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114 - Sylphidas Rachegeister

114 - Sylphidas Rachegeister

Titel: 114 - Sylphidas Rachegeister
Autoren: Larry Brent
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wünsche ich Ihnen, meine Herren!
Ihre Maschine nach Dublin startet morgen früh um sechs Uhr dreißig von Genf.
Hals und Beinbruch ...«
    »Das, Larry«, sagte Pörtschner, nachdem
X-RAY-1 die Verbindung unterbrochen hatte, »hätten wir uns vielleicht schon
vorher beim Skifahren holen sollen, wie ?« Es war ein
makabrer Scherz, und nur Menschen, die oft zusammen waren und auf einer
Wellenlänge lagen, können sich erlauben, überhaupt eine solche Bemerkung zu
machen, ohne zu riskieren, falsch verstanden zu werden.
    Larry Brent grinste schmerzlich. »Wir haben
drei Tage genossen, mein Freund. Jetzt kommt der Ernst des Lebens wieder. Auf
die Zusage, den Ski- Urlaub fortzusetzen, würde ich mich nicht verlassen,
Peter... Wenn wir den Eingang ins Geisterreich finden, mag das ganz brauchbar
für unsere Mission sein. Aber bis wir den Ausgang wieder entdecken, kann der
nächste Winter vorbei sein .«
    »Vielleicht nicht nur der eine, sondern auch
die kommenden«, ergänzte der Schweizer und packte seine magische Kugel weg.
»Denken wir nur an Shawn Reef. Bei ihm hat’s offensichtlich über hundertfünfzig
Jahre gedauert, bis er wieder auf dem richtigen Weg war .«
     
    ●
     
    Seit dem außergewöhnlichen nächtlichen
Erlebnis hatte Andy Reefs Leben sich verändert.
    Der Mann, der grundsätzlich den ganzen Tag
schlief, stellte seinen Rhythmus um.
    Er ließ seine Arbeit liegen und begann wieder
zu lesen. Im Haus gab es unzählige Bücher. Ein Teil von ihnen war in Regalen in
einem Zimmer untergebracht, die anderen lagen verpackt und verstaubt in Kisten
auf dem Speicher und im Keller.
    Reef erinnerte sich dumpf, daß seine Eltern
und deren Eltern lange Zeit Tagebücher geschrieben hatten. Für diese Dinge
hatte er sich bisher nur beiläufig interessiert. Nun reizte es ihn, in den
alten Aufzeichnungen zu schnüffeln.
    Aber die Enttäuschung war groß.
    Die Bücher im Keller waren feucht geworden
und verrottet. Aber nicht nur das. Er entdeckte bei der Suche, daß die Seiten
herausgefressen waren und ihm haufenweise winzige Papierschnitzel
entgegenfielen. Ratten und Mäuse, die es in diesem alten Haus schon immer
gegeben hatte, hatten das Papier zerfressen.
    Mit einem Fluch auf den Lippen schleuderte
Reef die unbrauchbar gewordenen Aufzeichnungen in die Ecke. Die Papierschnitzel
flogen durch die Luft und senkten sich auf das Gerümpel, das seit eh und je
hier lag, und um das er sich nie gekümmert hatte. Seine Malerei hatte ihn stets
so ausgefüllt, daß er nicht mal dazu gekommen war, Dinge beiseite zu schaffen,
die sich im Lauf zweier und dreier Generationen hier ansammelten.
    Deshalb ärgerte er sich darüber, daß er nicht
schon früher auf die Idee gekommen war, in dem »Schatz« hier unten
herumzuschnüffeln.
    Das Auftauchen seines Urahns hatte Interessen
geweckt, die die ganze Zeit nur verschüttet waren.
    Viele Fragen, dessen war er sicher, hätten
möglicherweise durch Aufzeichnungen seiner Eltern und Großeltern eine Antwort
gefunden.
    Die Geschichte von Shawn, der spurlos
verschwand, der offensichtlich der Musik von Geisterwesen gelauscht oder von
ihnen Speise und Trank angenommen hatte, war eine lebhafte Erinnerung seiner
Kindheit.
    Er war - wie alle Menschen der Grünen Insel -
mit dem Glauben an die Mächte des Unsichtbaren und der Existenz der Geisterwelt
groß geworden.
    In der Einsamkeit und in den langen Nächten,
den Perioden der Dämmerung, der nebelverhangenen, geheimnisvoll raunenden See wurde die Phantasie der Menschen angeregt. Und in den
Nebelstreifen, in den unerklärlichen Schatten und Bewegungen sahen sie stets
etwas Übernatürliches.
    Andy Reef war in diesem Glauben und in dieser
Landschaft groß geworden. Er hatte die Fähigkeit mit auf die Welt gebracht,
Dinge, die ihn beschäftigten, in Form und Farbe umzusetzen.
    Die Welt des Sichtbaren und Unsichtbaren ging
in seinen Bildern eine seltene, gekonnte und überzeugende Verbindung ein.
    Dabei stand eines fest: er selbst hatte noch
nie einen Geist gesehen, noch nie eine Fee oder einen Kobold. Er malte sie aus
seiner Phantasie und anhand der Beschreibungen, die Menschen ihm gegeben hatten,
die von sich behaupteten, das seltsame »Völkchen« bei seinem Treiben schon
beobachtet zu haben.
    In den Bildern arbeitete er seine
Kindheitserlebnisse und seine reiche Innenwelt auf.
    Die Begegnung mit Shawn Reef ließ ihn diese
Dinge in einem anderen Licht sehen.
    Shawn konnte nicht hundertfünfzig Jahre in
dieser dreidimensionalen Welt herumgeirrt sein. Das
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