Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
114 - Sylphidas Rachegeister

114 - Sylphidas Rachegeister

Titel: 114 - Sylphidas Rachegeister
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
eine
Möglichkeit, den Chef von den Geschehnissen in Kenntnis zu setzen, der auf der
anderen Seite des Atlantik sich vom Einsatz seines
Agenten Klarheit versprach.
    Die Überlegung war jedoch so flüchtig, daß
Fred Lansing sie in dem Moment schon wieder vergaß, als sie ihm kam.
    Er sah wie in einen Schleier aus Nebel
gehüllt der Fischer Jonathan op Gwellyn, die Hände von den Ohren genommen
hatte, und sich in dem kleinen, schaukelnden Boot selbstvergessen und lächelnd
im Kreis zu drehen begann.
    Schlanke, flinke, nebelartige Gestalten
schienen ihn dabei zu führen.
    Plötzlich merkte Lansing, daß auch ihm eine
zarte, schmale Hand gereicht wurde.
    Die Hand - einer Frau!
    Sie stand im Boot vor ihm, und er wußte
nicht, wie sie dorthin gekommen war. Er fragte auch nicht danach, weil seine
Sinne schon zu betäubt waren, um zu einem solchen Gedanken überhaupt noch fähig
zu sein.
    »Komm !« wisperte die
sanfte, lockende Stimme. Die Schöne lachte ihn an, und er war gefangen von
ihrer Leidenschaft und Nähe, die alle seine Sinne betörte.
    Die Fremde schien über dem Boden zu schweben
und führte ihn über den Bootsrand hinweg.
    Aber da - war kein Wasser mehr...
    Das Boot war auf geheimnisvoll«' Weise an den
Gestaden eines bisher unbekannten Eilandes angelangt.
    Er verließ das schwankende Boot und fühlte Im
nächsten Moment festen Mo den unter sich, weich von Moos und Gras, wie ein
endloser Teppich ...
    »Komm !« wisperte die
schöne Unbekannte ihm zu und ergriff auch seine Hand.
    Temperamentvoll tanzte sie mit Ihm im Kreis.
Die Musik wurde immer intensiver und durchdrang seine Poren wie süßes Gift,
gegen das er sich nicht zur Wehr setzen konnte. »Wir Geister heben den Tanz und
die Musik . Du gefällst mir! Ich möchte, daß du bei
mir bleibst... für immer !«
    Fred Lansing alias X-RAY-10 nickte und hatte
die Welt vergessen, aus der er kam.
    »Wir sind hier auf Tirn Aill... in der
>anderen Welt< .. hörte er die lockende Stimme der
schönen Fremden -Nie wieder wirst du den Wunsch haben, von mir zu gehen ...«
    Dieser Wunsch war in dem Mann längst
erloschen.
     
    ●
     
    Andy Reef nahm das
Leben von der leichten Seite.
    Er war Maler und lebte von seiner Kunst mehr
schlecht als recht.
    Bilder kaufte nicht jeder. Dabei war das, was
Andy Reef in Farbe auf Leinwand zu Zeichenpapier bannte, alles andere als
alltäglich. Im Gegenteil, es war in höchstem Maß ungewöhnlich: Andy Reef,
siebenundfünfzig Jahre alt, aber jünger wirkend, hatte die Welt der Mythen und
Legenden als Metier gewählt.
    In seinem Haus, einer ehemaligen Fischerkate,
seit dreihundert Jahren im Familienbesitz, lebte er bescheiden, und seine
Bilder schmückten die Wände der Räume. Reef hätte es besser haben können.
Interessenten für seine ausgefallenen Motive, die Feen, Geisterwesen, Gnome,
Luft- und Wassergeister zeigten, gab es eigentlich zu Genüge. Aber Andy Reef
fiel es schwer, sich von einem Motiv zu trennen. Ihm war jedesmal, als würde
man etwas Persönliches von ihm nehmen.
    Er hatte sich auf die Darstellung der Wesen
aus dem Reich des Unsichtbaren spezialisiert, und es gab im ganzen Land
niemand, der die fremdartigen Gestalten und bizarren Wesen so gut und
lebensecht zeichnen und malen konnte wie er. Besucher, die von Zeit zu Zeit ins
Haus kamen, um seine Bilder zu sehen, hatten des öfteren geäußert, daß er wohl
in der Zeit zwischen den Dämmerungen an einsamen, wildromantischen Plätzen die
seltsamen Geistergeschöpfe bei ihrem Treiben beobachten würde.
    Andy Reef lächelte dann stets feinsinnig und
sagte nichts.
    Reef war ein kräftiger Mann, hatte fuchsrotes
Haar, einen Vollbart und einen echt irischen Dickschädel. Er tat das, was ihm
gefiel und ließ sich von niemanden hineinreden. Beides
wäre in der Einsamkeit, in der er lebte, auch schlecht möglich gewesen. Der
Maler lebte allein. Es gab niemand, der sich um die Hausarbeit kümmerte oder
für ihn kochte. Auch dafür war er selbst zuständig. Hinter dem Haus, nahe den
zerklüfteten Felsen zur Bucht, gab es einen Garten, in dem Reef Obst und Gemüse
anbaute, Kartoffeln erntete. Außerdem lag die See direkt vor seiner Haustür.
Manchmal fuhr der Mann, eingehüllt in schweres Ölzeug und einen breitkrempigen
Hut, hinaus, um zu fischen. Bei Wind und Wetter. Reef schien Tod und Teufel
nicht zu fürchten.
    Die Stunden, die er am meisten liebte, waren
die am Abend, der Nacht und des frühen Morgens, wenn die Schatten im
zunehmenden Tageslicht langsam zu weichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher