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110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später
Autoren: Kurt Mahr
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Die Hälfte der Flotte war auf NEWHOPE zurückgeblieben, um den Siedlern eine gesicherte Raumfahrt zu gewährleisten. Mit der anderen Hälfte der Flotte hatte Schumacher, nachdem seine Aufgabe erfüllt war, den Rückflug angetreten.
    Die Siedlerflotte hatte für den Hinflug, die Suchzeit eingeschlossen, einen Monat gebraucht. Der Rückflug hatte für Schumacher und seine Leute knapp eine Woche gedauert. Da sie jedoch mehr als neunundneunzig Prozent der beiden Strecken mit Lichtgeschwindigkeit zurückgelegt hatten, bedeutete dies, daß auf der Erde inzwischen die Zeit vergangen war, die der wahren Entfernung zwischen Erde und NEWHOPE entsprach. Was Schumacher und der Rest seiner Flotte zu erwarten hatte, war eine Erde, auf der in der Zwischenzeit nahezu hundertundzehntausend Jahre vergangen waren.
    Um Schumacher herum saßen fünf seiner Offiziere, die im Augenblick Wachdienst hatten und den Flug der Flotte überwachten, nachdem sie von ihrer Höchstgeschwindigkeit auf interplanetarische Geschwindigkeit abgebremst hatte. Leutnant Beckerle überwachte den ständig schrumpfenden Abstand Erde – Flotte.
    „Entfernung 6,3.10 12 m. Einflugwinkel zur Erdbahnebene 51°. Voraussichtliche …“
    Er verschluckte den Rest dessen, was er hatte sagen wollen, als der Mann am Funkgerät zu keuchen begann.
    „Was ist los?“ fragte Schumacher.
    „Wir werden angerufen!“
    „Schalten Sie lauter!“
    Aus dem Lautsprecher kamen unverzerrt, aber trotzdem unverständlich, Laute einer fremden Sprache. Rein phonetisch war zu verstehen, daß ein und dieselbe Meldung fünfmal wiederholt wurde. Das Gerät schwieg dann, um nach einer Pause von etwa einer halben Minute die Meldung in fünffacher Wiederholung nochmals von sich zu geben.
    „Holen Sie Dr. Mahendra!“ befahl Schumacher.
    Einer der jungen Leutnants verließ seinen Posten. Es dauerte fünf Minuten, bis er mit dem Inder wiederkam. Jedes der Expeditionsschiffe verfügte über einen Sprachsachverständigen, da damit gerechnet werden mußte, daß bei Rückkehr der Schiffe auf der Erde inzwischen soviel Zeit vergangen war, daß dort keine der geläufigen Sprachen mehr gesprochen wurde.
    Mahendra hörte sich die Sendung einige Male an. Dann schüttelte er den Kopf.
    „Das ist nicht zu verstehen. Hundertzehntausend Jahre sind zuviel für die irdische Sprachentwicklung!“
    Schumacher überlegte. Schließlich erklärte er:
    „Wir beachten den Anruf nicht! Wir fliegen weiter!“
    Schumacher war sich darüber im klaren, daß er ein Risiko einging. Es konnte gut möglich sein, daß er im Augenblick den. Warnruf einer automatischen Wachstation unbeachtet ließ, und sich damit der Gefahr aussetzte, angegriffen zu werden.
    „Vielleicht ist es doch besser, wenn wir antworten“, meinte Leutnant Beckerle.
    Schumacher nickte.
    „Sie haben recht, Leutnant.“
    Er wandte sich an den Funker.
    „Geben Sie unsere Daten durch!“
    „In welcher Sprache?“
    „Englisch!“
    Die nächsten Minuten verstrichen in gespannter Nervosität. Jeder Mann wartete auf die Anzeige des Flottenrundspruchs. Sie kam nach etwa acht Minuten vom äußersten linken Flügel der Flotte.
    „Annäherung unbekannter Objekte, aus 135-vertikal/260-horizontal! Reagieren nicht auf Anruf! Erbitten Anweisungen von Kommandant!“
    Schumacher fragte zurück.
    „Wie viele?“
    Die Entfernung vom Flaggschiff, das in der Mitte der Flotte flog, bis zum äußersten linken Flügel betrug etwa zehntausend Kilometer. Die Antwort kam prompt.
    „Fünfzehn! Entfernung 2.10 7 m! Größe zunächst noch nicht erkennbar! Geschwindigkeit rund 2.105 m/sec!“
    Für Schumacher bestand kein Zweifel darüber, daß es sich bei den unbekannten Objekten um Abwehrraketen handelte. Zu seiner Zeit waren die wirksamsten Raketen diejenigen mit thermischer Steuerung gewesen. Gegen diese Art von Raketen besaßen die Schiffe seiner Flotte ein geeignetes Abwehrmittel. Obwohl Schumacher bezweifelte, daß die Erde nach hundertundzehntausend Jahren noch die gleiche Art von Waffen verwendete, zögerte er jedoch nicht, das Schutzmittel in Anwendung zu bringen.
    Seine Stimme klang spröde, als er über Flottenrundspruch bekanntgab:
    „Sämtliche Schiffe sofort mit Thermoabwehr belegen! Wir werden wahrscheinlich angegriffen!“
    Er wandte sich an Beckerle.



„Abstand zur Erde?“
    „5,4.10 12 m! Geschwindigkeit 1,8.10 8 m/sec!“
    Schumacher gab diese Daten in den Rechenautomaten und wählte einige neue Angaben hinzu. Wenige Sekunden später hatte er die
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