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110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später
Autoren: Kurt Mahr
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tot oder ohnmächtig zu sein. Schumacher rief ihn an, nachdem er sich gefaßt hatte. Aber die Schallschwingungen schienen nicht bis zu dem Mann durchzudringen. Schumacher trat an die Liege heran und berührte den Fremden. Der zuckte zusammen und fuhr auf. In seinen Augen stand unbeschreibliches Entsetzen.
    Er stammelte eine Frage, die Schumacher und Beckerle nicht verstanden. Sie deuteten auf ihre Ohren, zuckten mit den Schultern und schüttelten die Köpfe. Beckerle zeigte zudem noch auf seine Raumkombination. Der Unbekannte schien zu verstehen. Er ging zu einem Gerät, das an der einen Wand des Raumes hing, und sprach ein paar Worte hinein. Im gleichen Augenblick empfanden Schumacher und Beckerle Gedankenimpulse der gleichen Art, wie sie sie schon am Rande des Waldes aufgenommen hatten. Die Frage des Fremden war unmißverständlich:
    „Wer seid ihr?“
    Schumacher antwortete ohne Überlegung:
    „Menschen der Erde! Wir sind im Jahre 2540 mit einer Expedition von der Erde gestartet und jetzt zurückgekehrt!“
    Das Gesicht des Fremden wurde blaß. Er begann zu zittern.
    „Mein Gott, er bekommt einen Kollaps!“ stöhnte Beckerle.
    Schumacher winkte ab.
    „Lassen Sie ihn!“
    Es dauerte eine Weile, bis der Fremde sich soweit erholt hatte, daß er wieder sprechen konnte. Er wandte Schumacher und Beckerle den Rücken zu und sprach direkt in das Gerät. Die Gedankenimpulse, die die beiden Offiziere empfingen, riefen in ihren Gehirnen ein seltsames Zerren hervor.
    Schumacher glaubte es darauf zurückführen zu können, daß der Unbekannte in besonderer Erregung sprach.
    „Geht wieder weg! Stört unsere Ruhe nicht!“
    Schumacher zuckte mit den Schultern.
    „Wohin sollen wir gehen?“
    „Geht wieder fort! Stört unsere Ruhe nicht! Es ist genug Platz in der Galaxis!“
    „Warum sollen wir fortgehen?“ fragte Schumacher weiter.
    „Ihr stört unsere Ruhe! Die Ruhe ist uns heilig! Die Regierung wird euch vernichten, wenn ihr nicht geht!“
    Er war während des Wortwechsels merklich blasser geworden. Nach seiner letzten Antwort war er nicht mehr fähig, sich aufrechtzuerhalten. Er wankte zu seiner Liege zurück und warf sich hin.
    Der Fremde – Schumacher nahm an, daß es Esquilin Jordan sei – machte den Eindruck eines Mannes, der in seinen letzten Zügen lag. Schumacher beugte sich vornüber und versuchte, den Kopf des Fremden zu sich herumzudrehen, als er bemerkte, daß die Atemzüge schwächer wurden.
    Er sah in ein paar Augen, deren lebloser Blick jedem Laien verraten hätte, daß der Mann tot war. Schumacher fühlte den Puls des Fremden, um sich zu überzeugen. Kopfschüttelnd stand er wieder auf.
    „Er ist tot!“ sagte er ratlos.
    „Aber – aber …“, stotterte Beckerle.
    Schumacher winkte ab.
    „Lassen Sie mich nachdenken!“
    Sie machten es sich in zwei Möbelstücken bequem, die sie ihrer Gestalt nach für Sessel hielten. Wie vom Krebs gebissen fuhren sie wieder auf, als sie bemerkten, daß diese Sessel, sobald sie sie berührten, zu vibrieren begannen. Nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatten, machte Beckerle als der jüngere einen erneuten Versuch, sich dem Gerät anzuvertrauen. Es stellte sich heraus, daß die Vibration des Sessels dem Körper außerordentlich guttat.
    „Setzen Sie sich hin, Sir!“ sagte Beckerle. „Das erfrischt ungemein.“
    Schumacher ließ sich nieder und begann sich so intensiv mit den Gedanken zu beschäftigen, die ihn bedrückten. Er nahm sich zum erstenmal Zeit, den Fremden auf der Liege genauer zu betrachten. Er war angezogen, wie es der Temperatur dieses Gebietes entsprach – mit Shorts und einem hemdähnlichen Etwas. Er war sicherlich nicht größer als anderthalb Meter, und seine ganze Figur schien nur aus Haut und Knochen zu bestehen. Dessen ungeachtet machte er den Eindruck eines überaus intelligenten Mannes. Seine Stirn war ungewöhnlich hoch, und Schumacher hatte selten klügere Augen gesehen als die seinen, während er vorhin mit ihm sprach. Es war unmöglich, sich dem Eindruck zu entziehen, daß man es hier mit einer biologisch degenerierten Rasse zu tun hatte. Es war weiterhin leicht zu erkennen, daß die irdische Menschheit in den vergangenen 110 000 Jahren genügend Gelegenheit hatte, sich bis zu diesem Stadium zu entwickeln. Die Sorge, daß man es hier mit einer Art fremden Rasse zu tun hatte, die im Laufe der irdischen Geschichte von außen her eingedrungen war, bestand nach der Ansicht Schumachers durchaus nicht.
    Schumacher verstrickte
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