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1167 - Die Tochter des Dämons

1167 - Die Tochter des Dämons

Titel: 1167 - Die Tochter des Dämons
Autoren: Jason Dark
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getötet.«
    »Ach.« Sarah war wirklich erstaunt. »Ermordet also?«
    »Leider.« Alina trank einen Schluck. »Und danach wurden ihm die Augen ausgestochen.«
    Es entstand eine Schweigepause. Lady Sarah zog ein Gesicht, als hätte sie saures Wasser getrunken.
    Wahrscheinlich stellte sie sich die Leiche ohne Augen vor, aber sie schüttelte auch den Kopf. »Es ist mir unbegreiflich«, flüsterte sie dann, »dass so etwas überhaupt passiert. Man sticht einem Toten die Augen aus. Gut, es gibt nichts, was es nicht gibt. Hat das vielleicht einen symbolhaften Charakter gehabt? Wollte man durch die Tat etwas zeigen oder beweisen?«
    »Ich habe keine Ahnung, Sarah. So viel ich weiß, hat mein Vater keiner verbrecherischen Organisation angehört, denn darauf lässt eine derartige Tat ja schließen.«
    »Wer hat es denn getan?«
    »Man hat den Täter nicht gefunden.«
    Sarah drehte ihr Glas zwischen den Händen. »Und man hat nie eine Spur der Täter oder des Mörders gefunden?«
    »Nein.«
    »Wo wurde Ihr Vater gefunden?«
    Nach dieser Frage hatte Alina Mühe, die Fassung zu bewahren. »Auf einer Müllhalde. Abgeladen wie ein Stück Dreck oder Abfall, den niemand mehr haben will. So ist es gewesen. Sie können sich vorstellen, Sarah, wie geschockt ich gewesen bin. Ich dachte, es wäre alles zu Ende. So kam es mir vor, aber das Leben ging weiter. Mein Vater und ich haben uns wunderbar verstanden. Ich bin bei ihm aufgewachsen. Meine Mutter kenne ich gar nicht. Sie ist schnell nach meiner Geburt mit einem anderen Kerl durchgebrannt. So lebten wir dann zusammen.«
    »Und das klappte?«
    »Super sogar. Ich war für meinen Vater Ein und Alles. Umgekehrt verhielt es sich auch so.«
    »Das kann ich mir denken.« Lady Sarah trank einen Schluck. »Welchem Beruf ging Ihr Vater denn nach?«
    »Er arbeitete als selbständiger Grafiker. Die Wohnung ist groß genug. Da hat er sich sein Atelier eingerichtet. Es lief alles normal, bis es dann zu dieser schrecklichen Tat kam.«
    »Die ohne Motiv war?«
    »Genau.«
    Sarah Goldwyn deutete ein Kopfschütteln an. »Pardon, Alina, ich möchte Sie nicht korrigieren, aber ich weiß aus Erfahrung, dass im Leben nichts ohne Motiv geschieht. Wenn jemand etwas tut, gibt es immer einen Grund für sein Handeln. Auch wenn die Verbrechen noch so irrational erscheinen, das Motiv ist vorhanden, und wenn es tief in einem selbst steckt.«
    »Ja, das habe ich auch gedacht, Sarah. Nur - bitte, können Sie es mir nennen?«
    »Ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Dabei habe ich gegrübelt, aber ich kam zu keinem Ergebnis. Ich habe meinen Vater nur als einen netten und mir gegenüber ausgeglichenen Menschen erlebt, der allerdings auch mal allein unterwegs war und dann oft tage- und nächtelang wegblieb. Es waren geschäftliche Termine, die er außerhalb wahrzunehmen hatte. Das jedenfalls hat er mir stets gesagt.«
    »Haben Sie ihm geglaubt?«
    »Hätte ich einen Grund gehabt, daran zu zweifeln? Ich weiß es selbst nicht. Ich habe auch gedacht, dass mein Vater eine Beziehung zu einer anderen Frau aufgenommen hatte und ich davon nichts wissen sollte. Ich wollte auch nichts wissen. Für mich war er immer der einsame Held, der keine Frau an seiner Seite braucht. Kinder können oft sehr egoistisch sein.«
    »Das liegt in der Natur der Sache«, erwiderte Sarah. »Aber da wir gerade von Beziehungen gesprochen haben, Alina. Wie sah das denn oder sieht es denn bei Ihnen aus? Haben Sie eine Beziehung zu einem Mann und…«
    »Nein, keine feste.«
    »Aber es gab welche?«
    Sie winkte ab. »So kann man das nicht sagen, Sarah. Es waren mehr flüchtige Bekanntschaften.«
    »Hat Ihr Vater die akzeptiert?«
    Alina lächelte schmal. »Er musste es. Ihm blieb nichts anderes übrig. Ich war ja erwachsen. Aber gern hat er es nicht getan, das weiß ich genau.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Außerdem waren es wirklich nur flüchtige Bekanntschaften. Ich habe zum Beispiel nie einen Mensch mit in unsere gemeinsame Wohnung gebracht. Das wollte ich meinem Vater nicht antun. Es war der gegenseitige Respekt voreinander, der zu diesem unausgesprochenen Pakt geführt hatte. So ist es dann gelaufen. Ein für mich normales Leben.«
    Alina nahm ihr Glas und trank wieder einen Schluck. Sarah beobachtete sie dabei. Wenn sie ehrlich war, konnte sie sich schlecht vorstellen, dass alles so glatt abgelaufen war, wie man es hier ihr erzählt hatte. Oberflächlich schon, aber im Hintergrund mussten Dinge lauern, die anders gelagert waren. Warum hätte
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