Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1167 - Die Tochter des Dämons

1167 - Die Tochter des Dämons

Titel: 1167 - Die Tochter des Dämons
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Abwarten.
    In diesem Fall warteten sie ab. Sie lagen im Gras wie Tiere, die sich nach einem harten Lauf oder Kampf erholen mussten. Ansonsten taten sie nichts.
    Den ersten Schrecken hatte ich überwunden. Mein Gehirn fing wieder an zu arbeiten. Für mich stand einwandfrei fest, dass die Hunde nicht aus eigenem Antrieb handelten. Es musste jemand geben, der sie unter Kontrolle hielt, auch wenn er sich selbst nicht in der Nähe befand. Sie hatten wahrscheinlich Befehle erhalten, die sie einfach ausführen mussten.
    Auch Alina hatte sich wieder gefangen. Ich hörte sie laut atmen und wusste, dass sie bald sprechen würde.
    »Das ist doch nicht normal - oder?«
    »Nein, ist es nicht!«
    »Normalerweise hätten wir längst von ihnen angegriffen werden müssen, aber das ist nicht passiert. Deshalb frage ich mich, was dahinter steckt.«
    »Es gibt jemand, der ihr Herr ist. Dem sie bedingungslos gehorchen. Aber wir kennen ihn leider nicht.«
    Alina zuckte mit den Schultern. Die Bewegung gefiel zwei Hunden nicht, denn zwei von ihnen knurrten böse, sodass wir uns hüteten, uns irgendwie bemerkbar zu machen.
    »Sie erwarten von mir eine Antwort, nicht wahr, John?«
    »Sie werden mir keine geben können.«
    »Stimmt. Aber es geht um mich. Nur um mich. Ich habe Sie da hineingeritten, aber ich konnte beim besten Willen nicht ahnen, was auf uns zukommt. Und wissen Sie, John, was noch seltsam ist?«
    »Nein!«
    »Dass ich keine Angst habe.«
    »Gratuliere, Alina. Da geht es Ihnen besser als mir. Ich habe nämlich Angst.«
    »Ich nicht. Das ist mir nicht erklärlich. Ich bin ganz locker. Es macht mir nichts aus, in die Augen der Tiere zuschauen…«
    »Sehen Sie mich bitte an!«
    Alina drehte den Kopf.
    Ich wusste zwar nicht hundertprozentig Bescheid, aber es war so etwas wie ein Hinweis, den ich entdeckte. Alina wartete darauf, dass ich etwas sagte. Den Gefallen tat ich ihr und murmelte: »Wenn Sie Ihre Augen sehen würden, hätten Sie vielleicht eine Antwort. Sie sind auch weiterhin verändert. Sie sind nicht mehr die normale Alina Wade. Wahrscheinlich schüchtert das die Hunde ein.«
    Die junge Frau gab zunächst keine Antwort, was ich gut verstehen konnte. Es war sehr viel auf sie eingestürmt, und sie hatte in der letzten Zeit schon so etwas wie eine Metamorphose durchgemacht.
    Allein das musste sie erst verkraften.
    »Bin ich denn kein normaler Mensch mehr?«, fragte sie nach einer Weile. »Das kann ich mir selbst nicht vorstellen. So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt.«
    »Sie sind ein normaler Mensch, Alina.«
    »Das ist gut, danke.«
    »Aber Sie sind auch etwas anderes. Das Erbe ihres toten Vaters steckt in Ihnen. Als Toter hat er es Ihnen überlassen. Wie das geschehen konnte, weiß ich auch nicht.«
    Alina überlegte wieder. Dann deutete sie auf die Tiere. »Aber mein Vater hat nie etwas mit Hunden zu tun gehabt. Das weiß ich genau. Das hätte er mir gesagt.«
    »Sprachen Sie nicht davon, dass er öfter weg gewesen ist?«
    »Ja - schon. Im Nachhinein denke ich, dass es nicht öfter war als bei anderen Männern auch. Er musste beruflich auch seine Kunden besuchen. Da blieb es dann nicht aus, dass ich manchmal allein war. Aber ich habe ihm immer vertraut und bin dabei nicht schlecht gefahren.« Sie lächelte verlegen und auch etwas unsicher, als sie ihre Blicke wieder über die Körper der Hunde streifen ließ, die uns umzingelt hatten. Sie hockten auf dem Boden und warteten nur darauf, dass wir uns falsch bewegten. Zumindest glaubte ich daran. Wir wurden überwacht, aber nicht angegriffen, und ich fing an, über unsere Lage nachzudenken. Vor allen Dingen forschte ich nach einem Motiv für das Verhalten der Tiere.
    Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Hunde aus eigenem Antrieb handelten.
    Sie waren geschickt worden. Jemand musste sie auf uns gehetzt haben, und diese unbekannte Person hielt sich im Hintergrund auf.
    Ruhig waren sie nicht. Aus den Mäulern drangen die keuchenden und manchmal auch hechelnden Laute. Hin und wieder bewegten sich auch die beiden Kieferhälften. Da sah es so aus, als kauten sie auf einer Beute.
    Ich wusste, dass wir hier nicht die ganze Nacht würden stehen bleiben. Jemand hielt die Fäden in der Hand, aber er selbst blieb im Hintergrund verborgen.
    Nur Alina spürte schon vor mir etwas von einer Veränderung. Sie drehte sich mir zu, sodass ich in ihr Gesicht schauen konnte.
    »Haben Sie was?«, fragte ich.
    »Ja, John. Es wird sich etwas verändern. Ich spüre es.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher