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110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später
Autoren: Kurt Mahr
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hatte.
    „Was ist?! Sind sie …?“
    Schumacher nickte.
    „Kollision! Weiß der Teufel, womit!“
    Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und ging ein paar Schritte auf und ab. Als er plötzlich stehen blieb und Beckerle starr ansah, wußte der Leutnant, daß er etwas Wichtiges auf dem Herzen hatte.
    „Leutnant!“
    „Jawohl, Sir!“
    „Ich möchte gerne, daß Sie den gleichen Flug noch einmal unternehmen! Ich halte Sie für einen fähigen Offizier, der viel leicht in der Lage ist, den auftauchenden Schwierigkeiten auszu weichen. Das ist kein Befehl, sondern eine persönliche Bitte!“
    Beckerle entschied sich sofort.
    „Ich fliege selbstverständlich, Sir! Wen darf ich mitnehmen?“
    „Das bleibt selbstverständlich Ihnen überlassen. Nehmen Sie aber nicht mehr als zwei Leute!“
    Beckerle verstand, auch ohne daß es ausgesprochen wurde, was hinter den Worten sich versteckte – die Sorge, daß bei einem Mißlingen auch des zweiten Aufklärungsfluges zu viele Menschen verlorengingen.
    „Ich nehme die beiden Sergeanten Trimmer und McHenderley!“
    Schumacher nickte.
    „Ich brauche Sie wohl kaum darauf aufmerksam zu machen, daß Sie mit Optimismus alleine nicht durchkommen! Benutzen Sie alle Tricks, die Sie kennen! Fliegen Sie hoch und langsam – halten Sie mich ständig auf dem laufenden!“
    Beckerle grüßte und verließ den Raum.
     
    Beckerles Maschine erreichte das fragliche Gebiet ohne Hindernisse. Beckerle hatte die Steuerung dem Sergeanten McHenderley überlassen und selbst den Beobachterposten eingenommen.
    „Höhe 30 000 Meter! Geschwindigkeit 2,5 – mit weniger kann ich mich nicht halten! Sicht wie bei Ihnen, Sir! Vor wenigen Minuten konnte ich jedoch noch die Trümmer der ersten Maschine auf dem Hang des Gebirges erkennen. Sie muß aufgeprallt sein!“
    Die Sicht war gleich null. Die Fernsehschirme überzog dasselbe nichtssagende Grau wie beim ersten Anflug.
    „Radar?“ fragte Schumacher.
    „Versagt!“
    Beckerle hatte beim Einflug das gleiche Phänomen beobachtet wie die Besatzung der ersten Maschine – die Oberfläche eines Meeres, das nachweislich vor anderthalb Monaten noch nicht vorhanden war. Durch den Verlust der Kameraden beeindruckt, war Beckerle jedoch ein schärferer Beobachter.
    Ihm fiel auf, daß der Wasseroberfläche jede bestimmbare Farbe fehlte. Und er besaß genügend Phantasie, um nach anderen Erklärungen für diese Erscheinung zu suchen. Er dachte sich, daß, wer in der Lage war, eine Schallmauer zu errichten, vielleicht auch die Mittel hätte, eine Sichtmauer zu bauen – also eine Schicht, die keine Lichtwellen durchließ. Die Oberfläche dieser Schicht mochte dann den. Eindruck eines in den Strahlen der Morgensonne glitzernden Sees machen.
    Beckerle wandte sich nach Trimmer um und erklärte ihm seine Vermutung.
    „Was halten Sie davon?“ fragte er.
    Trimmer war ein Mann, der nur an das glaubte, was er sehen, hören oder riechen konnte. Er rümpfte die Nase.
    „Ziemlich unglaublich, Sir, nicht wahr?“
    McHenderley hatte die Unterhaltung mitgehört.
    „Hören Sie nicht auf ihn, Sir! Ich halte Ihre Idee für glänzend! Nehmen wir an, Sie haben recht – was tun wir dann?“
    Beckerle bedachte die technischen Mittel, über die die Maschine verfügte.
    „Ausleuchten mit Ultrarot!“ sagte er knapp. „Dazu sind wir aber zu hoch! Wir gehen herunter!“
    McHenderley sah ihn fragend an.
    „Wie tief?“
    „Übernehmen Sie den Beobachterposten – lassen Sie mich an das Ruder!“
    Sie wechselten schweigend die Plätze.
    „Was haben Sie vor, Sir?“ fragte McHenderley.
    Beckerle biß die Zähne aufeinander.
    „Ich stelle die Maschine aufs Heck!“
    McHenderley pfiff leise vor sich hin.
    „Wenn der Alte das erfährt, bringt er Sie vors Kriegsgericht!“
    „Haben Sie eine Ahnung von den Sorgen, die der Alte hat!“
    Die Aggregate der Maschine waren zwar, was ihre Energie anbetraf, durchaus in der Lage, das Flugzeug auf dem Staustrahl der Heckdüse zu halten. Jedoch war das Einbringen der Maschine in diese Lage und das Beibehalten der äußerst schwierigen Position mit einem derart hohen Risiko verbunden, daß es in der Fliegertruppe beinahe als ehrenrühriges Vergehen galt, ein Flugzeug so zu manövrieren.
    Trimmer sagte nichts, als Beckerle die Maschine langsam nach oben zog, um sie in die Senkrechte zu bringen, aber seine Stirn war feucht.
    Die Maschine stieg in senkrechtem Flug auf eine Höhe von etwa fünfzig Kilometern. Dort hatte Beckerle den Schub so weit
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