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110000 Jahre später

110000 Jahre später

Titel: 110000 Jahre später
Autoren: Kurt Mahr
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gedrosselt, daß sie, auf dem Heck stehend, langsam zu sinken begann.
    Trimmer nahm einen Anruf von Schumacher auf. Beckerle erhielt dadurch Gelegenheit, den Kommandanten über seine Absicht zu informieren.
    „Passen Sie auf sich auf!“ war das einzige, was Schumacher antwortete.
    „Wir sinken mit einer Geschwindigkeit von etwa hundert Metern pro Sekunde. Ich glaube nicht, daß uns dabei etwas zustoßen kann!“
    „Gut, Leutnant!“
     
    Nach anderthalb Monaten, in denen nichts geschehen war, was Schumacher darüber hätte aufklären können, in welche Situation er mit seiner Flotte geraten sei, trafen die ersten beiden wichtigen Erkenntnisse mit nahezu erschreckender Gleichzeitigkeit ein.
    Die erste Überraschung bot der mit Beckerles Maschine verbundene Bildschirm. Beckerle kommentierte dazu:
    „Ich leuchte aus etwa fünfhundert Metern Höhe mit Ultrarot aus. Vor den Empfängern liegen UR-Filter!“
    Alles übrige war so deutlich, daß Schumacher es auch ohne Kommentar verstand.
    Die starken Ultrarotscheinwerfer der Maschine hatten ein Gebäude, oder vielmehr den Teil eines Gebäudes erfaßt, das sich bis zu einer Höhe von vielleicht dreihundert Metern erhob. Das Bild zeigte ein flaches Dach von fugenloser Glätte, das jedoch mit einem Wald von antennenähnlichen Masten bestanden war. Schumacher schätzte die Tiefe des Gebäudes auf einen Kilometer. Die Kanten verschwanden ebenso wie die seitliche Begrenzung in dem Bereich, der von Beckerles Scheinwerfern nicht mehr erfaßt wurde.
    Die Fronten des Baus waren nicht zu sehen, da die Maschine senkrecht über ihm stand.
    Während Schumacher noch überlegte, was er von der Entdeckung zu halten hatte, wurde er von Jordans Haus angerufen. Einer der Posten meldete sich. Sein Gesicht auf dem Bildschirm grinste.
    „Sir, ein fliegender Teppich nähert sich!“
    Schumacher war nicht in der Laune, Spaße anzuhören.
    „Drücken Sie sich etwas deutlicher aus!“
    „Jawohl, Sir, ich blende um!“
    Er drehte sein Aufnahmegerät in den freien Luftraum über dem Jordan’schen Haus. Das Bild erfaßte einen ovalen, offenbar flachen Gegenstand, der sich langsam herabsenkte. Nach einer Minute erkannte Schumacher die Gestalten von zwei Menschen auf der Oberseite der Platte.
    „Anweisungen, Sir?“ fragte der Posten.
    „Unternehmen Sie nichts! Ich komme!“
    Er beauftragte einen der anwesenden Offiziere, die Verbindung zu Beckerles Maschine aufrechtzuerhalten und verließ das Schiff. Mit einem Jeep fuhr er zum Haus hinüber.
    Die ovale Platte war inzwischen gelandet. Die zwei Fremden hatten sich neben ihr postiert. Sie waren ebenso bekleidet wie Esquilin Jordan kurz vor seinem Tod; aber sie sahen nicht halb so intelligent aus wie er.
    Die Platte zeigte keinerlei Vorrichtung, die darauf hinwies, daß sie beweglich war. Von allem, was er bisher gesehen hatte, schien Schumacher dies das Erstaunlichste zu sein.
    Einer der Fremden begann zu reden. Seine Stimme klang ähnlich blechern wie die des Robot-Warnsystems, das Jordans Haus umgeben hatte. Schumacher nahm an, daß er ein Gerät zur Aussendung von Gedankenimpulsen im Mund hatte, denn er war in der Lage zu verstehen, was gesagt wurde.
    „Ich bin Midas Aleut, der Präsident der Regierung!“
    Schumacher hielt die Behauptung für einen Scherz. Diesem Mann mit seinem stumpfsinnigen Gesicht hätte er nicht einmal den Posten eines Stiefelputzers übertragen.
    Trotzdem antwortete er wahrheitsgemäß:
    „Ich bin Robert S. Schumacher, Kommandant der Siedlerflot te EUROPA, gestartet im Jahre 2540 christlicher Zeitrechnung!“
    Es war nicht zu erkennen, ob der Zwerg das zur Kenntnis nahm.
    „Warum seid ihr nicht verschwunden?“ fragte er.
    „Warum sollten wir?“
    „Weil wir unbehelligt leben möchten! Wir brauchen keine Störenfriede!“
    „Schön – das sind Ihre Motive! Unsere sind die, daß wir die Erde als unsere Heimat haben und keinem Menschen das Recht zugestehen, uns von hier zu vertreiben!“
    Der Zwerg nickte ausdruckslos.
    „Sehen Sie!“
    Er zeigte mit der rechten Hand auf den See hinaus. An der Stelle, auf die er deutete, begann das Wasser plötzlich zu brodeln. Dampf stieg auf.
    Schumacher bezwang seine Erregung.
    „Schön – und?“
    Der Zwerg begann zu keuchen.
    „Seht ihr unsere Macht nicht?“
    „Doch! Wollen Sie uns umbringen?“
    „Wir wollen unsere Ruhe haben! Verschwindet von hier!“
    Es schien in der Sprache dieser Menschheit kaum einen Satz zu geben, in dem das Wort „Ruhe“ nicht vorkam.
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