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110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später
Autoren: Kurt Mahr
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amerikanischen Kontinent. Es bestand eine feste Landbrücke, die, soweit es vom Schiff übersehen werden konnte, bis weit unter den Äquator hinabreichte. Sie war auf seltsam regelmäßige Art von mehr als tausend Binnenseen unterbrochen.
    Leutnant Beckerle hatte seine Meinung über dieses Phänomen als erster bereit.
    „Das sieht aus, als sei es künstlich angelegt!“
    Schumacher nickte.
    „Sie können recht haben!“
    Die EUROPA hatte ebenso wie die gesamte Flotte ihren Kurs mittlerweile der Erdumdrehung angepaßt. Langsam und unbehelligt sanken die Schiffe, jetzt in dicht aufgeschlossener Formation, auf die Erdoberfläche.
    Aus dieser Höhe hätte man größere Städte unbedingt wahrnehmen müssen. Es deutete jedoch nichts darauf hin, daß solche Ansiedlungen auf der Erde des Jahres 112 000 noch existierten.
    Die Flotte landete gegen 15 Uhr auf einer weiten, von Gras und Busch bestandenen Ebene. Die adiabatischen Heißlufttriebwerke, die nur bei Start und Landung auf bewohnbaren Planetenoberflächen verwendet wurden, entfachten einen Steppenbrand, der ohne ersichtliche Ursachen sofort wieder erstickte.
    „Wahrscheinlich ist das Gras präpariert“, sagte Leutnant Beckerle.
    Er fand jedoch niemand, der bereit gewesen wäre, auf seinen Spaß einzugehen.
    Den übrigen schien das Phänomen unbegreiflich.
    Schumacher starrte in Gedanken versunken auf den Bildschirm. Über den Rundspruch kamen die Analysen der irdischen Atmosphäre.
    „Keine Veränderungen seit dem Start! Verlassen der Schiffe ohne Schutzanzug ungefährlich!“
    Schumacher wandte sich abrupt um und bedeutete Beckerle, den Flottenrundspruch einzuschalten.
    „Alle Mann bleiben an Bord! Ich selbst werde mit einigen meiner Offiziere eine Erkundungsfahrt unternehmen! Für den Fall, daß mir etwas zustoßen sollte, übernimmt Kapitän Hull das Kommando über die Flotte! Ende!“
     
    Schumacher hatte schließlich doch darauf verzichtet, eine stärkere Begleitung mitzunehmen, und war mit Beckerle allein gefahren. Sie benutzten einen der in der Flotte üblichen Elektro-Jeeps, dessen Fahrwerk im Notfall mit wenigen Handgriffen in ein Raupengetriebe umgewandelt werden konnte.
    Beckerle war der jüngste Offizier der Flotte, die, nachdem die Hälfte auf NEWHOPE zurückgeblieben war, insgesamt zehntausend Köpfe an Offizieren und Mannschaften zählte. Beckerle war, als Schumacher startete, ein sechzehnjähriger Kadett gewesen, der gerade von der Raumakademie kam. Schumacher hatte ihn nach den Vollmachten, die man ihm gegeben hatte, zum Leutnant befördert und sich ständig um ihn gekümmert. Beckerle schien ihm mit Abstand der intelligenteste seiner Leute zu sein.
    Die Folge davon war, daß Beckerle sich ab und zu Bemerkungen erlauben konnte, die jedem anderen zumindest einen scharfen Tadel eingetragen hätten.
    In der Waffenkammer des Flaggschiffes hatten sie sich mit den Waffen versehen, die ihnen für ihre Patrouillenfahrt notwendig zu sein schienen. Beckerle hatte Schumacher angegrinst und gesagt:
    „Ich bin nicht so sehr davon überzeugt, daß wir mit unseren Pistolen viel gegen einen Gegner ausrichten können, der mehr als hunderttausend Jahre Zeit hatte, sich neue Waffen auszudenken! Immerhin gebe ich zu, daß diese altmodischen Dinger uns ein gewisses Gefühl der Beruhigung verschaffen!“
    Schumacher wußte nur allzugut, daß Beckerle im Grunde recht hatte. Er grinste nur zu der Bemerkung.
    Nach dem jahrhundertealten Motto aller Raumfahrer: Glaube nie, was du für selbstverständlich hältst, sei wirklich selbstverständlich – hatten sie auch ihre Raumanzüge angelegt. Die Helme hielten sie griffbereit neben sich auf den Sitzen des Jeeps.
    Nachdem der Jeep ausgeschleust worden war, hatten sie sich eine Weile überlegt, in welche Richtung sie fahren sollten. Es gab keinerlei Anhaltspunkte dafür, wo sie am besten Erfolg haben würden, um etwas zu finden. Beckerle grinste seinen Kommandanten an und sagte:
    „Ich glaube, Sir, irgendeine Richtung ist die beste!“
    Schumacher nickte.
    Sie fuhren los. Der Jeep bewegte sich auf dem zwar ebenen, aber dennoch holprigen Gelände mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa dreißig Kilometern in der Stunde. Zwei Stunden lang waren die stetig kleiner werdenden Konturen der Schiffe der einzige Markierungspunkt, an dem sie erkennen konnten, daß sie sich überhaupt bewegten. Die Landschaft um sie herum blieb die gleiche. Gras – Büsche – und manchmal ein paar niedrige Bäume. Auffallend war, daß die
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