Ich kann mir keinen vernünftigen Grund vorstellen, aber spaßig ist es nicht.«
    »Ich habe sie nicht gestohlen!«, erklärte Varuna mit leiser Stimme. »Nein, das habe ich nicht getan.«
    »Du bist gesehen worden.«
    »Ja, das weiß ich«, gab sie zu. »Man hat mich gesehen. Aber ist das denn schlimm?«
    »Was hast du hier zu suchen gehabt?«, wollte ich wissen.
    Varuna legte den Kopf schief und schaute mich beinahe treuherzig an. »Ist das so schwer zu begreifen, John? Ich wollte Abschied nehmen. Ja, Abschied von einer Freundin. Oder von einer Person, die beinahe für mich zu einer Freundin geworden wäre. Aber das Schicksal war schneller. Ihm kann man nicht entwischen.«
    »Wer brach die Tür auf und stahl die Leiche?«
    »Ich bin es nicht gewesen, John.«
    »Aber du kennst den Täter?«
    »Nein…«, sie legte eine kurze Pause ein. »Ich denke nicht, dass ich sie kenne.«
    Das nahm ich ihr nicht ab, denn mir hatte die Betonung der Antwort nicht gefallen. Das konnte ein sowohl als auch bedeuten. Da war ich schon skeptisch.
    Ich wollte aber mehr wissen und ging deshalb nicht direkt auf das Thema ein. »Ich glaube schon, dass ihr euch hier in London getroffen habt. Und du bist auch ziemlich interessant für Kelly O'Brian gewesen. Lebst du auch hier?«
    Sie ließ sich Zeit und strich mit beiden Händen an ihren Oberschenkeln entlang. An den Fingern steckten breite Ringe aus blankem Metall. »Nicht wirklich«, erklärte sie. »Meine Heimat oder der Ort, an dem ich mich wohlfühle, ist woanders.«
    »Nicht hier in der Stadt?«
    »Ja.«
    »Darf ich mehr über deine Heimat erfahren?«
    Für einen Moment lächelte sie in sich hinein. Dann hob sie die Schultern und sagte mit leiser Stimme. »Ja, das darfst du. Es ist kein Geheimnis. Ich habe es Kelly auch erzählt. Ich lebe dort, wo ich noch eins sein kann mit der Natur und nicht von den Menschen gestört werde. Das kann nicht in London sein. Im Südwesten, in Kent. Dort ist meine eigentliche Heimat.«
    »Die Provinz ist nicht eben klein«, gab ich zu bedenken. »Was sagst du jemand, der dich besuchen will?«
    »Geh in die Wälder. Dort wirst du mich finden.«
    »Haben sie auch einen Namen?«
    »Ja. Es sind die Wealdon Woodlands.«
    Ich war überrascht, mit welch einer Selbstverständlichkeit sie mir die Antwort gegeben hatte. Suko erging es nicht anders, denn er sah mich erstaunt an.
    »Das sagt euch nichts - oder?«
    »Nein«, gab ich zu.
    »Die Woodlands sind auch nicht für jeden Menschen geeignet. Man muss schon einen gewissen Draht zur Natur haben und darf sich nicht dagegenstellen. Das Gebiet ist wichtig für alle, die lernen und kommunizieren wollen. Wir lieben es. Wir erleben dort alles, was wir uns schon immer gewünscht haben. Es ist unser Reich.«
    »Von wem sprichst du?«
    »Von unserem Kreis. Gleichgesinnte, die allesamt den Weg gefunden haben. Die auf den Zäunen reiten und…«
    »Hexen sind!«, vollendete ich.
    Varuna starrte mich an. Sie schien nicht zu wissen, wie sie meine Antwort einschätzen sollte. Negativ? Positiv? Neutral? Der Ton musste ihr nicht gefallen haben, denn sie schüttelte den Kopf. »Gerade von dir hatte ich erwartet, dass du meine Aussagen mit dem nötigen Ernst hinnimmst.«
    »Es war mir ernst.«
    »Nein, John, nicht. Das Wort ›Hexen‹ hast du so ausgesprochen, als stündest du ihnen negativ gegenüber. So wie viele Menschen es tun. Das ist nicht gut.«
    »Da kann man zumindest
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