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110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später
Autoren: Kurt Mahr
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geschehen, daß die Menschheit auf einen ungeheuren Erfahrungsschatz zurückblickte. Die klügsten Männer der neunten Dekade glaubten, diese Erfahrungen so auslegen zu können, daß sie ein allgemeingültiges Gesetz über die Entwicklung der Kultur zu entwickeln in der Lage seien. Sie waren überzeugt davon, daß die Entwicklung der Menschheit im allgemeinen und – nach Einarbeiten jeweils verschiedener Sonderbedingungen – die eines einzelnen Planeten sich genau nach dem sogenannten Harding’schen Gesetz richtete, – Harding war der Mann, der das Gesetz zum erstenmal formulierte. – Die Menschheit war damals durchaus in der Lage, eine Maschine – ein riesiges Elektronengehirn – zu bauen, die mit allen Daten des Harding’schen Gesetzes gefüttert wurde und von diesem Augenblick an die weitere Entwicklung eines Planeten genau nach diesem Gesetz lenkte. Auf den meisten Welten wurden derartige Maschinen gebaut und übernahmen die Regierungsgeschäfte.
    Zur gleichen Zeit etwa machte ein Mann namens Kues die ersten Experimente, denen die Mathematik und Geometrie des fünfdimensionalen Imaginärraumes zugrunde lag. Die Versuche fraßen eine Unmenge an Energie, waren aber erfolgreich. Kues baute sie weiter aus und erreichte schließlich, daß er beliebige Materie ohne Zeitverlust an jeden beliebigen Ort im Kosmos transportieren konnte. Die breite Masse erfuhr niemals von den Dingen. Eine kleine Schar von Männern sah jedoch damals, daß nun ihr Zeitpunkt gekommen war.
    Das erste Kuratorium wurde gebildet. Es machte sich zur Aufgabe, im ganzen bekannten Universum dafür zu sorgen, daß die Entwicklung nicht gewaltsam gestört werde. Die Kues’sche Erfindung wurde weiter ausgebaut. Das Kuratorium erhielt einen eigenen Planeten als Wohnsitz zugeteilt, auf den es jeweils die fähigsten Wissenschaftler seiner Zeit berief. Das Kuratorium hat niemals in den vergangenen dreißigtausend Jahren seine ungeheure Machtfülle mißbraucht. Es arbeitete im geheimen und entschwand bald dem Bewußtsein der übrigen Menschheit. Die Entwicklung des Kosmos verlief bis zum heutigen Tage streng nach dem Harding’schen Gesetz.
    Ihnen, Kommandant Schumacher, blieb es überlassen, dem Kuratorium zum erstenmal zu zeigen, daß das Harding’sche Gesetz unvollkommen ist.
    Wir wissen heute, daß das Gesetz emotionelle Größen wie Liebe zur Heimat, Stolz und ähnliche Dinge nicht in seine Aussagen einbezieht.
    Vor einigen Tagen, als ich zum erstenmal mit Ihnen sprach, war ich noch überzeugt davon, daß Sie Schiffbruch erleiden würden. Sie erinnern sich: ich sprach von einem Beweis, den Sie erbringen müßten!“
    Schumacher nickte.
    „Sie haben den Beweis erbracht. Das Kuratorium – und damit auch ich – ist der festen Überzeugung, daß derjenige, dem es gelingt, eine der Regierungsmaschinen zu beseitigen, größere Ansprüche hat als das Harding’sche Gesetz.“
    Schumacher lächelte.
    „Ist das nicht schon wieder ein Gesetz?“
    „Nein – das ist ein Glaube. Letzten Endes der Glaube an Treue, Liebe und Gerechtigkeit. Daß Sie bei der Erbringung des Beweises ungeheures Glück hatten, ist dabei unerheblich.“
    „Wieso hatten wir Glück?“
    „Sie hatten erstens Glück, weil Sie sich Ihre seelische Widerstandskraft erhalten haben. Jeder Mensch unserer Zeit wäre umgekehrt, wenn ihm von der Neptunbahn aus Raketen nachgeschickt worden wären. Sie hatten zweitens Glück, als Midas Aleut über Ihre Ultrarotaufnahmen von dem Gebäude so erschrak, daß er Ihnen das Geheimnis der Maschine offenbarte. Sie hatten drittens Glück, daß die Maschine nach dreißigtausendjähriger Ruhe einen Teil ihrer Überwachungsfunktionen nicht mehr ausübte. Sie hätten sich sonst nirgendwo auf der Oberfläche dieses Planeten auch nur eine Sekunde lang verstecken können.
    Aber wie gesagt: das ist unerheblich. Sie haben die Wette – wenn ich mich so ausdrücken darf – gewonnen. Darüber hinaus: Sie haben das Kuratorium davon überzeugt, daß es bisher verschiedene Dinge übersehen hat.
    Das Kuratorium bietet Ihnen an, selbst Kurator zu werden und bei der Umgestaltung dieser hohen Versammlung behilflich zu sein!“
    Schumacher war zu überrascht, als daß er sofort hätte antworten können.
    „Ich verstehe das, Kommandant!“ sagte Sigma Theta. „Lassen Sie mich Ihnen inzwischen etwas anderes erklären. Der Ostflügel des Maschinengebäudes beherbergt den Maschinenteil, der die Verbindung zwischen den einzelnen Welten und dem Kuratorium besorgt.
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