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1198 - Varunas Hexenreich

1198 - Varunas Hexenreich

Titel: 1198 - Varunas Hexenreich
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr vorhanden.
    Und trotzdem war da etwas passiert. Woher sonst stammte das Blut am ihrem Kleid? Sie musste etwas durchgemacht und auch durchlitten haben, von allein war das Kleid nicht blutig geworden.
    Das Blut konnte auch nicht von der Zimmerdecke getropft sein. Es musste einen anderen Grund geben, einen, der viel tiefer lag und mit ihrem zweiten Leben zu tun hatte.
    Die Schmerzen im Kopf waren vollends verschwunden. Varuna ging jetzt auch anders damit um.
    Sie sah sie als ein Wecksignal an, das ihr ebenfalls geschickt worden war.
    Noch mal versuchte sie, ihre Gedanken zu sammeln und sich zu konzentrieren. Die Lösung zu finden war einfach, aber es war schwer, sie zu akzeptieren.
    Sie musste in der Nacht unterwegs gewesen sein und dabei etwas Schreckliches erlebt haben, was ihr nicht bewusst und aus der Erinnerung gelöscht war.
    Wohin jetzt? Was tun? Aufstehen und sich säubern. Etwas anderes kam ihr nicht in den Sinn. Es war völlig normal und menschlich, und trotzdem blieb bei ihr Unbehagen zurück. Sie spürte in ihrem Körper das Kribbeln und merkte auch, dass sich auf ihrem Gesicht eine dünne Schweißschicht bildete. Es strengte sie schon an, über gewisse Tatsachen nachzudenken, und es bereitete ihr sogar Mühe, sich aus dem Bett zu bewegen.
    Mit dem rechten Fuß trat sie zuerst auf. Dabei stellte sie fest, dass der glatte Boden ziemlich kalt war. Der linke Fuß folgte, unter ihm spürte sie den Gegenstand.
    Für einen Moment ließ sie ihn dort stehen. Dabei drang ein überraschter Ruf aus ihrem Mund. Dieser Gegenstand war fremd, er passte nicht in ihre Wohnung.
    Sie schaute nicht hin. Bewegte allerdings die Zehen, und sie merkte, dass er länglich, ebenfalls recht kalt und im vorderen Bereich leicht klebrig war.
    In den folgenden Sekunden gab es für Varuna kein Halten mehr. Sie hatte jetzt auch den Mut gefunden, nachzuschauen, zog den Fuß weg - und blickte nach unten.
    Jetzt sah sie, auf was sie getreten war.
    Auf dem Boden und dicht vor dem Bett lag ein Dolch mit blutiger Klinge…
    ***
    Wieder war ihr, als wäre sie von einem lähmenden Gift erwischt worden. Sie hatte sich nicht mehr in der Gewalt, winkelte beide Beine an und blieb in dieser unnatürlichen Haltung sitzen, den Blick nach wie vor auf die Waffe gerichtet.
    Es war keine normale Waffe. Leicht gekrümmt, auch blutig. Ein Griff aus Stein, der leicht bläulich schimmerte, aber auch einen Stich ins Grünliche hatte.
    Waffen wie diese gab es heute eigentlich nicht mehr. Eine Expertin war sie nicht, aber diese Klinge musste einfach aus einer anderen Zeit stammen.
    Woher kam sie? Wer hatte sie mitgebracht? Varuna machte sich ihre Gedanken. Dass sie mittlerweile aufgestanden war, hatte sie kaum bemerkt. Sie ging um die Waffe herum, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    Angefasst hatte sie den Dolch noch nicht. Dennoch ging sie davon aus, dass dort ihre Fingerabdrücke zu finden waren. Das Blut an der Waffe, das an ihrem Nachthemd und auch das an ihren Händen.
    Es war dasselbe Blut, und sie war davon unmittelbar betroffen.
    »Großer Himmel«, flüsterte sie und entfernte sich von der Waffe. »Was ist passiert?«
    Varuna fand keine Antwort. Sie kam sich so fremd vor, als wäre sie in die Rolle einer anderen Person geschlüpft. Die Zeit lag noch nicht lange zurück. Es musste in der Nacht passiert sein, ohne dass sie es gemerkt hatte.
    Auf diese Folgerung ließ sie sich ein. Damit konnte Varuna leben. Es war etwas geschehen, das mit ihr und ihrem Leben zusammenhing. Nicht mehr und nicht weniger. Aber es war etwas Großes gewesen, etwas Entscheidendes. Möglicherweise hatte sie jetzt endgültig den Weg gefunden, den sie suchte.
    Sie wollte zu ihrem Ich finden. Sie wollte eindringen in die tiefe Vergangenheit, Kontakt mit den Göttern aufnehmen, Raum und Zeit überbrücken, um endlich das zu erleben, wovon sie und Gleichgesinnte träumten.
    Es war der Weg.
    Aber er war auch blutig, und Varuna fühlte sich plötzlich auch innerlich beschmutzt. Die Vorstellung, dass durch ihre Hand jemand gestorben war, lag nicht mehr so weit weg, auch wenn sie es nur mühsam akzeptierte.
    Langsam ging sie durch das Zimmer und öffnete die Tür zum Bad. In diesem kleinen Raum quetschten sich Toilette und Dusche zusammen. Handtücher mussten auf einem kleinen Hocker liegen, für Regale oder Schränke war einfach kein Platz. Nur noch für einen Spiegel, in den sie automatisch blickte, als sie das kleine Bad betrat.
    Ein für sie wunderbarer Duft hing zwischen den
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