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1167 - Die Tochter des Dämons

1167 - Die Tochter des Dämons

Titel: 1167 - Die Tochter des Dämons
Autoren: Jason Dark
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Wort schaute sie auf die Messerklinge, hob den Kopf dann wieder an, um mir in die Augen zu blicken.
    Ich ahnte schon etwas, aber ich wollte es genau wissen, deshalb fragte ich mit leiser Stimme. »Meinen Sie mich damit, Alina?«
    »Ja, John, Sie…«
    ***
    Das letzte Wort schwang aus, und ich forschte im Gesicht der jungen Frau nach, wie ernst es ihr dabei gewesen war. Sie fügte nichts mehr hinzu, aber sie war auch nicht in der Lage, meinem Blick standzuhalten.
    »Also soll ich umgebracht werden!«, stellte ich mit ruhiger Stimme fest.
    »Genau. Ich… ich… habe es Ihnen erst nicht sagen wollen, aber es ging einfach nicht anders, ich musste es tun. Ich konnte nicht zu Ihnen laufen und Ihnen das Messer hier in die Brust stoßen. Nein, das brachte ich nicht fertig. Ich bin nicht wie sie, aber ich bin schon wie sie. Manchmal fühle ich mich auf der Kippe. Jetzt weiß ich nicht mehr, wohin ich überhaupt noch gehöre. Bin ich die Tochter einer Kreatur der Finsternis oder eines Dämons?«
    Tja, was sollte ich ihr antworten? Die Wahrheit war grausam genug. Sie war es, sie war die Tochter einer Kreatur der Finsternis, wobei man da auch wieder relativieren musste, denn Henry Wade hatte versucht, sich aus seinem Schicksal zu stehlen. Wie er das versucht hatte, war uns unbekannt, aber die andere Seite hatte ihn nicht mehr gelassen und ihn deshalb getötet.
    »Bin ich es?«
    »Es könnte sein!«
    Alina schloss die Augen. Sie konnte nicht mehr sprechen. Es war auch ein Schock. Für sie geriet das Weltbild durcheinander. Sie musste zugeben, von einem Dämon großgezogen worden zu sein. Ein Dämon, der mit einem normalen Menschen ein Kind gezeugt hatte?
    »Was ist mit meiner Mutter?«, fragte sie mich.
    »Sie muss kein Dämon gewesen sein.«
    »Dann hat er sie…« Alina schüttelte den Kopf. »Nein, ich will es gar nicht wissen. Mir ist immer gesagt worden, dass meine Mutter ihren Mann verlassen hat. Das habe ich bisher auch geglaubt. Nun zweifle ich daran, John. Es kann durchaus sein, dass mein Vater sie umgebracht hat, weil er sie nicht mehr brauchte. Oder sehe ich das nicht richtig? Bitte, sagen Sie es mir.«
    »Es muss nicht so sein. Es ist auch möglich, dass Ihre Mutter von all dem nichts gewusst hat. Ich tendiere sogar dahin. Vielleicht hat sie einen Teil erfahren und ist gegangen. Das werden wir beide wohl nie mehr herausfinden.«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass der Kuttenträger Sie hasst, John. Er muss gemerkt haben, dass mehr hinter Ihnen steckt als es beim ersten Hinsehen den Anschein hat. Er hat uns auch verfolgt. Er war immer in der Nähe, ohne dass wir ihn sahen.«
    »Mit seinen Hunden?«, fragte ich.
    »Ja, das denke ich mir. Sie sind noch ruhig, aber das wird nicht so bleiben, John.«
    »Warum nicht?«
    Alina kannte die Antwort, doch es fiel ihr schwer, sie auszusprechen. Sie rang sich die Worte ab und suchte nach einer Lösung, die für mich nicht so brutal war. An ihrem Gesicht konnte ich die Not erkennen. »Wenn ich es nicht tue, John, wenn ich Sie nicht töte, dann werden die Hunde nicht mehr ruhig bleiben. Dann werden sie mich und Sie zerfetzen. Also bleibt mir keine Wahl…«
    ***
    Nachdem sie die Worte gesagt hatte, zeigte ich mich nicht einmal überrascht. Ich schaute sie nur an und suchte in ihren pupillenlosen Augen nach einem Hinweis, ob sie diesen Graben tatsächlich überspringen würde.
    »Das haben Sie sich gut überlegt?«, fragte ich.
    »Was soll ich denn machen?« Plötzlich war es mit ihrer Beherrschung vorbei. Sie begann zu weinen, und die Tränen schossen ihr aus den Augen. Alina schwankte von einer Seite zur anderen, aber da gab es nichts, woran sie sich hätte festhalten können. Alina steckte in einer wahnsinnigen Zwickmühle. Sie war die Tochter einer Kreatur der Finsternis, aber sie hatte nicht nur das Schlechte mitbekommen. In ihrem Körper befanden sich noch andere Gene. Wie bei Goethes Faust kämpften zwei Seelen in ihrer Brust.
    »Ich werde mich nicht töten lassen, Alina.«
    »Das weiß ich ja. Ich rede jetzt im Namen der Hölle, wie man es mir gesagt hat. Für mich gelten auch die Regeln, die man mir übermittelt hat. Ich muss mich entscheiden, und ich will nicht von den Zähnen der Hunde zerfleischt werden!«
    »So weit ist es noch nicht!«
    »Aber es wird bald passieren.« Sie schaute auf die Waffe, die einen kalten Glanz abgab. »Das habe ich noch nie getan, noch nie. Aber ich kann nicht anders.«
    »Eine Lösung gibt es immer«, sagte ich.
    »Welche denn?«
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