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Robin Wuff und Bruder Katz

Robin Wuff und Bruder Katz

Titel: Robin Wuff und Bruder Katz
Autoren: Stefan Gemmel
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Heldensagen – und was die Helden dazu sagen
    D ie Sonne strahlte mit aller Kraft vom Himmel. Die Wiese war erfüllt vom lauten Summen der Bienen, die fleißig von Blüte zu Blüte flogen. Schmetterlinge tanzten in der heißen Sommerluft, und ein Trupp Ameisen war gerade dabei, ein Stückchen Wurst vom Gehweg in seinen Bau zu transportieren.
    Golden schimmerte das Licht durch die Blätter der Linde mitten im Garten, und auf dem Dach saß eine Amsel, die aus voller Kehle sang.
    Amadeus und Moritz lagen ausgestreckt im Garten vor der Hundehütte. Sie schauten demeifrigen Treiben der anderen Tiere zu und ließen sich die Sonne auf den Pelz brennen.
    »Laaaaangweilig!«, sagte Moritz und gähnte. Mit viel Mühe drehte sich der Kater von einer Seite auf die andere.
    Amadeus nickte.
    »Furchtbar laaaangweilig!«, bestätigte er und rieb seine Hundeschnauze.
    Gerade wollte Moritz zu einem tiefen Seufzer ansetzen, als vom Nachbarhaus her fröhliche Stimmen zu hören waren. Geschirr klapperte, und es herrschte ein lebhaftes Treiben.
    »Hm, eine Feier?« Moritz spitzte die Ohren.
    »Vielleicht ein Familientreffen«, vermutete Amadeus und hob den Kopf.
    In diesem Moment hörten sie den Nachbarsjungen rufen: »Mama, Oma, ich habe das Buch gefunden!«
    Mit einem Schlag waren Hund und Kater hellwach! Sie sprangen erfreut auf alle viere und sahen sich mit großen Augen an. Müdigkeit und Trägheit waren von ihnen abgefallen.
    »Vorlesestunde!«, riefen sie im Chor.
    Moritz sprang begeistert in die Luft. »Genau das, was wir jetzt brauchen.«
    »Oh ja, Vorlesestunde«, schwärmte Amadeus. »Komm, lass uns hinüberschleichen.«
    So unauffällig wie möglich robbten sie zwischen den Hecken hindurch und über die Wiese des Nachbarn.
    Auf der Terrasse saß der Nachbarsjunge mit seiner Mutter und seiner Großmutter. Kaffee und Kuchen standen vor ihnen auf dem gedeckten Gartentisch. Der Junge hielt ein dickes Buch in den Händen.
    Hund und Kater blieben in Deckung. Sie wollten nicht stören. Vorsichtig setzten sie sachteeine Pfote vor die andere und nutzten geschickt die Büsche zur Tarnung.

    »Ah, Amadeus! Moritz!«, rief der Junge plötzlich. »Setzt euch doch zu uns!«
    Hund und Kater sahen sich mit einer Mischung aus Überraschung und Enttäuschung an. Aber dann sprangen sie zur Terrasse, legten sich nebeneinander zwischen den Jungen und seine Großmutter und ließen sich Wurst und Wasser bringen.
    Der Junge schlug das Buch auf. »Ich fange mit Lesen an«, bestimmte er. »Dann ist Oma an der Reihe und dann du, Mama.«
    Die beiden Frauen nickten.
    Der Junge steckte seine Nase tief in das Buch.
    »Robin Hood«, las er laut. Dann blickte er über die Seiten hinweg zu seiner Mutter. »Die Einleitung auch?«
    Die Frau nickte wieder: »Lass mal hören, was uns erwartet.«
    Der Junge las weiter: »Die Zeit, in der RobinHood lebte, war eine dunkle, schwere Zeit für England. Richard Löwenherz saß gefangen, und sein Bruder Johann regierte mit harter Hand. Dem Volk ging es sehr schlecht, denn es musste hohe Steuern bezahlen und Abgaben leisten. Da gab es aber einen edlen Geächteten, der für Gerechtigkeit sorgte. Robin Hood beraubte die Reichen und gab alles an die Armen im Land weiter. Die Legenden und Geschichten von Robin Hood sind uns durch Ba… durch Ball… Balla…« Der Junge stockte. Dann versuchte er es erneut: »… sind uns durch Balladen überliefert worden. Mama, was sind denn Balladen?«
    »Gedichte aus dem Mittelalter«, erklärte die Mutter, und die Großmutter fügte hinzu: »Damals gab es noch kein Radio oder Fernsehen oder Zeitungen. Wenn Helden durch das Land zogen und Abenteuer erlebten, wurden sie von Sängern oder Dichtern begleitet. Diese Barden hielten die Abenteuer in Reimen fest, um den Leuten später davon zu erzählen oder vorzusingen. Ihre Reime nennt man Balladen.«
    »Aha. Ich verstehe. Also reimende Reporter?«
    Die Großmutter lachte. »Wenn du meinst. Ja, so könnte man es nennen.«
    »Bei uns in Deutschland gab es auch einige Barden«, erklärte die Mutter. »Nicht nur in England, wo Robin Hood herkommt. Der berühmteste Barde in Deutschland hieß Walther von der Vogelweide. Er lebte ziemlich genau zu der Zeit, in der auch Robin Hood lebte: um 1200 herum.«
    Der Junge prustete laut los. »Das ist ja ein lustiger Name: Walther von der Vogelweide.«
    »Na, na, nicht lachen!« Die Mutter hob tadelnd einen Zeigefinger in die Höhe. »Walther von der Vogelweide war ein wirklich bedeutender und mutiger
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