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1167 - Die Tochter des Dämons

1167 - Die Tochter des Dämons

Titel: 1167 - Die Tochter des Dämons
Autoren: Jason Dark
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verändert«, erklärte Alina. »Ich bin nur hin und wieder gegangen und habe Staub gewischt. Ich konnte es einfach nicht tun, verstehen Sie? Zudem wollte ich nicht akzeptieren, dass mein Vater nicht mehr unter den Lebenden weilt. Ich habe immer daran gedacht, dass plötzlich die Wohnungstür aufgeschlossen wird und er wieder im Raum steht. Obwohl das ja Unsinn ist.«
    »Da sind Sie nicht die einzige Person, der es so geht«, erklärte ich ihr und umrundete den Schreibtisch mit dem Computer.
    Jane erschien in der Tür. Sie hatte das Messer mitgenommen und hielt es in der Hand. »In den anderen Räumen habe ich keine Spuren entdeckt, die auf einen Fremden hindeuten. Hier scheint niemand eingedrungen zu sein.«
    »Einen Einbruch habe ich auch noch nicht erlebt!«, bestätigte Alina Wade.
    »Ja, das ist schon mal gut.«
    »Trotzdem habe ich immer das Gefühl gehabt, nie ganz allein in der Wohnung zu sein. In den Nächten war dieser Druck besonders stark. Da hatte ich oft das Gefühl, geheimnisvollen Besuch bekommen zu haben. Als wäre ein Geist in der Wohnung.«
    »Ihr Vater?«, fragte ich.
    »Ja, wer sonst?« Sie strich mit einer schon zärtlichen Bewegung über das Zeichenbrett. »Ich konnte seinen Tod nicht akzeptieren. Ich wollte es nicht. Er hat mir auch immer mal zu verstehen gegeben, dass ich etwas Besonderes bin. Als ich danach fragte, hat er nur gelacht und mir gesagt, dass ich es schon früh genug merken würde.«
    »Haben Sie ein Bild Ihres Vaters?«, erkundigte ich mich.
    »Ja, natürlich. Moment, es steht in meinem Zimmer. Ich hole es Ihnen.«
    Sie verschwand und ließ Jane und mich allein. »Mal ein kurze Frage, John, was hältst du von der Sache?«
    »Noch wissen wir so gut wie nichts.«
    »Irrtum. Wade war eine Kreatur der Finsternis. Davon gehe ich aus. Und er war zugleich ein Verräter. Er hat seine Artgenossen verraten. So frage ich mich, warum er das getan hat. Kannst du dir einen Grund vorstellen?«
    »Leider nicht.«
    »Ist er vielleicht zu menschlich gewesen?«, spann Jane den Faden weiter. »Kamen diese Erbanlagen mit ihm durch? Brachen Sie sich freie Bahn und waren sie so stark, dass er alles Dämonische ablegte? Hat er unter seinem Schicksal gelitten, weil er mal mit einem weiblichen Menschen verheiratet war und ein Kind gezeugt hat?«
    »Ich kann es dir nicht sagen, Jane. Das klingt zwar unwahrscheinlich, doch manchmal trifft es zu. Auch wir werden noch einiges lernen müssen.«
    »Aber das geht nicht so weit, dass wir sagen, dass die Kreaturen der Finsternis auch nur Menschen sind.«
    »Das auf keinen Fall.«
    Alina kehrte zurück. Sie hatte ein Bild ihres verstorbenen Vaters mitgebracht. Es steckte in einem Rahmen. Mit beiden Händen hielt sie es fest und presste es gegen ihre Brust.
    »Dürfen wir mal sehen?«, fragte ich und lächelte.
    »Ja, natürlich, gern.« Sie kam näher. Jane nahm es ihr aus der Hand. Gemeinsam schauten wir uns das Foto an.
    Ein Mann mit dunkelblonden Haaren war darauf zu sehen. Er hatte den Kopf zurückgedrückt und lachte den Betrachter an. Wenn ich mir das Bild so anschaute, konnte ich mir nicht vorstellen, dass dieser Optimismus ausstrahlende Mann von etwa fünfzig Jahren eine verfluchte Kreatur der Finsternis war.
    Andererseits war genau das ihr Vorteil. Sie versteckten sich hinter harmlosen Fassaden. Es waren Männer und Frauen. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, bei einem derartigen Menschen einen Dämon zu vermuten.
    »Ich habe ihn so geliebt!«, flüsterte Alina.
    »Das glaube ich«, sagte ich und reichte ihr das Bild zurück.
    Sie schaute mich fragend an. »Und? Haben Sie etwas herausgefunden? Kennen Sie meinen Vater?«
    »Nein, ich habe ihn nie gesehen, aber ich will ehrlich zu Ihnen sein, Alina. Er gefällt mir. Er ist ein Mann gewesen, dessen Freund man sein möchte.«
    »Danke, John, ich finde es toll, dass Sie das gesagt haben. Und Sie sind nicht der Einzige, der so über meinen Vater geredet hat. Er war vielen Menschen sympathisch. Aber jetzt lebt er nicht mehr und ist einfach nur noch Erinnerung.« Die Entspannung verschwand aus ihrem Gesicht, und trotzdem hatte sich bei ihr etwas verändert. Die Augen waren wieder normal geworden. Der Kuttenmann hatte seinen Einfluss verloren.
    Jane Collins deutete auf den Bildschirm. »Wenn Ihr Vater nicht mehr mitmachen wollte, dann wird er sich mit den Problemen beschäftigt haben, denke ich mir.«
    »Er hat nie darüber gesprochen. Erst jetzt bin ich mir sicher, dass er ein zweites Leben geführt hat.
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