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110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später
Autoren: Kurt Mahr
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Schumacher kam der Verdacht, daß sich der Begriff Ruhe im Laufe der Jahrzehntausende zu einem religiösen Wert entwickelt haben könne. In diesem Fall, galt es, noch vorsichtiger zu sein als bisher. Schumacher beschloß, die Unterhaltung zunächst einmal in die Länge zu ziehen.
    „Haben Sie drei unserer Schiffe zerstört?“ fragte er. .
    „Ja!“ sagte Midas Aleut.
    „Warum?“
    „Um euren Aufbruch zu beschleunigen!“
    Schumacher dachte nach.
    „Ich möchte mit Ihrer Regierung sprechen“, sagte er schließlich.
    „Ich bin die Regierung!“ erklärte Midas.
    „Sie können nicht die ganze Regierung sein!“
    „Aber ich spreche für die ganze Regierung!“
    „Das nützt mir nichts! Wir haben nicht die Absicht, die Ruhe der Erde zu stören. Ich brauche irgend jemand, der meine Gründe versteht.“
    „Das ist unmöglich!“
    Schumacher wurde allmählich wütend. Der Hartnäckigkeit dieses Burschen war nur mit gröberen Mitteln beizukommen. Schumacher wußte, daß die Flotte gegen die technischen Mittel der heutigen irdischen Zivilisation nicht ankam; aber es würde ihm vielleicht gelingen, dem Zwerg einen Schrecken einzujagen.
    „Darf ich Ihnen unsere Flotte zeigen?“ fragte er.
    Midas nickte.
    „Ich werde mitkommen! Mein Begleiter bleibt hier!“
    Schumacher war das gleichgültig. Er lehnte es jedoch ab, die Scheibe zu benutzen, auf die der Zwerg deutete.
    „Ich fahre lieber mit meinem Jeep!“
    Midas lächelte geringschätzig und setzte sich neben Schumacher.
    Die Pioniere der Flotte hatten bisher noch keine Zeit gehabt, mehr als behelfsmäßige Straßen anzulegen. Der Jeep holperte kräftig, während Schumacher ihn mit hoher Geschwindigkeit durch die Schlaglöcher laufen ließ.
    Midas verfärbte sich und preßte die Hände auf den Magen.
    „Ist Ihnen schlecht?“ fragte Schumacher.
    „Langsamer!“ stöhnte der Zwerg.
    Schumacher grinste. 110 000 Jahre schienen von der Widerstandsfähigkeit des menschlichen Körpers nicht mehr viel übrig gelassen zu haben. Jordan war am Schreck gestorben, und Midas Aleut wurde durch eine Autofahrt seekrank.
    Als sie mit dem Aufzug zur untersten Schleuse des Flaggschiffes hinauffuhren, hörten sie das Heulen der Strahltriebwerke von Beckerles Aufklärer. Schumacher fiel ein Stein vom Herzen, während Midas erschreckt zusammenfuhr.
    „Was ist das?“ fragte er.
    „Ein Flugzeug!“ sagte Schumacher kurz.
    Er gab dem Posten in der Schleuse Anweisung, Beckerle sofort nach seiner Landung in den Kommandoraum zu schicken.
    Auch während des Ganges zur Zentrale zeigte sich Midas von seiner Übelkeit, die durch die Fahrt mit dem Auto hervorgerufen war, und dem Schreck, den er bei der Landung des Flugzeuges erlitten hatte, weit mehr beeindruckt als von den technischen Einrichtungen des Schiffes.
    Im Kommandoraum bemühte sich Schumacher, die Funktion der verschiedenen Armaturen zu erklären. Er zweifelte daran, daß der Zwerg in der Lage war, alles zu verstehen und nahm die Gelegenheit wahr, die Möglichkeiten, die dem Schiff zur Verfügung standen, um einige Nuancen zu übertreiben.
    „Was Sie hier sehen, ist die Abschußvorrichtung für H-Raketen. Was H-Raketen sind, dürfte Ihnen bekannt sein. Ich nehme an, daß die Raketen, die beim Anflug zur Erde drei meiner Schiffe vernichteten, derselben Art waren!“
    Midas nickte.
    „Glauben Sie, daß wir, wenn wir gezwungen wären, uns zu wehren, sehr wohl in der Lage sind, Ihre heilige Ruhe zu erschüttern?“
    Midas war blaß geworden. Allerdings wußte Schumacher nicht, ob dies eine Nachwirkung seiner Übelkeit oder auf das zurückzuführen sei, was er ihm gesagt hatte. Er wurde in seinen Erklärungen durch Beckerles Eintritt unterbrochen. Allein aus der Art, in der Beckerle in den Kommandoraum stürmte, war zu erkennen, daß er Erfolg gehabt hatte.
    „Haben Sie die Bilder?“ fragte Schumacher.
    „Jawohl, Sir!“
    Beckerle zog ein Paket aus der Tasche seiner Kombination.
    „Hier sind sie!“
    Schumacher versuchte, das Zittern seiner Hände zu verbergen, als er das Paket öffnete. Es enthielt die Aufnahmen, die Beckerle von seiner Maschine aus mit Hilfe von Ultrarot-Scheinwerfern und -Filtern gemacht hatte.
    Schumacher nahm das erste zur Hand.
    „Das Bild ist …“
    Er wurde unterbrochen durch Midas’ spitzen Schrei. Der Zwerg wankte und stürzte zu Boden. Schumacher starrte ihn sprachlos an.
    „Einen Arzt, schnell!“ befahl er.
    Eine Ordonnanz rannte davon, aber Midas kam wieder zu sich, bevor der Arzt eintraf. Er
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