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1109 - Die Stunde der Krieger

Titel: 1109 - Die Stunde der Krieger
Autoren: Unbekannt
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angreifen. Und Wesen, die hartes Plastik zerknabbern können, als wäre es Mürbeteig, würden sicher auch mit menschlichen Knochen fertig werden. Aus all diesen Überlegungen heraus beschloß der Terraner, sich vorsichtig und lautlos zurückzuziehen, die Fremden vorerst sich selbst zu überlassen und diese unwahrscheinliche Geschichte zu melden.
    Dieser Vorsatz war zweifellos gut und richtig, aber Rudbeck hatte nicht damit gerechnet, daß seine uralte Werkzeugtasche ihm gerade in diesem Augenblick den Dienst aufkündigen könnte. Das gute Stück war fast schon museumsreif. Dex hatte sie von seinem Großvater geerbt, und der hatte behauptet, daß er sie seinerseits von seinem Großvater bekommen hatte. Die Tasche sah zwar alt und schäbig aus, aber sie war sehr praktisch und hatte bis zu diesem Augenblick allen Anfechtungen standgehalten. Aber gerade jetzt, da es mehr denn je darauf ankam, riß der Henkel.
    Die Tasche fiel zu Boden und öffnete sich, kippte zur Seite und entleerte mit lautem Getöse ihren ganzen Inhalt auf den harten Boden.
    Dex Rudbeck stand für den Bruchteil einer Sekunde wie erstarrt da. Dann zeigte es sich, daß er für sein Alter erstaunlich schnell reagieren konnte: Er warf sich herum und rannte davon, so schnell ihn seine Beine tragen konnten. Dabei hoffte er verzweifelt, daß er die fremden Kreaturen falsch eingeschätzt hatte. Vielleicht waren sie ja wirklich nur hungrig gewesen - und das nur auf jene Speisen, die der Automat ihnen zu liefern vermochte. Vielleicht waren sie sogar Vegetarier und ganz friedlich... aber sie waren es nicht. Ganz im Gegenteil: Sie hörten auf der Stelle auf, zu schlürfen und zu knabbern, und widmeten sich der Verfolgung des Terraners.
    Dex Rudbeck hatte in seiner Jugend ein wenig Sport getrieben, aber das war lange her. Außerdem waren die Laufdisziplinen nie sein Fall gewesen. Aber selbst wenn das anders gewesen wäre: Welcher Mensch kann einen Sprint über fünfhundert Meter hinlegen, dabei noch Haken schlagen, die Furcht vor einem unbekannten Gegner überwinden und über all dem stets daran denken, daß er den Transmitter, der am Ziel wartete, umpolen mußte - wozu er Zeit benötigte, die er nur durch einen gehörigen Vorsprung gewinnen konnte?
    Und dieses Rennen lief Dex Rudbeck gegen einen Gegner, dessen Beine sich mit roboterhafter Gleichmäßigkeit bewegten, der wie ein von einem gemeinsamen Willen dirigierter Schwarm handelte und von dem Wunsch besessen war, sein Wild zu stellen und zu töten.
    Niemand hätte dem unscheinbaren Dex Rudbeck in einem solchen Rennen auch nur die geringste Chance gegeben, und trotzdem schaffte er es. Auf dem Hinweg hatte er immer wieder auf seinen Plan sehen müssen, um sicherzugehen, daß er nicht eine falsche Abzweigung nahm, denn die Gänge in diesem Teil der BASIS waren weitverzweigt - ein wahres Labyrinth. Auf dem Rückweg indessen flitzte er mal rechts, mal links um die Ecken, ohne auch nur darüber nachzudenken. Seine Gegner folgten ihm unbeirrbar. Er hörte das schnelle Trommeln ihrer Füße und das geisterhafte Knistern ihrer Beißzangen. Der Gedanke, daß sie sie in wilder Gier aneinanderrieben, weil sie glaubten, eine sichere Beute vor sich zu haben, verlieh ihm zusätzliche Kraft. Dann sah er den Transmitter vor sich, hieb auf einen Schalter und mußte notgedrungen eine halbe Sekunde warten, bis er grünes Licht erhielt. Und eine weitere halbe Sekunde verging, bis er es schaffte, sich abzustoßen und im Hechtsprung das rettende Feld zu durchstoßen. Zu viele halbe Sekunden bei einem so entschlossenen Gegner.
    Als Dex Rudbeck auf der anderen Seite ankam, mitten in jener Einsatzzentrale, von der aus Monteure aller Fachrichtungen sich auf den Weg machten, da hing ihm eines von diesen rostfarbenen Ungeheuern auf dem Rücken und ein zweites an seinem Fuß, den es mit seinen Beißzangen festhielt. Es fühlte sich an, als wäre Dex in eine Wolfsfalle getreten. Er fühlte ein zweites Paar von Zangen in seinem Nacken, und er dachte: „Wenn dieses Biest mir die Wirbelsäule durchtrennt, ist es aus." Seine Kollegen und die Einsatzleiter hatten noch gar nicht begriffen, was da aus ihrem Transmitter gekommen war - sie waren starr, unfähig, einzugreifen und zu helfen. Aber Dex war vor den Füßen eines Mannes gelandet, der gerade im Begriff gewesen war, den Transmitter zu benutzen. Und dieser Mann trug eine moderne, überaus praktische Werkzeugtasche bei sich.
    Die Todesangst verlieh Dex Rudbeck ungeahnte Kräfte, und sie
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