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110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später
Autoren: Kurt Mahr
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erreicht hätten, nicht in der Lage gewesen wären, den Einflug der Flotte ernsthaft zu behindern.
    Dasselbe Problem lag in dem Augenblick vor, als Schumachers und Beckerles Jeep vernichtet wurde. Die Sicherheitsvorrichtungen, über die Jordan in seinem Haus verfügte, wären sicherlich in der Lage gewesen, die beiden Offiziere wirkungsvoller am Eindringen zu hindern. Warum sie es nicht getan hatten, war eine Frage, die sich im Augenblick noch nicht beantworten ließ.
    Gegen Anfang des Jahres 2549 – Schumacher sah zunächst noch keinen Grund, von der Bordzeitrechnung abzugehen – traf die Flotte Vorbereitungen, sich über die Verhältnisse auf der Erde zu orientieren.
    Jedermann war sich darüber im klaren, daß bei der Aussendung von Aufklärern besondere Vorsichtsmaßnahmen angewandt werden mußten. Für den Fall, daß die geheimnisvolle Regierung sich nicht in ihre Karten sehen lassen wollte, hatte sie wahrscheinlich eine Vielfalt von Möglichkeiten, um dem Wissensdurst der Flotte einen Riegel vorzuschieben.
    Die Flotte verfügte über zehn Aufklärermaschinen, die mit ihren thermonuklearen Heißlufttriebwerken Geschwindigkeiten bis zu fünfundzwanzig Mach erreichten und sich als normale Flugzeuge ebenso einsetzen ließen wie als schwerelos kreisende Satelliten von Planeten, deren Gravitation nicht wesentlich stärker war als die der Erde.
    Schumacher überwachte den Flug des ersten Aufklärers selbst von der Zentrale der EUROPA aus. Das Bild, das die Panoramakameras der Maschine aufnahmen, wurde durch einen für seine Winzigkeit recht leistungsstarken Fernsehsender zur Flotte übertragen.
    Der Beobachter der Maschine, die mit drei Mann Besatzung flog, meldete sich, nachdem der Aufklärer rund hundert Kilometer von der Flotte entfernt war. Der Bildschirm erhellte sich und zeigte die schon bekannte Gras- und Buschsteppe.
    „Aufklärer an Kommandant! Wir fliegen in zwanzig Kilometer Höhe mit Mach 2,3! Es ist nichts Besonderes zu sehen! Wir gehen tiefer!“
    Schumacher hatte dagegen keinen Einwand. 20 000 Meter waren eine Höhe, die für eine sorgfältige Erkundung nicht sonderlich günstig war.
    Die Bildverbindung blieb eingeschaltet, während die Maschine zum Gleitflug überging. Schumacher schätzte die Höhe, in der der Pilot wieder zur Horizontale einlenkte, auf achttausend Meter.
    Zehn Minuten später tauchte am Horizont eine blitzende, schimmernde Fläche auf.
    „Kommandant an Beobachter! Was ist das?“
    „Ein Meer, Sir!“
    Schumacher schüttelte den Kopf und wandte sich an Beckerle, der neben ihm stand.
    „Besorgen Sie die Aufnahmen, die wir vor der Landung gemacht haben!“
    Beckerle war nach zwei Minuten wieder zur Stelle. Inzwischen hatte Schumacher von der Maschine deren genauen Standort erfahren.
    „Sehen Sie sich das an!“
    Schumacher deutete auf eines der Bilder, das aus hundert Kilometer Höhe aufgenommen war und eine nachträglich aufgebrachte Gradeinteilung aufwies.
    „Die Maschine steht hier!“ sagte Schumacher. „Sehen Sie sich das Bild an und vergleichen Sie mit dem, was der Sender übermittelt! Der Bursche behauptet, er fliege im Augenblick über ein Meer!“
    Die Photographie zeigte an der fraglichen Stelle festes Land. Die beiden nächsten Binnenmeere waren nach Nordosten und Südwesten mindestens tausend Kilometer entfernt.
    „Da stimmt etwas nicht!“ sagte Beckerle. „Sagen Sie dem Burschen, er soll aufpassen!“
    Schumacher nickte.
    „Schon getan! Die Maschine wird das sogenannte Meer umfliegen und genügend Aufnahmen machen, auf denen wir vielleicht etwas mehr sehen können!“
    Fünf Minuten später ging der Aufklärer erneut um ein Stück tiefer. Der Beobachter meldete:
    „Die Sicht wird schlecht! Wir gehen mit der Fahrt herunter – fliegen noch 1,5 Mach! Höhe 4000 Meter! Radar zeigt Hindernisse voraus – wahrscheinlich Berge!“
    „Seien Sie vorsichtig!“
    Das Bild auf den Fernsehschirmen verschwand langsam. Es wurde schwächer, und schließlich verschwammen die Konturen in ein einheitliches, nichtssagendes Grau.
    „Radar fällt aus!“
    Die Stimme des Beobachters knallte aus dem Empfänger. Schumacher zuckte zusammen.
    „Steigen Sie! Sofort!“
    „Jawohl, Sir! Wir – Vorsicht!“
    Das letzte Wort richtete sich an den Piloten. Aus dem Lautsprecher drang brüllend das Geräusch eines Aufschlags. Dann hörten sie nur noch das monotone Rauschen, das anzeigte, daß keine Sendung mehr empfangen wurde.
    Beckerle war so blaß, wie ihn Schumacher noch nie gesehen
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